Abstiegskampf pur – WSG Tirol sucht ihre „Krieger“

Bei der WSG Tirol schrillen die Alarmglocken. Zwei Runden vor Schluss hat der Aufsteiger im Kampf um den Klassenerhalt in der tipico Bundesliga plötzlich die schlechtesten Karten. Zwei Punkte liegt das Tabellenschlusslicht nach der 0:1-Heimniederlage am Samstag gegen Altach hinter dem Vorletzten FC Admira. In der Hand haben es die vier Abstiegskandidaten aber allesamt noch selbst.

Die Admira empfängt nach ihrem 2:1-Coup in Mattersburg am Dienstag (20.30 Uhr live auf Sky) den zwei Punkte vor ihr liegenden SKN St. Pölten, der sich mit seinem überraschenden 5:2-Sieg bei der Wiener Austria in die Pole Position gebracht hat. Die Tiroler treten zeitgleich beim SV Mattersburg an – und könnten die „Rote Laterne“ mit einem Sieg im Burgenland lassen.

Die Tordifferenz wäre bei derzeit drei Zählern Unterschied nicht mehr ausschlaggebend, weil Mattersburg wegen der Nicht-Abrundung bei der Punkteteilung nach dem Grunddurchgang bei Punktegleichheit rückgereiht wird. Das weiß auch WSG-Trainer Thomas Silberberger: „Wenn wir dort gewinnen, überholen wir Mattersburg und der Druck verlagert sich woanders hin.“

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In der letzten Runde nächsten Samstag empfängt die WSG dann die Admira. „Es werden zwei Endspiele, dessen müssen wir uns einfach bewusst sein“, betonte Silberberger. Ganz angekommen scheint die Dramatik der Lage nämlich noch nicht bei allen. „Bei manchen Spielern muss ich hinterfragen, ob sie den Abstiegskampf realisiert haben“, kritisierte Ex-Nationalstürmer Stefan Maierhofer seine Kollegen nach der Heimpleite gegen Altach auf Sky.

Der Druck schien auf einige Akteure lähmend zu wirken. „Einige Spieler haben die Hosen voll gehabt“, meinte Silberberger. „Im Abstiegskampf braucht man Krieger.“ Phasenweise seien aber nur sechs oder sieben davon auf dem Feld zu sehen gewesen. „Kapiert haben sie es sicher. Sie haben aber nicht die Kraft, dass sie den Schalter umlegen und in den Krieg ziehen. Das ist jetzt eine Kopfsache.“

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Silberberger, der nach seiner schweren Unterschenkelverletzung vor vier Wochen weiterhin auf Krücken geht, blieb bei seiner martialischen Sprache. „Wir müssen zweimal elf Krieger finden – oder besser 18“, sagte der Tiroler. „Wir haben es in der eigenen Hand, mit zwei Siegen bleiben wir drin. Ich bin noch nie abgestiegen als Trainer und werde auch nie absteigen.“

Schon lange nicht abgestiegen ist auch die Admira, die seit 2011/12 im Oberhaus vertreten ist. Der Erfolg in Mattersburg war ein großer Schritt, damit sich diese Serie fortsetzt. Die „Rote Laterne“ ist vorerst wieder Geschichte. „Die erste Halbzeit war – schön gesagt – eine Katastrophe von uns. Dann haben wir Gott sei Dank das nötige Auftreten gezeigt“, resümierte Abwehrchef Christoph Schösswendter nach dem Erfolg in Mattersburg.

Zum Matchwinner avancierte ausgerechnet der etwas in Ungnade gefallene Topstürmer Sinan Bakis kurz nach seiner Einwechslung mit seinem zwölften Saisontor. „Stürmer sind dazu da, dass sie Tore schießen. Wir ist egal wo er hingeschaut hat nach dem Tor, Hauptsache, das Tor hat er gemacht“, sagte Sportchef Ernst Baumeister.

Die Burgenländer ärgerten sich über die vergebene Chance, im Kampf um den Ligaverbleib vorzeitig den Sack zuzumachen. „Es war ein Spiel, das du eigentlich nicht verlieren darfst“, meinte Coach Franz Ponweiser. Damit bezog sich der 44-Jährige auch auf strittige Entscheidungen von Schiedsrichter Julian Weinberger, der nur der Admira einen gerechtfertigten Elfmeter zusprach, bei diversen Szenen im anderen Strafraum aber keinen Pfiff von sich gab. „Ich habe ein paar Situationen gesehen, wo ich mit den Entscheidungen nicht einverstanden sein kann“, sagte Ponweiser. Seiner Meinung nach hätte es einen „klaren Handelfmeter“ für Mattersburg geben müssen.

So schrumpfte der Vorsprung auf das Tabellenende auf drei Zähler. „Wir müssen uns jetzt aufraffen und schauen, dass wir am Dienstag einen Dreier machen“, gab der SVM-Coach die Marschroute vor. Sein Team ist seit 2015/16 im Oberhaus vertreten und war oft in den Abstiegskampf verwickelt. „Wir haben schon bewiesen, dass wir die Tugenden für den Abstiegskampf haben und die werden wir auch raushauen“, versicherte Ponweiser.

Die besten Karten hat seit Samstag St. Pölten. Der 5:2-Erfolg in Wien hat zudem großes Selbstvertrauen gebracht. „Bis zum Ligaverbleib ist schon noch einiges zu tun, wir dürfen jetzt nicht lockerlassen“, sagte Coach Robert Ibertsberger. Gewarnt ist er durch die Entwicklungen in der 30. Runde: „Auf der einen Seite sind wir dem Ligaverbleib sehr nah, auf der anderen Seite kann es nach der nächsten Runde wieder ganz anders aussehen. Mattersburg hat sich vielleicht auch schon sicherer gefühlt und ist jetzt wieder voll in der Verlosung mit dabei.“ St. Pölten trifft zum Abschluss noch zu Hause auf Altach, Mattersburg ist bei der Austria zu Gast.

Beitragsbild: GEPA