ANALYSE: Wiener Großclubs mit zwei gegenläufige Tendenzen

Die beiden Wiener Großclubs zeigten vergangenes Wochenende bezüglich Engagement am Spielfeld zwei gegenläufige Tendenzen. Während die Violetten nach der schwachen Auftaktpartie in Wolfsberg gegen Altach wieder die Grundtugenden des Fußballs wie Kämpfen, Laufbereitschaft und Einsatzwille beherzten, steckten die Grünen speziell zweite Halbzeit gegen die Admira zurück.

Bei den Favoritnern war das Tor zum 3:0 sinnbildlich für diesen Wandel. Der Gegner wird (von Zulechner) bis oder oft auch über dem Erlaubten attackiert und nach Ballgewinn sofort der Weg Richtung gegnerisches Tor gesucht. Letztendlich tauchen drei Austrianer vor Tormann Lukse auf und Holzhauser macht sein erstes Bewerbstor:

 

Natürlich profitierte die Baumgartner-Elf in diesem Spiel sehr stark von individuellen Fehlern der Altacher und einer misslungen taktischen Strategie von Trainer Canadi – viele Fehler wurden durch das aggressive Spiel der Austria aber auch erzwungen. Von einer violetten Trendumkehr darf man nach diesem Spiel aber noch lange nicht sprechen – spielerisch war nämlich auch gegen Altach weit und breit kein „Austria-Fußball“ zu sehen. Mit Wiener Neustadt steht kommende Runde ein Gegner gegenüber, gegen den man laut Papier auch wieder in dieser Hinsicht einiges gut machen könnte.

Die Hütteldorfer hingegen gingen in einem von beiden Seiten schwach geführten Spiel in der Südstadt aufgrund der spielerischen Überlegenheit verdient in Führung, mussten dann aber in Minute 74 den Ausgleich hinnehmen. Sicherlich fällt der Ausgleich Webers unter die Kategorie „Sonntagsschuss“, aber zu früh ließen die Rapidler auch die Bereitschaft zur Entscheidung vermissen. Außerdem war das Gegentor auch ein Produkt dessen, dass sich die Barisic-Truppe in der zweiten Spielhälfte immer weiter zurückfallen ließ und den Admiranern zu viel Raum gab. Dies zeigt folgende Grafik gut, die alle Pässe und Abschlüsse der Admira in den letzten 30 Minuten der ersten Spielhälfte (links), den ersten 30 Minuten (bis zum Tor) der zweiten Spielhälfte (rechts) gegenüberstellt. Kam die Admira in der ersten Hälfte hauptsächlich über lange Bälle und überwiegend über rechts in die gegnerische Spielhälfte, so verteilte sich dies in der zweiten Spielhälfte stärker und vor allem ließen sie die Rapidler in der eigenen Hälfte auch kombinieren:

opta_stats_austria_altach

Typischer Weise fiel das Ausgleichstor daher nach einem tief in der eigenen Spielhälfte verschuldeten Einwurf. Rapid verteidigt zwar mit 9 Feldspielern hinter der Balllinie, bringt aber dennoch keinen Druck auf den Ball. Wydra reagiert viel zu spät, wodurch sich Weber den Ball, wie im Training bei einer Weitschussübung, zu Recht legen kann:

Im Heimspiel gegen Sturm Graz wird Rapid dieses Fehlverhalten wohl sehr schnell ablegen müssen, um gegen die zuletzt zwar unglückliche aber dennoch starke Foda-Elf punkten zu können.