Abschied von Ali: Louisville erwartet die ganze Welt

(SID) Barack Obama kommt nicht zu den Trauerfeierlichkeiten für Muhammad Ali, es mag ein kleiner Wermutstropfen sein. Dennoch wird die Stadt Louisville ihrem größten Sohn einen würdigen Abschied bereiten – und die ganze Welt schaut zu.

Der mächtigste Mann der Welt kommt nicht, aber dafür kommt die ganze Welt. Wenn in Kentucky die Fahnen auf Halbmast wehen, wenn die ganze Welt kollektiv um Muhammad Ali trauert, wird die 700.000-Einwohner-Gemeinde Louisville am Freitag ihren größten Sohn auf dem Cave Hill Cemetery zur ewigen Ruhe betten.

Hollywood-Star Will Smith, der für seine Rolle als Ali in dem gleichnamigen Blockbuster 2001 für den Oscar nominiert wurde, und der einst weltbeste Schwergewichtsboxer Lennox Lewis gehören zu den Sargträgern. Die kostenlosen 15.000 Tickets für die Trauerfeier zu Ehren der verstorbenen Box-Legende im Yum-Center waren am Mittwoch binnen einer Stunde vergriffen.

Barack und Michelle Obama sind zur selben Zeit Ehrengäste bei der Schulabschlussfeier ihrer ältesten Tochter Malia in Washington. Nicht wenige hatten Obama ganz sicher in Louisville erwartet, immerhin war es unter anderem auch dem unermüdlichen sozialen und bürgerrechtlichen Engagement Alis zu verdanken, dass im Januar 2009 ein schwarzer Präsident ins Weiße Haus einzog. Stattdessen wird nun Obamas engste Vertraute und Beraterin Valerie Jarrett im Rahmen der Trauerfeier einen Brief der Familie vorlesen. Auch der frühere US-Präsident Bill Clinton gehört zu den Trauerrednern.

Bereits am Donnerstag werden die offiziellen Feierlichkeiten mit einem sogenannten Janazah, einem muslimischen Totenritual, eröffnet. Imam Zaid Shakir kündigte eine relativ kurze Zeremonie an, in deren Verlauf die Gläubigen zusammen beten. Der Janazah ist offen für Menschen aller Religionen, denn Inklusion und Gemeinschaft waren Werte, für die Ali bis zuletzt einstand. Die Stadt New York ehrte ihn am Dienstag dafür, indem sie einer Straße an ihrem legendären Sporttempel Madison Square Garden Alis Namen gab.

Am Freitagmorgen um 9.00 Uhr beginnt dann in Louisville der Trauerzug durch die Innenstadt. Der Leichenwagen mit Alis Sarg wird all die Stellen anfahren, die im Leben des Champions eine Rolle spielten. Alis Geburtshaus und die Freedom Hall, in der er bis 1961 fünf Kämpfe gewann, gehören ebenso dazu wie das Ali-Museum und die Central High School, in der der junge Cassius Clay einst die Schulbank drückte.

Auf Bitten der Polizei wurde der ursprünglich auf dreieinhalb Stunden angesetzte Trauerzug auf 90 Minuten verkürzt. Er führt auf direktem Weg zum komplett abgeriegelten Cave Hill Cemetery, auf dem Ali schließlich im engsten Kreis seiner Familie nach muslimischem Ritual beigesetzt wird. Erst danach beginnt die Trauerfeier im Yum Center, in dem am Mittwoch noch Janet Jackson mit ihrer Show gastierte.

Zu dieser Trauerfeier haben sich hohe Würdenträger aus allen Bereichen von Politik, Sport und Unterhaltungsbranche angesagt. Unter anderem wird der türkische Präsident Erdogan in Louisville erwartet, nicht nur das versetzt Polizei und Secret Service in allerhöchste Alarmbereitschaft. Insgesamt wurden mehr als 2000 zusätzliche Sicherheitskräfte nach Louisville abkommandiert.

Die Einwohner von Louisville nehmen abseits aller Hochsicherheitsmaßnahmen von einem Abschied, der sich auch dann noch zu ihnen bekannte, als die ganze Welt ihn feierte. Anfang der Woche versammelten sich Hunderte weißgekleideter Menschen vor Alis Geburtshaus in der Grand Avenue, wo er seine Kinder- und Jugendjahre verbrachte. Sie fassten sich an den Händen und sangen im Schein der Kerzen. „Kumbaya, my Lord“ – Herr, komm zu uns. Eine Botschaft des Friedens jenseits aller religiösen Grenzen. Und mit Sicherheit ganz im Sinne von Muhammad Ali.

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