Nach zwei Remis zum Auftakt: Bayern noch nicht im neuen Jahr angekommen

Früh im neuen Jahr herrscht beim FC Bayern Katerstimmung. Nach dem gerade noch abgewendeten Total-Fehlstart ins neue Fußballjahr sprach Sportvorstand Hasan Salihamidzic Klartext. „Es ist jetzt höchste Zeit, dass wir umschalten, dass wir genauso anfangen, wie wir in der zweiten Halbzeit gespielt haben, dass wir begreifen, dass es jetzt um die Meisterschaft geht“, sagte Bayerns Sportvorstand nach dem 1:1 am Dienstagabend gegen den 1. FC Köln.

Vier Tage zuvor hatte der Hinrunden-Erste im Topspiel bei RB Leipzig ebenfalls 1:1 gespielt. Zuvor hatte es zehn Pflichtspielsiege hintereinander gegeben, die Bayern spielten dominant und effektiv. Nach der langen WM-Pause scheinen einige Münchner Profis aber noch nicht richtig angekommen. Salihamidzic sieht Einstellungsdefizite. Es gebe aber auch „einige Jungs, die wollen, die die richtige Mentalität auf den Platz bringen“, betonte er mit Blick auf Kapitän Joshua Kimmich, der gegen Köln per Fernschuss den späten, aber verdienten Ausgleich (90.) besorgte. Der Torschütze ortete ebenfalls Mängel bei der Einstellung: „Das ist keine Sache von Taktik oder Fitness, sondern es ist die Bereitschaft.“

Gnabry sorgt für Aufregung

Einer, der am Mittwoch zum Rapport antrat, war Serge Gnabry. Der deutsche Teamspieler musste sich nach seinem Ausflug nach Paris zu einer Modemesse mitten in einer Englischen Woche Kritik gefallen lassen. „Das ist amateurhaft. Das ist genau das, was ich nicht mag. Das ist nicht Bayern München, irgendwo rumzuturnen, wenn man einen freien Tag hat“, sagte Salihamidzic am Dienstagabend. Gnabry war nach einer mäßigen Leistung von Julian Nagelsmann zur Pause ausgewechselt worden. Der Trainer mochte das „Boulevard-Thema“ nach dem Spiel nicht verbal anheizen.

Dazu kommt ein anderes Problemfeld abseits des Platzes. Die Causa Manuel Neuer brodelt weiter vor sich hin. So will sich der Club laut einem Bericht der „Sport Bild“ mit dem Torhüter wegen der schweren Verletzung und langen Ausfallzeit über einen möglichen Gehaltsverzicht unterhalten. Neuer hatte sich nach der WM bei einer Skitour den Unterschenkel gebrochen und fehlt dem Rekordmeister für den Rest der Saison. Die Bayern verpflichteten deshalb den Schweizer Yann Sommer und zahlten Berichten zufolge acht Millionen Euro Ablöse an Mönchengladbach.

Inwiefern Neuer in den Plänen des Clubs über die Saison hinaus eine wichtige Rolle spielt, darf hinterfragt werden. Keinen Einfluss soll gemäß der sportlichen Führung die Trennung des langjährigen Tormanntrainers Toni Tapalovic haben, einem Vertrauten Neuers. Dies sei „keine Entscheidung gegen Neuer“, versicherte Nagelsmann.

Köln verpassen Sieg in München knapp

Die Kölner hielten die Führung nach dem frühen Tor von Ellyes Skhiri (4.) lange. Florian Kainz, Dejan Ljubicic und Co. durften sich mit Schlusspfiff kurz ärgern, auch das österreichische Duo strich aber das Positive hervor. „Wir haben echt ein gutes Spiel gemacht. Der Ausgleich war verdient, muss man auch sagen“, meinte Kainz. Der nach der Pause eingetauschte Ljubicic erklärte: „Es fühlt sich unglücklich an, aber wir können uns für die heutige Leistung nur gratulieren.“ Weiter geht es für Köln gegen Schalke, das Schlusslicht kassierte am Dienstag eine herbe 1:6-Abfuhr daheim gegen Leipzig.

Dem Titelkampf hauchten die Kölner jedenfalls neue Spannung ein. Das Aufeinandertreffen der Bayern mit Eintracht Frankfurt am Samstag (18.30 Uhr/live Sky) in München wird zum echten Schlager. Die Eintracht um Trainer Oliver Glasner war erst Mittwochabend in Freiburg im Einsatz. Beide Teams hatten die Möglichkeit, den Rückstand auf die Bayern auf drei Zähler zu verkürzen.

Wolfsburg mit nächstem Torfestival

Keine Gefahr geht aktuell noch vom VfL Wolfsburg aus. Die sieben Zähler hinter den Bayern liegende VW-Werkself präsentierte sich auch im zweiten Frühjahresauftritt voll in Fahrt. Nach dem 5:0 bei Hertha BSC hält Wolfsburg nach zwei Spielen bei sechs Zählern und 11:0 Toren. Patrick Wimmer wusste erneut zu gefallen und war einer der Besten seiner Elf.

Trainer Niko Kovac analysierte dennoch recht nüchtern. „Wir genießen den Moment und die Situation. Das kann sich schnell wieder drehen“, warnte er. „Gute Mannschaften freuen sich heute Abend, die freuen sich morgen und spätestens Donnerstag und Freitag geht der Blick auf die nächste Aufgabe“, forderte der Ex-Profi Konzentration für das Auswärtsspiel bei Werder Bremen am Samstag ein.

(APA) / Bild: Imago