Bayern-Express rollt weiter – Barca-Krise weitet sich aus

Unstoppbare Bayern, ein taumelnder FC Barcelona und ein fast schon obligatorischer Rekord von Cristiano Ronaldo. Während die Münchner nach zwei Spielen in der Champions League bei sechs Zählern und 8:0 Treffern halten, präsentieren sich die Katalanen weiter als Punktelieferant. Bei Benfica Lissabon setzte es am Mittwochabend die zweite 0:3-Niederlage, Trainer Ronald Koeman sucht weiter nach Erklärungen.

Julian Nagelsmann hat indes weiter gut lachen. In der Saisonvorbereitung glückte ihm mit einem lange personell dezimierten FC Bayern kein einziger Sieg. Im ersten Pflichtspiel gab es für den neuen Münchner Trainer ein 1:1 bei Mönchengladbach. Seitdem reihen sich neun Siege aneinander. Nach dem 5:0 gegen Dynamo Kiew mit dem in der 79. Minute eingewechselten Marcel Sabitzer sind die Weichen zum Achtelfinaleinzug in der Champions League früh gestellt. In drei Wochen geht es auswärts im Topspiel gegen Benfica weiter.

Nagelsmann war „über weite Strecken zufrieden“. Es sei nach der frühen Führung die Aufgabe gewesen, die Konzentration hoch zu halten. „In den Phasen, als das Spiel vielleicht hätte kippen können, haben wir noch einen Gang hochgeschaltet und schöne Tore gemacht“, meinte der 34-Jährige. Besonders freute ihn die neuerliche Null bei den Gegentoren: „Es geht darum, die Gier, die die Mannschaft nach vorne hat, auch nach hinten zu haben. Es sieht immer schöner aus, wenn man zu null spielt.“

Prunkstück bleibt die Offensive um Weltfußballer Robert Lewandowski. „Im Endeffekt haben wir wieder unsere Dominanz gezeigt, vor allem im Abschluss“, sagte der ebenfalls erneut starke Leroy Sane. Vier Offensivspieler erzielten die fünf Tore. Lewandowski traf wie schon zum Auftakt in Barcelona doppelt. Serge Gnabry, Sane und der eingewechselte Eric Maxim Choupo-Moting legten nach der Pause noch drei Tore nach. Kiews Trainer-Routinier Mircea Lucescu sprach aus, was die Bayern gerne hören: „Bayern München ist der größte Favorit auf den Champions-League-Sieg“, sagte der Rumäne.

In Lissabon ging ein ehemaliger Dominator im europäischen Fußball ein weiteres Mal schwer geschlagen vom Feld. Barcelona mit dem auf der Bank weilenden Yusuf Demir gerät immer mehr unter Druck. Es droht das Scheitern nach der Gruppenphase. Zuletzt verpasste Barcelona in der Saison 2003/04 die K.o.-Phase – weil sich der Verein überhaupt nicht für die Champions League qualifiziert hatte. Davor war dies 2000/01 der Fall.

Koeman sah ein zu deutliches Ergebnis. „Die Tatsache, dass Benfica die Mehrheit der wenigen Chancen genutzt hat, war der große Unterschied zwischen beiden Mannschaften“, sagte der Niederländer. Er betonte ein weiteres Mal, dass man nicht in der Vergangenheit leben dürfe. „Es macht keinen Sinn, das jetzige Team mit dem von vor ein paar Jahren zu vergleichen. Das ist so klar wie Wasser.“ Koeman meinte, er fühle nach wie vor die Unterstützung der Spieler. Mittelfeldspieler Frenkie de Jong hielt fest: „Es ist nicht die Lösung, jetzt den Coach zu wechseln. Es sind noch genügend Spiele, um weiterzukommen.“ Im Heimspiel gegen Kiew ist ein Sieg nun mehr als Pflicht.

Koeman bei Barca vor dem Aus: „…dann ist es besser zu gehen“

Spaniens Sportzeitungen haben ihr Urteil schon gefällt. „Das ist ein unerträglicher Alptraum“, beklagt die in Barcelona ansässige „Sport“. „Ein echtes Fußballdrama, eine unerträgliche Qual.“ Barcelona sei eine Mannschaft „ohne Richtung, traurig, schwach, ohne Angriff und ohne Verteidigung. Ein untergegangenes Team, das nicht konkurrenzfähig ist.“ Als Kandidat für den Trainerposten wurde erneut Ex-Barca-Star Xavi ins Spiel gebracht. Das Problem dabei sei jedoch die hohe Entschädigung, die dem Niederländer zu zahlen wäre.

Bei Benfica musste Valentino Lazaro kurz vor der Pause mit Verdacht auf eine Muskelverletzung vom Feld. Der Flügelspieler droht für die WM-Qualifikationsspiele Österreichs auszufallen. Auf Instagram schwärmt Lazaro jedenfalls von einer „unglaublichen Nacht im Estadio la Luz“. Für Benfica war es der erste Sieg gegen Barcelona zu Hause seit 60 Jahren.

Ein anderer Portugiese jubelte in Manchester wieder in oft gesehener Manier mit nacktem Oberkörper. Im eigenen Rekordspiel das Siegtor in der Nachspielzeit erzielt, und das im ersten Champions-League-Heimspiel nach der Rückkehr zu den „Red Devils“: Cristiano Ronaldo hatte einen gelungenen Abend beim 2:1 von Manchester United gegen Villarreal. Dabei war der 36-Jährige über weite Strecken nicht so gut in der Partie gewesen. „Aber das Zeichen eines sehr, sehr guten Angreifers ist, dass er ruhig bleibt, wenn die Chance kommt“, schwärmte United-Coach Ole Gunnar Solskjaer.

Cristiano Ronaldo mit dem Last-Minute-Tor zum Sieg

Das Heimspiel in Old Trafford war Ronaldos 178. Einsatz in der Champions League, vor Reals Torhüter-Legende Iker Casillas ist er nun alleiniger Rekordhalter. Der Matchwinner berichtete nach der Partie, dass er seine Kollegen vor der zweiten Halbzeit angespornt habe: „Ich habe zu den Spielern im Tunnel gesagt, dass wir daran glauben müssen“, berichtete Ronaldo. Nach der überraschenden 1:2-Auftaktniederlage bei den Young Boys Bern habe die Mannschaft Druck gespürt und sei etwas nervös gewesen. „Aber wir hatten auch etwas Glück, das wir im letzten Spiel nicht hatten“, räumte Ronaldo ein.

(APA)/Bild: GEPA