Koller kritisiert Einstellung der Spieler – Ulmer im Kreuzfeuer

ÖFB-Teamchef Marcel Koller wirkte bei der heutigen Kaderbekanntgabe für das WM-Qualifikationsspiel gegen Irland sehr aufgebracht und emotional. Grund dafür, sei die fehlende Einstellung einiger Spieler. Ins Kreuzfeuer der Kritik geriet Salzburg-Spieler Andreas Ulmer. Koller wollte den Linksverteidiger in den Kader für das wichtige Spiel in Dublin berufen, kassierte von Ulmer jedoch eine Absage. Der 31-jährige Verteidiger von Red Bull Salzburg hat am Wochenende des Irland-Spiels seine Hochzeit geplant.

Hochzeit statt ÖFB-Team

„Er war hinter Fuchs und Suttner Nummer drei. Wir wollten ihn jetzt eigentlich aufbieten, er hat aber leider was anderes vor – hat da seine Heirat geplant“, erklärte der Schweizer auf der Pressekonferenz. Fuchs war nach der EM 2016 aus dem Nationalteam zurückgetreten. Markus Suttner gab vor wenigen Wochen seinen Abschied aus dem Nationalteam bekannt. Ulmer kam in der Ära Koller bisher nur auf einen Kurzeinsatz beim Testpiel gegen Brasilien (1:2) im November 2014 und war seither nicht mehr im Kader des ÖFB-Teams.

Koller über Andres Ulmer

Das ist ist ein Spieler, der jetzt jahrelang – leider für ihn – nur auf Abruf war, aber wenn er jetzt eine Hochzeit plant, während eines Teamlehrgangs…“, kritisierte Koller den Salzburger Linksverteidiger.
Auf die Frage ob die Tür für Ulmer jetzt endgültig zu sei, antwortete der 56-jährigen Schweizer: “Ja, ich kann sowas nicht nachvollziehen, tut mir Leid.”

Auch wenn Teamchef Koller Ulmer als Nummer drei hinter Fuchs und Suttner bezeichnete, spiegelt sich das in den letzten Aufstellungen des Nationalteams nicht wider. Denn anstatt auf Suttner, Ulmer oder Alaba als Nachfolger von Fuchs zu setzen, experimentierte Koller mit anderen Varianten. In den WM-Quali-Spielen gegen Wales (2:2), in Serbien (3:2-Niederlage) und gegen Irland (0:1-Niederlage) versuchte es der Schweizer mit dem gelernten Innenverteidiger Kevin Wimmer. In den letzten Partien lief das ÖFB-Team zumeist mit einer Dreierkette bestehend aus drei gelernten Innenverteidigern auf.

Salzburg informierte ÖFB über Knieblessur Ulmers

Salzburg hat sich angesichts der Äußerungen von ÖFB-Teamchef Marcel Koller zu Andreas Ulmer verwundert gezeigt. Koller sei aber sehr wohl auch über die Knieblessur Ulmers informiert gewesen, habe das aber gar nicht erwähnt, betonten die Salzburger.

„Wir wissen, dass er mit dem Knie schon länger Probleme hat. Er trainiert einen Tag, dann wieder einen anderen nicht“, beschrieb „Bullen“-Coach Oscar Garcia die Verletzungssituation be Linksverteidiger Ulmer. Vonseiten des Clubs wurde auch betont, dass Koller und ÖFB-Sportdirektor Willi Ruttensteiner in einem Gespräch mit Salzburg-Sportdirektor Christoph Freund über die Blessur informiert worden seien. „Ich habe in meiner bisherigen Karriere wenige Spieler gehabt, die so professionell sind wie Andi“, sagte Oscar über den 31-Jährigen.

Der Spanier wollte aber keine Kritik am ÖFB üben. „Das Nationalteam ist nicht meine Sorge. Wenn der Teamchef ein Problem mit ihm hat, dann ist es ein Problem zwischen den beiden. Ich bin froh, dass ich so einen professionellen Spieler habe“, erklärte der Katalane. Der österreichische Serienmeister Ulmer war unter Koller nie erste Wahl gewesen, aber beständig auf der Abrufliste des Schweizers aufgeschienen.

Salzburg-Sportdirektor Christoph Freund zeigte wenig Verständnis, schließlich habe man das ÖFB-Team auch über die Knieblessur informiert. „Das haben wir gestern auch so mit Ruttensteiner und Koller besprochen, darum wundert es jetzt mich schon ein bisschen, dass sie das auf die Hochzeit abtun, dass der Andi nicht dabei ist – das verdient sich der Andi Ulmer nicht“, sagte Freund im ORF.

 

Quo vadis, Stefan Stangl?

Als weiteren Kritikpunkt an der Personalpolitik des Teamchefs kann man die Einberufungen von Linksverteidiger Stefan Stangl finden. Der Ex-Rapid-Spieler sitzt bei Red Bull Salzburg oft nur auf der Tribüne, war aber seit der Europameisterschaft 2016 immer im Aufgebot des Nationalteams. Nur bei den letzten beiden Spielen im März zählte der Steirer nicht zum Aufgebot. Nun steht Stangl wieder im 23-Mann-Kader für das Spiel gegen Irland – als einziger gelernter Linksverteidiger.

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„Gejammere um Termin nicht nachvollziehbar“

Das „Gejammere“ um den späten Termin nach einer langen Saison kann Koller nicht nachvollziehen. „Jeder Spieler muss für sich entscheiden, will ich für Österreich spielen oder nicht? Seit 2002 ist dieser Termin nach der Saison im Kalender. Darauf kann ich mich als Spieler vorbereiten“, so Koller, der fortführte: „Will ich für das Nationalteam spielen oder lieber in den Urlaub fliegen?“ Den Spielern müsse auch bewusst sein, dass sie nicht nach Mauritius reisen können, wenn sie auf Abruf sind, sondern in der Nähe bleiben müssen.“

 

Bild: GEPA