BILD: Klopp bittet Dortmund um Auflösung seines Vertrages

Jürgen Klopp hat Borussia Dortmund aus dem Abstiegskampf ins Champions-League-Finale geführt, er hat eine Ära geprägt und einen spektakulären Überfall-Fußball gepredigt – doch im verflixten siebten Jahr ist der Power-Trainer ausgelaugt. Laut eines Berichts der Bild-Zeitung hat Klopp den BVB um Auflösung seines bis 2018 laufenden Vertrages gebeten, um sich eine Auszeit zu nehmen. Eine Zäsur in der an Höhen und Tiefen reichen Vereinsgeschichte.

Thomas Tuchel (41) soll Klopp (47) beerben, angeblich liegt dem langjährigen Trainer des FSV Mainz 05 ein unterschriftsreifer Vierjahresvertrag mit einem Gehaltsvolumen von bis zu 20 Millionen Euro vor. Auch das berichtet die Bild-Zeitung. Der Klub will um 13.30 Uhr auf einer Pressekonferenz im Stadion Stellung nehmen.

In der laufenden Saison scheint es, als habe Klopp sich abgenutzt. Die Mannschaft pflegte nicht mehr den begeisternden Stil der Vorjahre, oder sie rannte der alten Idee erfolglos hinterher. Leistungsträger wie Mats Hummels und Roman Weidenfeller schwächelten, Neueinkäufe waren Fehlschläge wie der italienische Torschützenkönig Ciro Immobile oder Adrian Ramos.

Der BVB implodierte, er stürzte in der Hinrunde völlig unerwartet in den Abstiegskampf. Der Rivale Bayern München war nicht mal mehr mit dem Fernglas zu erkennen – doch Dortmund, Meister von 2011 und 2012, hatte immer noch genügend Qualität im Kader, um die Saison halbwegs ruhig und ohne Abstiegssorgen zu Ende zu bringen.

Klopp jedoch wirkte entzaubert, angegriffen, bisweilen sogar ratlos. Beim 1:3 bei Borussia Mönchengladbach am Samstag lieferte er sich ein heftiges Wortgefecht mit Routinier Sebastian Kehl, das große Beachtung fand und als Indiz für Risse in der BVB-Welt gedeutet wurde.

Überhaupt dürften die sieben Jahre in Dortmund enorm viel Kraft gekostet haben. Jürgen Klopp, der große Motivator, stand unter Dauerstrom, er trieb seine Spieler mit allerhöchstem Einsatz an deren Leistungslimit, und, so schien es, manches Mal noch darüber hinaus. Auch er selbst übertrat wiederholt Grenzen. „Er ist respektlos und wahnsinnig“, schrieb die italienische Zeitung Corriere dello Sport 2013 nach einem legendären Ausraster des Trainers während des Champions-League-Spiels beim SSC Neapel.

Allerdings hatte dies zunächst keinen negativen Einfluss auf das Sportliche. Der Erfolg führte aber dazu, dass sich zweimal der FC Bayern schmerzhaft bediente – Mario Götze und Robert Lewandowski wurden nie adäquat ersetzt.

Am 23. Mai gegen Werder Bremen, am 34. Spieltag seiner siebten Saison, wird Klopp voraussichtlich sehr emotional Abschied von seiner Herzensangelegenheit BVB nehmen. Für die Fans auf der gigantischen Südtribüne ist er eine Ikone – es ist keineswegs übertrieben, zu sagen, dass er eine der wichtigsten Figuren der Vereinsgeschichte ist. „Echte Liebe“ eben.

Nun aber, nach zwei Meistertiteln, einem Pokalsieg und dem Champions-League-Finale gegen die Bayern (1:2) 2013 in Wembley, ist offensichtlich Schluss. Wahrscheinlich wird Klopp ein „Sabbatjahr“ einlegen. Zu sehr ist er mit dem BVB verschmolzen, zu sehr hat er sich anscheinend verausgabt, um sofort woanders Wirkung erzielen zu können.

Tuchel dagegen kommt gerade aus einem Sabbatjahr, er erscheint als ehemaliger Trainer des FSV Mainz 05 – wie Klopp – die logische Wahl. Er ist ein ähnlicher Typ, laut bissig, motivierend.

Klopp wird Tuchel wohl in einer anderen „Funktion“ beerben: Die Frage „Was macht Tuchel?“ wird wohl in den kommenden Monaten lauten: „Was macht Klopp?“

SID nt om

© 2008-2015 Sport-Informations-Dienst

Eine offizielle Bestätigung von Borussia Dortmund steht noch aus. Für 13:30 Uhr ist eine Pressekonferenz in Dortmund angesetzt. Sky Sport News HD überträgt live!

 

 

SID om  nt