Belgier nach Halbfinal-Aus enttäuscht und wütend: „Eine Schande für den Fußball“

St. Petersburg (APA/AFP/Reuters/dpa) – Die Enttäuschung im Lager der Belgier nach dem verlorenen Halbfinale bei der Fußball-Weltmeisterschaft war groß. Besonders schmerzte die „Roten Teufel“ die Art und Weise, wie man Frankreich beim 0:1 (0:0) (VIDEO-Highlights) am Dienstag in St. Petersburg unterlegen war. „Es ist eine Schande für den Fußball, dass Frankreich dieses Spiel gewonnen hat“, schimpfte Goalie Thibaut Courtois im belgischen TV.

„Es ist einfach frustrierend, Frankreich hat nichts für das Spiel gemacht, sie haben mit elf Spielern vor dem eigenen Tor verteidigt.“ Frankreichs Samuel Umtiti war in einem von Taktik geprägtem Spiel kurz nach Seitenwechsel nach einem Eckball zur Stelle. „Es ist ihr Recht so zu spielen. Schon gegen Uruguay haben sie nur zweimal auf das Tor geschossen und dabei von einem Tormann-Fehler profitiert“, monierte Courtois die Spielweise der Franzosen. Sein Team- und Clubkollege von Chelsea, Eden Hazard, ergänzte: „Ich würde lieber mit diesem belgischen Team verlieren als mit diesem französischen gewinnen.“

Martinez: „Standardsituation hat entschieden“

Teamchef Roberto Martinez zeigte sich gefasster. „Es war ein enges Spiel mit wenigen Torszenen. Heute hat eine Standardsituation den Unterschied ausgemacht.“ Gespalten sah er die ungeliebte Aufgabe, die am Samstag erneut in St. Petersburg auf sein Team wartet. „Es ist schwer mit dieser Emotion umzugehen. Du bist enttäuscht, weil du im Halbfinale ausgeschieden bist. Es ist nicht einfach, dem Spiel um Platz drei in diesem Moment etwas Positives abzugewinnen, aber man hat nicht oft die Möglichkeit WM-Dritter zu werden.“ Beim bisher einzigen Versuch verlor Belgien 1986 das kleine Finale gegen Frankreich 2:4 nach Verlängerung.

Seine persönliche Zukunft sieht der 44-jährige Spanier weiter als Teamchef. „Ich habe die Europameisterschaft 2020 schon im Hinterkopf. Aber zunächst konzentrieren wir uns auf das letzte Spiel um die Bronzemedaille.“ Dass dieses vermutlich der letzte gemeinsame Auftritt der oftmals als „Goldene Generation“ gepriesenen Mannschaft sein wird, bereitete Martinez keine Sorgen: „Es rücken viele Talente im belgischen Fußball nach.“

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Einige Stammkräfte wohl zum letzten Mal bei einer WM

Zumindest auf WM-Ebene war es wohl die letzte Möglichkeit der Belgier, in dieser Konstellation um den Titel mitzuspielen. Routiniers wie etwa Vincent Kompany (Jahrgang 1986), Thomas Vermaelen (1985) und Marouane Fellaini (1987) sind für die Winter-WM 2022 in Katar wohl eher kein Thema mehr, auch die Offensivstars Eden Hazard und Kevin De Bruyne (beide 1991) sind dann bereits jenseits der 30.

Obwohl es zum Titelgewinn nicht ganz gereicht hat, kann man der WM in Belgien auch viel Positives abgewinnen. „Die Spieler haben bewiesen, dass Belgien tatsächlich eine Nation ist“, brachte die Zeitung „La Derniere Heure“ die Stimmung im in vielen Bereichen zwischen Flamen und Wallonen gespaltenen Land auf den Punkt. Premierminister Charles Michel bedankte sich auf Twitter bei den „Roten Teufeln für die Auftritte und dafür, uns so zum Mitfiebern gebracht zu haben“.

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