Arnautovic über VAR-Entscheidung: „Man kann sich nicht mehr freuen“

Die Freude währte nur kurz: Unmittelbar nach dem umjubelten Führungstor von Marko Arnautovic in der 65. Minute annullierte ein VAR-Entscheid die Führung des ÖFB-Teams. Schlussendlich setzte es eine 1:2-Pleite gegen Italien nach 120 Minuten.

„Letztendlich waren wir sehr gut drauf, aber am Ende hat das Glück gefehlt“, fasste der Teamstürmer zusammen. Teamchef Franco Foda strich trotz der Enttäuschung den Teamspirit in seiner Mannschaft hervor.

Reaktionen zu Österreichs EM-Aus:

Marko Arnautovic: „Keine Ahnung, was ich dazu sagen soll. Schwer Worte zu finden. Ich denke, wenn ein Quäntchen Glück auf unserer Seite ist, ist das Spiel nach 90 Minuten vorbei und wir sind weiter. Wir haben schon oft genug diskutiert wegen dieser VAR-Geschichte: man kann sich nicht mehr freuen, man muss immer warten, bis irgendwelche Leute irgendwas entscheiden, ob das Abseits ist, oder ein Tor ist, oder ein Foul ist. Das hat mit Fußball gar nichts mehr zu tun, aber wir müssen das akzeptieren, für mich persönlich ist es extrem schwer. Weil ich glaube nicht, dass sie zurückgekommen wären nach diesem 1:0. Wir wissen, dass sie ihre Qualitäten haben, dass sie, sie rausgespielt haben, dass das ein starker Gegner ist, aber… Letztendlich waren wir sehr gut drauf, aber am Ende hat das Glück gefehlt.

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Man hat gesehen, dass sie hinten extrem offen waren. Wir sind auch zu Chancen gekommen, wir hätten es ein paar Mal besser rausspielen können, dann wären wir natürlich gefährlicher gewesen. Aber ich muss ein großes Kompliment an die Mannschaft geben und an alle die dabei waren bei dieser Euro. Es ist schon ein Wahnsinn, dass wir hier stehen und es so knapp war.

Fazit ist, dass wir zufrieden sein können. Aber ich bin nicht zufrieden. Ich wollte auch ins Viertelfinale, ich denke, das wollten wir alle. Wenn du die Gesichter von allen siehst, sieht man, dass keiner zufrieden, dass wir jetzt nach Hause gehen.“

Daniel Bachmann (ÖFB-Tormann): „Es hat natürlich vorher keiner geglaubt, dass wir eine Chance haben gegen Italien, in welcher Verfassung die waren. Wir haben eine überragende Mannschaftsleistung gebracht, es tut weh, dass wir ausgeschieden sind.

Franco Foda (ÖFB-Teamchef): „Wir sind alle enttäuscht, das ist klar nach so einem Spiel. Gerade nach 90 Minuten hatte ich das Gefühl, dass wir das Spiel für uns entscheiden können. Wir haben toll gespielt, selbst nach dem 0:2 nie aufgegeben und nach dem 1:2 noch Chancen gehabt. Man hat gesehen, die Mannschaft hat an sich geglaubt, ganz Österreich kann auf dieses Nationalteam sehr stolz sein. Am Anfang wollten wir etwas höher attackieren, aber das italienische Nationalteam war zu stark, konnte sich immer wieder aus Pressingsituationen lösen. Zur Pause haben wir dann besprochen, etwas tiefer zu stehen und die Kontersituationen besser auszuspielen. Die zweite Halbzeit war richtig gut, wir hatten ein super Positionsspiel, der Gegner ist tief gestanden, hat nicht mehr so früh attackiert. Letztendlich können wir uns nichts darum kaufen, auch wenn ich nach einem Spiel noch nie so viele Komplimente bekommen habe. Letztendlich sind wir ausgeschieden.

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Unter dem Strich bleibt, wir wollten unbedingt ins Achtelfinale kommen, das bleibt hängen. Alle Kritiker können jetzt einmal für zwei, drei Wochen ruhig sein. Die Mannschaft hat bewiesen, dass sie richtig gut Fußball spielen kann, innerhalb der Mannschaft eine richtig gute Stimmung herrscht und ein absoluter Teamspirit vorhanden ist.“

Roberto Mancini (Italien-Teamchef): „Wir haben das Spiel in der ersten Hälfte dominiert, in der zweiten hatten wir gewisse Probleme. Wir wussten, dass Österreich eine schwer zu spielende Mannschaft ist. Sie haben gut gepresst, sie haben es uns nicht einfach gemacht. Österreich kann dir wirklich Schwierigkeiten bereiten. Wenn wir in der ersten Hälfte ein Tor erzielt hätten, wäre es leichter gewesen. Wir mussten leiden am Ende. Es war ein Vorteil für uns, mit Spielern von der Bank das Spiel drehen zu können.“

Über Österreich: „Ich habe die Österreicher ein bisschen mit den Schweizern verglichen. Sie haben sehr gute Spieler, sind sehr aggressiv – Österreich vielleicht sogar noch mehr als die Schweizer. Sie lassen dich nicht wirklich ins Spiel kommen, das hat uns schon Probleme bereitet. Viele haben gedacht, es wird vielleicht ein einfaches Spiel. Es ist aber nicht einfach gegen Österreich, sie setzen dich unter Druck. Vielleicht ist das erste Spiel in der K.o.-Phase sogar schwerer als das zweite.“

Leo Windtner (ÖFB-Präsident): „Es war wunderbar, dass wir alle nur begeistert klatschen können. Weil einfach der Teamspirit ständig befeuert worden ist, weil wir von Anfang an sehr viel Wert darauf gelegt haben, dass die Kameraschaft – dieses Wir, das Zusammengehörigkeitsgefühl – der gesamten Truppe gefördert wird, und das hat wirklich die Burschen regelrecht angesteckt, wo jeder sich für jeden hineingehaut hat.

Natürlich kann eine Niederlage und ein Ausscheiden nie zufriedenstellen, aber auf der anderen Seite haben wir uns zum Ziel gesetzt, ins Achtelfinale zu kommen, und das haben wir durchaus souverän geschafft. Dass wir unter diesen Umständen aus dem Turnier ausschieden gegen eine Mannschaft, die zu den Turnierfavoriten zählt, das mag zwar traurig stimmen, aber die Art und Weise darf uns durchaus auch mit Stolz befriedigen.

Ich habe immer an die Mannschaft geglaubt, auch in der Situation, wo wir einmal mit der Leistung zurückgefallen sind, aber gerade mit Hinblick auf die EM habe ich das volle Vertrauen zu unseren Burschen gehabt, weil sie absolute Leistungsträger bei ihren Clubs sind, und wenn sie hier sich zusammenschließen, die Kräfte synchronisieren, dann sind wir wirklich eine gute Truppe, und das haben wir wirklich auch unter Beweis gestellt.

Jetzt müssen wir einmal die Niederlage, das Ausscheiden verdauen. Ich glaube, dass die Stimmung insgesamt eine sehr positive ist, die wir mitnehmen können, das soll sich auch in Zukunft auswirken.“

(APA).

Beitragsbild: Imago.