Bayern-Bonus? Reus sauer auf Schiri – Müller widerspricht

Ein Zweikampf zwischen Bayerns Leroy Sane und BVB-Abräumer Emre Can erhitzt auch nach Abpfiff des Bundesliga-Krachers noch die Gemüter. Während Marco Reus einen Bayern-Bonus sieht, hält Thomas Müller ein Plädoyer für rassige Zweikämpfe.

Ausgerechnet vor dem 3:2-Führungstreffers der Bayern kam es im Top-Spiel gegen Borussia Dortmund zu einer nicht ganz eindeutigen Szene. Flügelstürmer Sane räumt Can mit seinem Körper ab und erobert sich so den Ball. Schiedsrichter Marco Fritz lässt das Spiel weiterlaufen – wenige Sekunden später klingelt es im schwarz-gelben Kasten.

Reus sicher: „Bei den Bayern hätte er gepfiffen“

Angesprochen auf die Situation wird Dortmunds Kapitän Reus nach Abpfiff sehr deutlich. „Für mich ein ganz klares Foulspiel“, meinte der Spielmacher und sieht dabei einen Bayern-Bonus: „Wenn das bei den Bayern gewesen wäre, hätte er einhundert-prozentig gepfiffen. Ist so. Es ist einfach so.“

Für Bayerns Müller eine nicht ganz nachzuvollziehende Reaktion. Aus Sicht des Angreifers ist der Einsatz von Sane gegen Can kein Foulspiel. „Beide gehen mit dem Körper zum Ball. Natürlich ist sowas im Mittelfeld auch schon mal gepfiffen worden, aber die Partie hatte so viele intensive Zweikämpfe“, unterstützt Müller die Entscheidung von Fritz.

Müller hätte Foul auch gegen sich „nicht gepfiffen“

Der 31-Jährige selbst sei ohnehin ein Fan von Schiedsrichtern, die das Spiel ein wenig an der langen Leine lassen. „Ich glaube nicht, dass wir wollen, dass solche Duelle an der Mittellinie abgepfiffen werden“, stellt Müller klar, der in den „rassigen Zweikämpfen“ einen elementaren Bestandteil des Fußballs sieht. Und ein Bayern-Bonus? Müller: „Ich hätte es – auch wenn das vielleicht schwer zu glauben ist – auch gegen uns nicht als Foul gesehen.“

Can selbst ordnete die Szene ähnlich wie Müller ein, stellte aber auch klar, dass er Reus‘ Einschätzung teile, dass der Schiedsrichter bei schwierigen Entscheidungen eher für München gepfiffen hätte. Schiedsrichter-Experte Alexander Feuerherdt vom Podcast Collinas Erben ist bei der Szene auf Müllers Seite und erklärt, wie das Ganze einzuordnen ist.

Schiedsrichter-Experte erklärt: Entscheidung vertretbar

„Das konnte man schon so laufen lassen. Ganz entscheidend ist für mich dabei, welche Linie bei der Zweikampfbeurteilung hatte der Schiedsrichter während des Spiels. Marco Fritz hat eher großzügig gepfiffen, hat körperbetonten Einsatz zugelassen“, erläutert Feuerhardt, der auch erklärt, dass ein Eingreifen des Videoassistenten nicht zur Debatte steht. „Selbst im Falle eines klaren Fouls, weil die anschließende Angriffsphase abgebrochen worden ist, dadurch, dass Hummels den Ball aus dem Strafraum geklärt hat und die Dortmunder somit kurzzeitig im Ballbesitz waren.“

Die Entscheidung des Schiedsrichters, das Spiel weiterlaufen zu lassen, kann damit also durchaus vertreten werden. Ob etwas an den Vorwürfen von BVB-Kapitän Reus dran ist und es den sagenumwobenen Bayern-Bonus tatsächlich gibt, bleibt wohl noch lange ein streitbares Thema.