Auböck wird in Rom zum „Spätzünder“

Normal sind Großereignisse für Felix Auböck nach dem dritten Wettkampftag gelaufen, 400 und 200 m Kraul sind da schon geschwommen. Bei den Europameisterschaften in Rom ist alles anders, der Niederösterreicher greift erst am vierten Bewerbstag ins Geschehen ein. Die Umstellung gefällt Auböck, verschafft sie ihm doch einen Pausetag zwischen seinen Antreten. Los geht es am Sonntag, diesmal über den 200er. Erst am Mittwoch, dem Langbahn-EM-Finaltag, greift er über 400 m Kraul an.

Trotz der günstigeren Konstellation hatte der 25-Jährige überlegt, nur für den 400er anzureisen. „Weil es mein Hauptbewerb ist und so ein Wettkampf natürlich anstrengend ist“, gab Auböck der APA – Austria Presse Agentur Einblick in seine ursprünglichen Überlegungen. Einerseits ließ ihn dann der freie Dienstag umdenken: „Dieser eine Tag macht jede Anstrengung wieder gut.“ Zudem ließ er sich von der Qualität seines fünften WM-Platzes am 200er leiten, obwohl er sich auf den Bewerb nicht spezifisch vorbereitet hatte. Nur 0,13 Sek. fehlten ihm da auf Bronze.

Überhaupt will Auböck seine kürzere Strecke zu seinem zweiten Standbein machen. „Ich will mich auf 200 voll etablieren. Das heißt, dass ich noch einmal so ein Ergebnis wie in Budapest abliefere. Ich will zeigen, dass ich da vorne hingehöre.“ Unerreichbar aber scheint der erst 17-jährige Davide Popovici, Weltmeister über 100 und 200 m Kraul. Seit seinem Budapest-Triumph holte der Rumäne seine Junioren-WM-Goldmedaillen vier bis sieben, das Triple vom Vorjahr räumte er in Rom ab. Und Popovici tritt diesmal auch über 400 m Kraul an. Auböck: „Da kann man sehr viel erwarten.“

Der Loughborough-Student erhält auf seiner Paradestrecke also einen neuen Rivalen. Unabhängig davon schätzt Auböck den – allerdings zuletzt von Corona zurückgeworfenen – deutschen WM-Zweiten Lukas Märtens am 400er am stärksten ein. „Aber dahinter ist es ein sehr knappes, dichtes Feld. Doch ich fühle mich sehr wohl und denke, dass es ein guter Wettkampf für mich wird.“ Die EM-Silberleistung von Budapest 2021 zu übertreffen wäre das Höchste. „Wenn ich das gleiche Ergebnis schaffe oder einfach auf dem Podest bin, ist es aber noch immer etwas sehr, sehr Spezielles.“

Beim Streben nach diesem Ziel unterstützt Auböck diesmal nicht sein Haupttrainer Andrew Manley, denn der musste ob des dichten Wettkampfkalenders diesmal Familiärem den Vorzug geben. „Er muss Urlaub nehmen, sonst bekommt er Probleme mit seiner Frau“, verdeutlichte Auböck. Freilich begleitet ihn mit Michael Peyrebrune jemand anderer aus seinem Trainer-Team. „Er hat die Trainerstelle vorher gehabt, ist schon in Pension, aber kommt jeden Tag und hilft aus. Er ist praktisch ein Mentor von meinem Trainer“, gab der Kurzbahn-Weltmeister über 400 m Kraul Einblick.

Bei seinem Gold-Coup im Dezember in Abu Dhabi war Auböck Österreichs einziger Medaillenkandidat, das hat sich seit der Budapest-WM geändert. Der dreifache Olympia-Finalist nahm das zufrieden zur Kenntnis, u.a. sinkt dadurch der Druck auch auf ihn. Der Aufschwung zeige sich zudem daran, dass einige mittlerweile recht sicher den Aufstieg aus den Vorläufen schaffen. Auböck strahlt daher auch für Rom Optimismus aus: „Ich denke, dass es realistisch ist, dass einige von uns auch bei der EM Top-Platzierungen schaffen. Es sieht so aus, dass wir besser im Schwimmen werden.“

(APA)/Bild: GEPA