VIDEO: Rückpass – Der Blick ins Archiv: Sensationssieg gegen Liverpool: GAK scheitert nur knapp am CL-Einzug

Es war, trotz des Wehrmutstropfens, ein unglaublicher Erfolg für den GAK. 2004 fixierten die Grazer den ersten Auswärtssieg eines ÖFB-Klubs in England in der Europacup-Geschichte. Doch leider konnten sich die Grazer nicht für ihre überragenden Leistungen belohnen. Trotz eines sensationellen 1:0-Auswärtssieges gegen den FC Liverpool ist der österreichische Fußball-Meister in der dritten und letzten Qualifikationsrunde der Champions-League gescheitert. Nach dem 0:2 im Hinspiel in Graz siegten die Grazer an der berühmten Anfield-Road nach einem herrlichen Treffer von Tokic (54.).

Trotz des historischen GAK-Erfolges spielen die „Reds“, bei denen in der Schlussphase ordentlich die Nerven flatterten, in der „Millionenliga“, die Truppe von Walter Schachner steigt in die 1. Hauptrunde des UEFA-Cups um. Die Grazer sind somit auch im dritten Anlauf Richtung Gruppenphase gescheitert: 2002/2003 war gegen Lok Moskau, 2003/2004 gegen Ajax Amsterdam und nun gegen Liverpool in der entscheidenden K.o.-Runde Endstation. Der bis dato letzte rot-weiß-rote Durchmarsch in die Champions-League-Gruppenphase gelang 2000/2001 Sturm Graz. Für Verwirrung sorgte in der Schlussphase Referee Luis Medina Cantalejo, der Spanier zeigte GAK-Mittelfeldspieler Aufhauser zwei Mal die Gelbe Karte, stellte den ÖFB-Teamspieler jedoch nicht vom Platz.

Die Hausherren waren zu Beginn klar tonangebend, vor allem EM-Schützenkönig Baros (fünf Treffer in Portugal) wirbelte den zu Beginn nervösen GAK auf der rechten Seite durcheinander. Nach Elferalarm im GAK-Strafraum (4./Tokic-Laufduell mit Baros) und einem Freistoß-Trick, bei dem Gerrard nur hauchdünn das Tor verfehlte (7.), legten die Österreicher ihre Scheu ab und agierten weitaus mutiger als beim enttäuschenden Hinspiel.

Unsicherheiten bei den „Reds“

Wie von Coach Schachner gefordert, hielten seine Mannen den Ball länger in den eigenen Reihen, somit wurde der Angriffswirbel der Engländer ein wenig eingebremst. Chancen gab es vor allem nach Standardsituationen und dank des unsicheren Liverpool-Schlussmanns Dudek: Zunächst schoss der Pole bei einem missglückten Abschlag Kollmann auf den Rücken (23.), dann segelte Kollmann nach neuerlicher Dudek-Unsicherheit nur um wenige Zentimeter an der Führung vorbei. Der Liga-Schützenkönig verfehlte eine gefährlich angeschnittene Freistoß-Flanke von Standfest knapp und krachte gegen die rechte Torstange, konnte jedoch weiterspielen.

Als Liverpool auch nach dem Wechsel nicht entscheidend nachsetzte, verloren die treuen Fans ein wenig die Geduld und äußerten ihren Unmut mit ersten Pfeifkonzerten. Die Verunsicherung nutzte der GAK eiskalt zur sensationellen Führung aus, Tokic ließ Kewell elegant aussteigen und traf mit einem wahren Tausendguldenschuss aus 20 Metern genau ins rechte Kreuzeck (54.). Eine Führung, die angesichts der couragierten GAK-Darbietung nicht einmal unverdient kam.

Standing Ovations für die Grazer

Der gesamten Liverpool-Familie in der „Festung“ Anfield war der Schock anzusehen. Die „Reds“ drückten mit dem Mute der Verzweiflung noch einmal aufs Tempo, eine wirklich drückende Überlegenheit kam jedoch nicht mehr zu Stande. Cisse verfehlte das Kreuzeck (67.) und Schranz parierte einen Schuss von Gerrard (69.). Da war die Chance der Gäste auf das 2:0, das die Grazer in die Verlängerung befördert hätte, schon zwingender, doch Dudek fischte einen Kopfball von Kollmann aus kurzer Distanz aus dem Eck (82.).

Nach Schlusspfiff wurden die Grazer von den fußball-verrückten Fans in Liverpool mit Standing Ovations, die eigene Mannschaft mit einem Pfeifkonzert verabschiedet.

Tor: 0:1 (54.) Tokic

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Die damaligen Aufstellungen:

Liverpool: Dudek – Carragher, Henchoz, Hyypiä, Riise – Potter, Gerrard, Diao, Kewell (59. Warnock) – Baros (90. Hamann), Cisse (75. Sinama-Pongolle)

GAK: Schranz – Standfest, Tokic, Pogatetz, Majstorovic (78. Dollinger) – Plassnegger (68. Muratovic), Sick, Aufhauser, Amerhauser – Bazina, Kollmann

Stimmen zum Spiel:

Walter Schachner (GAK-Trainer): „Ich habe schon beim Aufwärmen gesehen, dass meine Spieler ruhig und nicht nervös sind. Wir haben das Spiel hier an der Anfield Road kontrolliert. Ich bin stolz auf meine Mannschaft und hoffe, dass sie so weitermacht. Ein Kompliment auch an dieses Publikum, es hat für die gegnerische Mannschaft applaudiert, das gibt es nicht oft.“

Mario Tokic (GAK-Torschütze): „Wir haben sehr gut gespielt, leider haben wir in Graz verloren. Wir hatten nicht genug Glück, denn wir hatten Chancen auf das 2:0, mit ein bisschen Glück wären wir in die Verlängerung gekommen. Das war ein historischer Sieg, der leider unbelohnt blieb, denn wir sind nicht in der Champions League.“

Rene Aufhauser (GAK-Spieler): „Wir haben uns toll verkauft, die ganze Mannschaft hat ein Superspiel geliefert. Ich glaube, dass wir verdient gewonnen haben. Ich habe zwei Gelbe Karten gesehen und nur noch auf die Rote gewartet. Glücklicherweise hab ich weiterspielen dürfen, freiwillig geh ich nicht vom Platz.“

(APA)

Beitragsbilder: GEPA