2. Liga droht der Abbruch: Ried und Klagenfurt wollen rauf

Die Clubs der Fußball-Bundesliga diskutieren am Freitag erneut das Wohl und Weh der 2. Liga.

Die Frage, wie die Saison nach dem wahrscheinlichen Liga-Abbruch gewertet würde, ruft vor allem die zwei Aufstiegsaspiranten SV Ried und Austria Klagenfurt auf den Plan. Beide meldeten zuletzt Ansprüche an, die sie notfalls mittels Klage durchsetzen wollen.

„Eine Klage ist immer blöd, weil immer etwas hängen bleibt“, betont Austria-Sportchef Matthias Imhof derzeit noch. „Wir haben rechtliche Schritte geprüft und sind der Meinung, wir könnten das auch machen. Aber wir wollen die Sache ohne Klage regeln. In dieser außergewöhnlichen Situation müssen wir alle zusammenhalten und gemeinsam eine Lösung finden“, sagte Imhof der APA.

11 Punkte Aufholjagd

Die Coronavirus-Pandemie unterbrach den sportlichen Zweikampf zwischen Ried und Klagenfurt elf Runden vor Schluss. Dass die Oberösterreicher mit plus acht Zählern komfortabel in Front liegen, beeindruckt den Kontrahenten wenig. „Wir sind der Meinung, wir haben unsere schweren Spiele hinter uns. Und Ried hat noch ein paar Brocken vor sich. Wir rechnen uns Chancen aus, Ried noch einzuholen“, sagte Imhof.

Der frühere 1860-München-Profi wird deshalb am Freitag bei der Clubkonferenz für eine Fortsetzung der Meisterschaft mittels „Geisterspielen“ plädieren. „Aber nur, wenn es möglich ist, dass alle Vereine dieser Liga das auch wirtschaftlich überleben. Wenn das nicht der Fall sein sollte, sind natürlich auch wir für einen Abbruch.“

Geisterspiele für 2. Liga Klubs Todesurteil

Das Klagenfurter Begehr dürfte an der Finanzierungsfrage scheitern. Ohne Zuschauereinnahmen sind die notwendigen Coronavirus-Tests für gewöhnliche Zweitligisten finanziell nicht zu stemmen. Die Ligaclubs dürfen gemäß der Ministeriums-Verordnung mit Ausnahme von Cup-Finalist Austria Lustenau derzeit nicht trainieren. Während die oberste Liga vor allem wegen den TV-Einnahmen weiterspielen will, gilt das eine Liga darunter nicht.

Die finanzielle Unterstützung durch die Bundesliga erfolgt hier aus vier Töpfen: Jeder Club erhält einen Sockelbetrag in Höhe von 50.000 Euro; der Einsatz junger heimischer Spieler wird aus dem sogenannten Österreicher-Topf honoriert; Clubs, die eine Profi-Lizenz lösen, den Aufstieg aber nicht schaffen, erhalten einen Lizenzbonus von bis zu 250.000 Euro; und letztlich fließen noch Zahlungen von Bewerbsponsor HYBET. Mehr als durchschnittlich 400.000 Euro sind insgesamt aber laut Liga-Auskunft nicht zu lukrieren.

Kapfenberg-Chef Erwin Fuchs sprach sich dezidiert für das Ende aus. „Mit dem aktuellen Stand der Dinge für die Bundesligisten wäre es am vernünftigsten, wir brechen ab. Solche Testungen etwa haben wir ja nie budgetiert“, sagte der frühere Bundesliga-Vizepräsident gegenüber der „Kronen Zeitung“. Lafnitz-Manager Matthias Dielacher ist ebenso skeptisch: „Derartig viele Tests sind für einen Zweitligisten nicht leistbar.“

Wird die Saison wider Erwarten doch mittels „Geisterspielen“ fortgesetzt, sieht Blau-Weiß-Linz-Geschäftsführer Stefan Reiter schwarz. „Dann wird es rund 80 Prozent der 16 Klubs im Sommer nicht mehr geben, weil sie pleite sind“, sagte der ehemalige Ried-Manager den „Oberösterreichischen Nachrichten.“ Nach zwei Monaten Spielbetrieb und sechs Heimspielen ohne Zuschauer stünde bei den Linzern ein Minus von 272.000 Euro zu Buche, so Reiter. „Nur die Kurzarbeit rettet uns. Diese wäre mit dem ersten Mannschaftstraining aufgehoben.“

ÖFB muss aus mehreren Szenarien entscheiden

Das Pendel schlägt in Richtung vorzeitiges Ende aus. Das müsste das ÖFB-Präsidium beschließen. Die Rieder Meinung zum weiteren Vorgehen wäre vorgezeichnet: „Ich bin davon überzeugt, dass aufgrund des Regulativs auch bei einem Abbruch der Meisterschaft eine rechtlich haltbare Lösung nur mit einem Aufstieg in die oberste Liga möglich sein wird“, erklärte Präsidiumsmitglied Robert Tremel.

Klagenfurts Imhof sieht zwei Szenarien: „Wir ziehen die Wertung der Hinrunde heran. Zu diesem Zeitpunkt hat jeder gegen jeden einmal gespielt. Oder Ried und wir steigen auf.“ Die Austria als Herbstmeister würde in beiden Fällen profitieren. „Mit 14 Clubs könnte die Saison mit einer normalen Hin- und Rückrunde mit 26 Spielen bestritten werden. Das hätte den Vorteil, dass ein späterer Beginn möglich ist und es für den Sommer mit der EM nicht so eng wird“, warb Imhof für die Aufstockung.

Dann würden zwei weitere Clubs am TV-Kuchen mitnaschen. Mit einer einhergehenden Modusänderung sind laut Liga-Vorstand Christian Ebenbauer darüber hinaus vertragliche Verpflichtungen zu beachten. „Insbesondere, wenn man an die medialen Rechte denkt.“

Imhof: „Solche Fragen, ob die beiden Aufsteiger etwa weniger von den TV-Geldern bekommen, wird man sicher lösen können. Ried ist jahrelang Erstligist gewesen. Wir haben unsere Hausaufgaben auch so gemacht, dass wir ein sehr seriös aufgestellter Verein sind. Wir hätten es beide verdient, in dieser Saison aufzusteigen.“ Bei der Austria stieg im Februar 2019 der Hamburger Investor Tomislav Karajica ein, der den Club samt aller Verbindlichkeiten übernahm.

(APA)

Artikelbild: GEPA Pictures