Alfred Tatar: „Wenn man Deutschland schlägt, soll man nicht allzu kritisch sein“

  • Der Sky Experte über das „Entwicklungsland“ österreichischer Klubfußball: „Das halte ich für einen falschen Ansatz“
  • Toni Polster: „Die Deutschen zu schlagen ist nie leicht, ich freue mich für die Jungs und Franco Foda“
  • Stefan Maierhofer über Hintereggers Tor: „Den haust du entweder aus dem Stadion oder genauso rein“

 

Ein heftiges Gewitter inklusive Hagel verzögerten den Spielbeginn des freundschaftlichen Länderspiels zwischen Österreich und Deutschland. Im Wörthersee Stadion wurde um eine Stunde und 45 Minuten verspätet angepfiffen. Nach 32 Jahren gewinnt Österreich wieder gegen Deutschland (2:1). Die Stimmen vom Sky Stammtisch zur Partie.

 

Österreich – Deutschland, 2:1 (0:1)

Schiedsrichter: Pavel Kralovec (CZE)

 

Alfred Tatar (Sky Experte):

…vor dem Spiel: „Ich habe schon letztes Mal gesagt, dass wir in dieser Mini-WM ungeschlagen bleiben, und bin mit einem 1:1 heute zufrieden.“

…über Zinedine Zidane: „Einen Nachfolger für Zidane zu finden wird eine schwierige Sache werden, man kann keine Prognose abgeben. Real-Trainer zu sein, ist vielleicht der schwierigste Job im Fußball. Zidane hat erkannt, dass man gehen soll, wenn es am schönsten ist. Den Umbruch will er nicht mehr mitgehen und er hat alles gewonnen.“

…nach den ersten Spielminuten: „Neuer ist wieder so da, als ob er nie weg gewesen wäre. Deutschland spielt mit einfachen Pässen und das ist die große Kunst.“

…nach 25 Minuten: „Man kann erkennen, dass Deutschland mit dem Trainingslager eine gut eingespielte Truppe hat, das sieht man einfach, dass sie längere Zeit zusammenarbeiten. Wir ziehen uns zu weit zurück. Bei den Österreichern sind die Spieler schnell, bei den Deutschen der Ball – das ist ein Klasseunterschied.“

…in der Schlussphase: „Wenn ich sehe, wie unser Team kadertechnisch aufgestellt ist, es ist kein Rapidler und kein Austrianer dabei, dann müssen sich beide Vereine fragen warum. Deutschland macht nicht den Eindruck die Niederlage abwenden zu wollen. Die sogenannte Schlagzahl ist immer noch tief.“

…nach dem Spiel: „Wenn man Deutschland schlägt, soll man nicht allzu kritisch sein, sondern das genießen. Wir nehmen das 2:1 mit Handkuss.“

…nach dem Spiel zum 1:1-Ausgleich: „Wenn man etwas einstudiert (…) muss man auch hoffen, dass derjenige dem man durch das Einstudierte einen Fehler begeht und das ist geschehen in der Form von Hector, Hector hat seinen Raum hinter sich vergessen (…). Hector hat natürlich dem Einstudierten etwas gegeben, was man vorher ja nicht einstudieren kann, nämlich das Zufallselement.“

…über Peter Zulj: „Es könnte schlecht für Sturm sein, weil Zulj für Vereine in Deutschland interessant wird, die haben das heute auch gesehen. Noch einen Transfer, der so ausgeht, dass Sturm einen Spieler verliert, das wird dann auch eine schwierige Sache für die Grazer.“

…auf Toni Polsters Einwand, dass es eine gute Sache für Sturm sei, wenn sich ein Spieler (Peter Zulj) gut entwickelt und man ihn um viel Geld verkaufen kann: „Man muss weg vom Entwicklungs- zum Performance-Gedanken, Sturm ist jetzt in der Champions League-Qualifikation und wenn sie dort performen, können sie noch größere Tore aufstoßen. Also immer nur zu sagen: ‚Wir Österreicher sind so klein und nur Entwicklungsvereine‘, das halte ich für einen falschen Ansatz.“

 

Toni Polster (Sky Stammtisch Experte):

…vor dem Spiel: „Wir müssen wieder zu einem Großereignis, es ist langweilig, wenn wir nicht dabei sind. Wir sind gut gestartet, die Mannschaft und der Trainer vertrauen einander.“

…über Jonas Hector Verbleib beim 1. FC Köln: „Es ist ein bemerkenswerter Schritt. Es ist nicht normal, dass ein Spieler aus der 2. Liga im deutschen Nationalteam spielt.“

…über die Entscheidung das Spiel doch anzupfeifen: „Ich glaube, es ist eine gute Entscheidung. Wenn der Ball anständig rollt, ist es ein faires Spiel.“

…über die erste Halbzeit: „Es war von Anfang an klar, dass wir das Ballbesitzspiel nicht dominieren werden. Wir haben nicht mehr diese Dichte an großartigen Torhütern, die wir früher hatten. Zulj ist eine richtige Verstärkung, er zeigt keine Nerven. Ich bin überrascht, dass Deutschland nachgelassen hat. Das Gegentor war sehr vermeidbar, aber wenn Deutschland keinen Gang höher schaltet, können wir zurückkommen.“

…zum 1:1 durch Martin Hinteregger: „Das Tor war einstudiert, er hat hinten gewartet, normalerweise geht Hinteregger vorne zum Kopfball, der Ball ist super gekommen und er hat ihn perfekt getroffen. Einstudiert und ist aufgegangen. Super.“

…zum 2:1 durch Alessandro Schöpf: „So eine Aktion spielt normalerweise Barcelona oder Real Madrid. Wie ein heißes Messer durch die kalte Butter stechen. Lainer hat das mit der Rückgabe super gemacht. Schöpf hat wieder gezeigt, wie torgefährlich er ist.“

…mit einer WM-Prognose: „Es fehlten sieben Stammspieler der Deutschen, das möchte ich schon betonen. Für uns ist es ein toller Prestigeerfolg. Der Weltmeistertitel wird über Deutschland führen.“

…mit einem Fazit: „Egal ob Deutschland mit einer A-, B-, oder C-Elf spielt, sie sind auf jeder Position dreifach besetzt, die Deutschen zu schlagen ist nie leicht. Das haben die Jungs gut gemacht, ich freue mich für die Jungs und Franco Foda. Deutschland hat enttäuscht und muss sich steigern. Ein toller Sieg, das passiert nicht alle Tage.“

 

Stefan Maierhofer (Sky Stammtisch Experte):

…vor dem Spiel über Sandro Wagner: „Ich kenne ihn persönlich, habe mit ihm bei den Bayern München Amateuren gespielt, damals wie heute nimmt er sich kein Blatt vor den Mund. Das hat ihn seine Karriere begleitet. Es ist natürlich zwei Tage danach bedenklich, er hätte nochmal spielen können, Schade für ihn. Er hätte es sich sportlich verdient. Man muss akzeptieren, dass Gomez als Stoßstürmer mitgenommen wird.“

…vor dem Spiel über Manuel Neuer: „Ich glaube, er hat aus Eigenschutz zuletzt keine Spiele bei den Bayern gespielt, es geht um eine WM und er hat die letzten Monate darauf hintrainiert. Heute wäre es ein Spiel, um alles abzurufen, zu schauen, wie er sich über 90 Minuten fühlt. Aber ich glaube, er ist Profi genug und wird Jogi Löw ehrlich mitteilen, wie er sich fühlt.“

…über die Entscheidung das Spiel doch anzupfeifen: „Die Verletzungsgefahr ist natürlich zu bedenken, eine rutschige Angelegenheit, aber ich denke, wir werden ein gutes Fußballspiel erleben. Es ist kein ganz normales Fußballspiel, aber wenn die Hymnen erklingen, dann wird sich jeder Spieler beweisen wollen und es wird ein guter Gradmesser sein.“

…nach der Anfangsphase: „Die Deutschen spielen in einer anderen Liga. Wir rennen nur hinterher. Die Deutschen kommen ohne einen Gegenspieler zur Mittellinie und dann stehen wir auch zu tief. Ich als Spieler möchte am Spiel teilnehmen. Man kann sagen, dass Neuer so wie immer spielt.“

…zum 1:1 von Martin Hinteregger: „Den haust du entweder aus dem Stadion oder genauso rein. Stark.“

…mit einem Fazit: „Ich bin enttäuscht von den deutschen Spielern, die sich beweisen hätten können. Die Stimmung und Kulisse in Klagenfurt war perfekt. Die 7 Punkte sind möglich, so wie wir in den ersten Minuten gespielt haben, werden wir gegen Brasilien nichts holen. In der zweiten Halbzeit waren wir hinten raus aggressiv und haben Tore gemacht. Warum sollten wir gegen die Brasilianer nicht überraschen?“