Ski-WM: Abfahrts-Kurssetzung lässt Gemüter hochgehen – FIS reagiert

Das erste Abtasten der Ski-Herren mit der Abfahrtsstrecke „Vertigine“ in Cortina d’Ampezzo hat die Gemüter hochgehen lassen. Mit mehreren Torfehlern war „Kurvenverweigerer“ und Lokalmatador Dominik Paris der Schnellste im Training, zumindest seine Zeit ist daher nicht aussagekräftig. 1,56 dahinter lag der Deutsche Simon Jocher, es folgten Max Franz (1,58) und Otmar Striedinger (1,78). Matthias Mayer hatte 2,31 Rückstand, Daniel Hemetsberger 2,53 und Vincent Kriechmayr 2,92.

Wie von vielen Athleten nach dem Training gewünscht, wird die Kurssetzung an jener Passage vor dem Sprung, die sich schon im Super-G als sehr speziell herausgestellt hat, und an zwei weiteren Abschnitten nochmals umgesetzt. „Unsere Philosophie war von vornherein, einen sehr sicheren Weg zu wählen. Das war der Plan. Es war schwer einzuschätzen. Wir werden ein paar Tore öffnen, morgen wird es perfekt sein und mehr Spaß machen“, sagte FIS-Chef-Renndirektor Markus Waldner.

„Da ist viel zum Videoschauen, da kommst dir so schlecht vor, die fünf Tore vor dem Sprung sind so ein Gewürge. Der untere Teil ist mir sehr gut gelungen“, hatte Franz nach seiner Trainingsfahrt gemeint. „Eingebremst gehört die Passage, aber ein bisserl öffnen könnte man es. Wenn man dreißig Meter hüpft, macht das auch nichts“, sagte Striedinger.

Er habe gehört, dass sich ein paar Athleten sehr aufregen, meinte Mayer. „Es ist zum Draufeinstellen, aber es wird ja noch umgesetzt. Wir haben mittlerweile einen Athletengruppe, da war gestern die Diskussion von den Amerikanern, dass sie es langsam setzen sollen über den Sprung, genau das ist heute passiert.“ Es sei aber freilich nicht notwendig, dass man schon fünf Tore vor dem Sprung so viel Geschwindigkeit rausnehme.

Neuland betrat auch Kriechmayr: „So eine Abfahrt bin ich noch nie gefahren. Aber die Kurssetzung ist auf dem Hang sehr schwierig“, nahm er aber FIS-Renndirektor und Kurssetzer Hannes Trinkl in Schutz. Stinksauer war indes Paris. „Da ist keine WM-würdige Abfahrt, in einer Abfahrt brauchen wir offene Kurven. Mir tut es ein bissel im Herzen weh.“ Es sei so drehend gesetzt, dass es einem fast die Bandscheiben raushaue.

„Im Athleten-Chat wird es heute sicher rund gehen“, vermutete auch der Schweizer Beat Feuz, der anmerkte, dass die Fans so keinen Spaß beim Zuschauen hätten.

Der Internationale Skiverband erstickte die Diskussionen im Keim, in dem er direkt nach dem Training erklärte, dass es immer der Plan gewesen sei, sich das erst einmal anzuschauen und dann umzusetzen. Man habe keine Erfahrungswerte auf der Strecke und nach dem Super-G nur wenig Zeit gehabt. „Wir haben es runder gesetzt, damit wir hundertprozentig sicher sind, dass wir keinen Sturz haben. Es war ein Herantasten, wir wollten nicht riskieren, dass wir gute Läufer verlieren“, sagte Trinkl und zeigte Verständnis. „Klar, wenn ich Läufer bin, bin ich auch fuchsteufelswild.“

(APA)

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