Königlicher Architekt! Der Mann hinter dem Wandel bei Real Madrid

Ob Vinicius, Endrick oder bald vielleicht Jude Bellingham: Juni Calafat hat in der Vergangenheit einige bemerkenswerte Transfers für Real Madrid eingefädelt. Die klubinterne Transferpolitik hat er als Chefscout revolutioniert. Wer ist der Mann hinter dem königlichen Wandel?

Jude Bellingham und Real Madrid? Es ist das Thema der Stunde in der Welt des Fußballs. Nach Informationen der spanischen Marca hat Dortmunds Superstar bereits eine Grundsatzvereinbarung mit den Königlichen über einen Transfer im Sommer getroffen.

Die Verhandlungen seien demnach „fast abgeschlossen“. Wie Transferexperte Fabrizio Romano darüber hinaus berichtet, ist bereits ein Meeting mit dem BVB angesetzt, um sich auf die Modalitäten zu verständigen. Real steht allem Anschein nach kurz davor, einen Coup zu landen – Juni Calafat sei Dank, der inmitten der Gespräche einmal mehr die entscheidende Rolle spielt.

Architekt der Blancos

Der 50-Jährige ist der unauffällige, aber zunehmend einflussreiche Architekt der Blancos. In Madrid geboren, wuchs er in seiner Jugend zunächst in Brasilien auf. Die Verbundenheit zu dem südamerikanischen Land sollte für Calafat später noch eine wichtige Rolle spielen. Erste Erfahrungen sammelte er im spanischen Fernsehen als Kommentator und Experte für den brasilianischen Fußball. Durch seine Tätigkeit im TV machte er bereits früh Bekanntschaft mit einer Reihe von brasilianischen Spielern in Madrid, darunter Kaka oder Ronaldo Nazario, der bis heute ein enger Freund Calafats ist.

2014 kam er dann als Scout zu Real und tauchte in königlichen Diensten fortan nach Perlen in der großen, weiten Fußballwelt. Seit jeher arbeitet Calafat im Hintergrund. Er gibt keine Interviews, hat keine Medienpräsenz. Intern genießt er jedoch hohe Anerkennung. Immerhin wurde er bereits drei Jahre später, 2017, zum Chefscout befördert. Die Transferpolitik der Madrilenen hat sich seitdem grundlegend verändert.

Immer seltener sind es die großen Namen a la Eden Hazard (2019 rekordweise für 115 Mio. Euro gekommen) oder James Rodriguez (2014 für 75 Mio. Euro gekommen), die für teilweise horrende Summen in Spaniens Hauptstadt gelockt werden und sich nicht selten als großer Flop entpuppen. Unter Calafat bewegt man sich weg von den Galaktischen hin zu vielversprechenden, jungen Talenten, die bereits bei anderen Klubs mit ersten Auftritten glänzen konnten.

Enge Beziehung zu Spielern & ihren Familien

So war er die treibende Kraft hinter den Verpflichtungen von Federico Valverde (2016 als 18-Jähriger bei Penarol Montevideo entdeckt und für gerade einmal fünf Millionen Euro in Reals Jugend gelotst), Vinicius Junior (2018 als 18-Jähriger von Flamengo gekommen) und Rodrygo (2019 als 18-Jähriger vom FC Santos verpflichtet).

Der Chefscout ist dafür bekannt, schon weit im Vorfeld der Unterschrift enge Beziehungen zu Spielern und ihren Familien aufzubauen. Für Calafat ist das gegenseitige Vertrauen von grundlegender Bedeutung. Sein muttersprachliches Portugiesisch ermöglicht ihm zudem, gerade im von Talenten nur so wimmelnden Brasilien Netzwerke aufzubauen. Auch das soll ihm bei den Verpflichtungen von „Vini“ und Rodrygo gegenüber der Konkurrenz Vorteile eingebracht haben.

Letzterer gewährte im vergangenen Jahr gegenüber ESPN Einblicke in die Verhandlungen und erzählte: „Ich war mit meiner Mutter zu Hause. Mein Vater war am Morgen ausgegangen und sprach eine halbe Ewigkeit mit Juni (Calafat, Anm. d. R.). Ich hatte bei Barca bereits alles unterschrieben, aber mein Traum war es immer, für Madrid zu spielen. Als sie nach Hause kamen, ging mein Vater an mir und meiner Mutter vorbei in mein Zimmer, nahm eins meiner Real-Trikots, warf es mir zu und sagte: ‚Jetzt musst du dich entscheiden: Barcelona oder Madrid.‘ Diesen Moment werde ich nie vergessen.“

Teil des Führungs-Trios

Calafat ging mit seiner Transferstrategie durchaus ins Risiko, die Bosse musste er von seinem Modell zunächst überzeugen. Valverde, Vinicius und Rodrygo gleichermaßen wurden von Beginn an vollwertig in den Profi-Kader integriert. Nach Startschwierigkeiten avancierten sie mehr und mehr zu Leistungsträgern. Mittlerweile sind sie nicht wegzudenken aus Reals Stammelf. Und sie sind noch immer jung – ein großer Trumpf der Transferpolitik unter Calafat, der neben Geschäftsführer Jose Angel Sanchez und Präsident Florentino Perez heute eine der Spitzen des madrilenischen Führungs-Dreiecks bildet.

Der Chefscout blieb seinem eingeschlagenen Weg treu. 2021 wurde Eduardo Camavinga als 18-jähriges Supertalent von Stade Rennes verpflichtet, im Sommer 2022 folgte Aurelien Tchouameni (damals 22) von der AS Monaco.

Im zurückliegenden Dezember vermeldete Real die Verpflichtung des 16-jährigen Wunderkinds Endrick von Palmeiras. Der brasilianische Stürmer gilt als eines der vielversprechendsten Talente der Welt und unterschrieb bis 2027 mit der Option, das Papier bis 2030 auszudehnen. Zahlreiche europäische Top-Klubs hatten ein Auge auf ihn geworfen. Dank Calafat hat Madrid wieder einmal den Zuschlag erhalten. Endrick wird im Juli 2024 zu Real kommen, erst dann ist er volljährig.