Australien verlangte Messi und Co. alles ab

Angeführt von Superstar Lionel Messi ist Argentinien im Achtelfinale der Fußball-WM in Katar gegen Australien seiner Favoritenrolle gerecht geworden. Allerdings wurde der Elf von Trainer Lionel Scaloni am Samstagabend beim 2:1-Erfolg vom kampfstarken Underdog aus Down Under alles abverlangt. „Es war ein hartes Spiel, ein harter Tag, wir waren etwas müde“, gestand Messi danach. „Ich bin froh, dass wir einen weiteren Schritt gemacht haben und im Viertelfinale sind.“

Die Südamerikaner fanden im Ahmad bin Ali Stadium von Al Rayyan in Hälfte eins kaum ins Spiel, bis der Kapitän in seinem 1.000. Pflichtspiel als Profi zuschlug und sein 789. Tor erzielte, das neunte bei einer WM. Messi zog damit an niemand Geringerem vorbei als Diego Maradona. Für den 35-Jährigen war es der 94. Treffer in seinen Nationalfarben, argentinischer Landesrekord wohl für die Ewigkeit. „Ich lebe den Moment, ich genieße es“, meinte der Kapitän nach der Partie.

In der zweiten Spielhälfte nutzte Julian Alvarez einen schweren Patzer von Aussie-Keeper Mathew Ryan und erhöhte auf 2:0. Nach dem Anschlusstreffer der nicht aufgebenden Australier durch ein Eigentor von Enzo Fernandez vergaben die „Gauchos“ zum einen zahlreiche Gelegenheiten auf das dritte Tor, mussten aber auch einige äußerst brenzlige Situationen im eigenen Strafraum überstehen. „Es war ein schwieriges Spiel“, resümierte Scaloni. „Ich denke, die Mannschaft hatte es nicht verdient, in den letzten Minuten so zu leiden. Wir hätten den Abstand vergrößern müssen.“

Dem Jubel bei den zahlreichen argentinischen Fans in Katar und in der Heimat tat das am Ende keinen Abbruch. In Buenos Aires feierten Zehntausende auf den Straßen, der Glaube an den dritten WM-Titel – es wäre der erste für Messi – ist groß. Allerdings machte die Achtelfinalpartie auch sichtbar, wie sehr die „Albiceleste“ von ihrem Superstar abhängig ist. Fast alles, was Argentinien offensiv gelang, ging auf das Konto von Messi. Das wissen auch seine Teamkollegen. „Mit ihm auf dem Platz müssen wir nur geduldig sein, denn er ist unser Ass im Ärmel“, erklärte Außenverteidiger Nahuel Molina.

Nun Viertelfinalduell mit Niederlande

Darauf bauen die Südamerikaner auch im Viertelfinale am kommenden Freitag in Lusail gegen die Niederlande, die Elftal hatte sich mit einem 3:1-Erfolg über die USA in die Runde der letzten Acht gespielt. „Das nächste Match wird ein sehr schönes Spiel zwischen zwei Traditionsteams. Es ist eine Ehre, gegen einen Trainer wie Louis van Gaal anzutreten“, freute sich Scaloni auf die Neuauflage des WM-Finales von 1978, als die Argentinier (3:1-Sieger nach Verlängerung) ihre erste Weltmeisterschaft gewannen.

Nach dem holprigen WM-Start gegen Saudi-Arabien (1:2) und den Siegen über Mexiko (2:0), Polen (2:0) und nun Australien braucht es gegen „Oranje“ eine weitere Leistungssteigerung, um ins Halbfinale einziehen zu können. „Es ist ein schwieriger Gegner. Vielleicht glänzen sie nicht so wie frühere niederländische Mannschaften, aber sie sind sehr klar in dem, was sie tun“, sagte Scaloni, der hofft, dass ihm der angeschlagene Angel di Maria wieder zur Verfügung stehen wird.

Im Falle eines Erfolges wird Messi, so er sich nicht verletzt, einen weiteren Rekord einkassieren. Die Partie gegen die Niederlande ist seine 24. WM-Partie, bei einem Sieg gibt es auf jeden Fall noch zwei weitere Matches als Draufgabe. Damit würde der 35-Jährige den aktuellen Rekordhalter Lothar Matthäus, der 25 Mal bei einer WM aufgelaufen ist, überholen.

Unterdessen fahren die Socceroos mit erhobenen Hauptes zurück in die Heimat. Nur wenige hatten den Australiern überhaupt den Sprung ins Achtelfinale zugetraut, die starke Leistung gegen Argentinien setzte den Schlusspunkt unter eine erfolgreiche WM-Kampagne. „Wir haben alles gegeben. So wie wir es jede Minute in diesem Wettbewerb getan haben. Ich bin so stolz auf alle Spieler“, meinte Jackson Irvine, der sein Geld beim FC St. Pauli in der zweiten deutschen Liga verdient.

Irvine zur Niederlage

„Wenn Argentinien so einen Sieg gegen Australien feiert, dann zeigt das, was für ein Gegner wir ihnen heute waren. Ich hoffe, wir haben alle stolz gemacht“, sagte Irvine. Mit Team- und Kampfgeist und sehr viel Laufbereitschaft hatte die Elf von Coach Graham Arnold nicht nur Siege gegen Tunesien und Dänemark eingefahren, auch Messi und Co. wurde alles abverlangt. Und das mit Fußballern, die hauptsächlich in wenig prestigeträchtigen oder gar zweitklassigen Ligen spielen. „Ich muss sehr stolz auf die Spieler sein“, lobte Arnold, dessen Zukunft offen ist. „Ich hoffe nur, dass jeder in Australien unsere Leistung respektiert und stolz auf uns ist.“

(APA)/Bild: Imago