Kraft-Durchhänger bei Bayern vor Match gegen Salzburg

Tormaschine Robert Lewandowski hatte sich freiwillig eine Auszeit genommen, Muskelmann Leon Goretzka wurde von seinem Körper ausgebremst und auch ÖFB-Star David Alaba saß zunächst auf der Bank. Der FC Bayern hat zwar die Tabellenführung in der deutschen Fußball-Bundesliga erobert, wenige Tagen vor dem Champions-League-Spiel gegen Red Bull Salzburg und eine Woche vor dem Liga-Topmatch bei Dortmund aber schon früh in der Saison mit der hohen Belastung zu kämpfen.

Eigentlich ist das nicht unser Anspruch, hier zittern zu müssen„, sagte Thomas Müller nach dem glücklichen 2:1 (2:0) beim noch sieglosen 1. FC Köln am Samstag. „Wir haben gute Fußballer, die sowohl Tempo als auch Technik haben. Aber wenn das alles nicht so gut funktioniert, musst du auch mal das Arbeitsschweinchen rausholen.“ Darauf angesprochen meinte Trainer Hansi Flick lachend: „Das Wort in der Mitte würde ich weglassen. Aber im Prinzip ist das okay.

Der zweite glanzlose 2:1-Sieg nach dem bei Lokomotive Moskau am Dienstag zeigte, dass die Bayern derzeit einen kleinen Kraft-Durchhänger haben. „Im Moment haben wir alle drei, vier Tage ein Spiel, dazu viele Reisen mit vier Auswärts-Spielen„, sagte Flick: „Das ist für die Spieler eine psychologische und mentale Belastung.“ Vor allem die letzten Minuten, als die Bayern nach dem Anschlusstor von Dominick Drexler (82.) nicht wie gewohnt noch einmal zulegen konnten, zeigte das Dilemma.

Doch Flick muss sich sehr wohl überlegen, wem er wann eine Pause gönnt. Die für Lewandowski, der in den ersten fünf Spielen zehn Tore erzielt hatte, hätte sich in Köln fast gerächt. „Am Ende ist alles gut ausgegangen„, sagte Flick. Trotz nur sieben Torschüssen, den wenigstens seiner Amtszeit.

Die Kollegen waren derweil überrascht über die Auszeit des Torgaranten. „Ich habe es erst beim Abschluss-Training mitbekommen, als er sagte: ‚Viel Glück, Jungs!‘„, erzählte Müller. Die Leistungen von Eric-Maxim Choupo-Moting und Joshua Zirkzee bestätigten letztlich, dass das Gefälle hinter „Europas Fußballer des Jahres“ riesig ist. Choupo-Moting hatte in 62 Minuten nur 16 Ballkontakte, Lewandowski hatte unter der Woche 43. Der eingewechselte Zirkzee blieb ohne Torschuss oder Torschussvorlage. Auch der angeschlagen in München gebliebene Goretzka wurde schmerzlich vermisst.

Am Ende war es ein Arbeitssieg, keine Gala und keine Glanzvorstellung„, sagte Müller, der mit einem Handelfmeter (13.) selbst seinen 260. Bundesliga-Sieg mit dem FC Bayern eingeleitet hatte, wodurch er den Rekord des heutigen Vorstandsmitglieds Oliver Kahn einstellte. Sein Team sei zudem „oft ein bisschen aufreizend und lässig“ gewesen.

Deshalb habe man letztlich „ein bisschen zu viel Kraft gebraucht„, mahnte Flick. Was das physische Problem nicht kleiner macht. Nach 31 Siegen in 32 Pflichtspielen käme eine breite Schwäche-Phase bei den Spielen in Salzburg und Dortmund zum unpassendsten Zeitpunkt. Deshalb schraubt Flick seine Ansprüche an die Spielweise in diesen anstrengenden Wochen etwas herunter. „Man muss die Gesamtsituation mit einbeziehen. Und am Ende geht es um das nackte Ergebnis.

(APA)

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