Außenseiter statt Favoriten? Feller & Brennsteiner vor Riesentorlauf zurückhaltend

Dass immer alles passieren kann, hat Riesentorlauf-Bronze durch Marco Schwarz vergangenes Jahr bei der WM in Cortina d’Ampezzo gezeigt. Im Olympia-Rennen am Sonntag in Yanqing (03.15/6.45 Uhr MEZ) zählt sich Manuel Feller „nicht zu den Favoriten“ und sieht sich Stefan Brennsteiner als „gefährlicher Außenseiter“. Schwarz und Raphael Haaser komplettieren das ÖOC-Quartett, nach dem Abschneiden in der Alpinen Kombination war die Gefühlslage gänzlich unterschiedlich.

Der vierfache Saisonsieger Marco Odermatt aus der Schweiz ist laut Papierform freilich als Topfavorit anzusehen, ein Rennen gewann der Norweger Henrik Kristoffersen. „Es werden Athleten auftauchen, mit denen niemand gerechnet hat. Und von denen, die vorne mit dabei waren, werden sich welche schwertun. Es wird ein spannendes Rennen, es wird sich ein bissl durchmischen“, prophezeite Feller. Grund ist der Schnee, der ihm zum Beispiel überhaupt nicht behagt. „Hätten wir so einen Schnee über den ganzen Winter, würde der das halbe Feld eliminieren. Er geht brutal auf den Körper.“

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Mit einem zweiten und zwei dritten Rennen in diesem Winter wäre Feller freilich ein guter Tipp für das Podest gewesen, bisher kommt er mit den Verhältnissen aber noch nicht zurecht. „Du bekommst sehr viel Gegendruck vom Schnee, dem ich nicht immer standhalten kann. Ich hatte noch kein DNF in diesem Winter, heute bin ich in sieben Trainingsläufen fünfmal raus.“ Er gehöre nicht zu den Favoriten, sei aber in der Vergangenheit auch schon von sich selbst positiv überrascht worden. „Ich werde alles reinschmeißen, was ich habe. Das Rennen ist erst vorbei, wenn es vorbei ist.“

Hätte er nicht seinen Servicemann gehabt, der immer wieder Ideen für Verbesserungen habe, hätte er nach dem ersten Tag auf dem chinesischen Kunstschnee bereits den Kopf in den Sand gesteckt. „Am ersten Tag war das katastrophal und für mich fast nicht fahrbar.“ Ob es funktioniere oder nicht, sei auch nicht unbedingt von der Skifirma abhängig, vielmehr habe jeder einen anderen Fahrstil, erklärte der Tiroler.

Der Salzburger Brennsteiner fand es auch schwierig, das Set up zu finden, wurde aber anscheinend fündig und ist für das Rennen auf dem „anspruchsvollen Hang mit ungefähr nur 55 Fahrsekunden“ bereit. „Ich habe daheim noch einmal super trainiert. Ich bin in dem Winter teilweise nicht so gut gefahren, habe mich aber weiterentwickeln können.“ In Alta Badia war er Zehnter und Siebenter, in Adelboden, dem letzten Riesentorlauf vor Olympia, kam er nicht ins Ziel.

Brennsteiner lobt „gut organisierte“ Winterspiele

Der 30-Jährige legte im Vorjahr mit den Rängen drei, fünf, drei und vier ein starkes Saisonfinish hin und hofft, dass sich das wiederholt. „Es kann aber gern ein Rennen früher losgehen, denn letztes Jahr bin ich bei der WM danebengelegen. Letztes Jahr war es aber auch so, dass ich im Jänner noch Kleinigkeiten gefunden habe, die große Auswirkungen hatten. Ich habe beim Material angesetzt, damit ich das Skifahren wieder so hinkriege, wie ich es draufhabe.“

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Brennsteiner hat trotz seines vor vier Jahren in Pyeongchang erlittenen Kreuzbandrisses keine schlechten Gefühle zu Olympia, im Gegenteil, er schwärmt vom Skigebiet in China. „Es ist gewaltig, was sie hierher gestellt haben. Ich habe es selten erlebt, dass es für uns Athleten so gut organisiert war.“

Nicht ins Ziel im Super-G kam Raphael Haaser, dafür war er nach Rang sieben in der Alpinen Kombination sehr zufrieden. Im Gegensatz zum fünftplatzierten Schwarz, der im Slalom überhaupt nicht ins Fahren gekommen war.

„Es läuft das ganze Jahr hintennach. Es ist brutal bitter, dass es nicht aufgehen will. Dass ich den Flow zurzeit nicht bringe. Ich komme über den Punkt nicht hinaus, dass ich wieder sage, ich komme ins Fahren, ich komme ins Attackieren.“ Er habe noch zwei Chancen und werde nicht aufgeben. „Ich werde alles dran setzen und kämpfen, dass ich es wieder finde.“

(APA).

Beitragsbild: GEPA.