Blatter und Platini vor Suspendierung

Laut Berichten der deutschen Tageszeitung die Welt fordert die Ermittlungskammer der Fifa-Kommission die Suspendierung von Präsident Josef Blatter und UEFA-Chef Michel Platini. Über diese Forderung berät die Richterkammer der Ethikkommision am Freitag.

 

(APA/dpa) Die FIFA-Ethikkommission wird auf ihrem bis Freitag andauernden Treffen in Zürich auch über Fußball-Weltverbands-Präsident Joseph Blatter und UEFA-Chef Michel Platini befinden. Das geht aus einer Erklärung des Kommissionsmitglieds Abdoulaye Makhtar Diop hervor, die am Mittwoch in der senegalesischen Hauptstadt Dakar veröffentlicht wurde.

Informationen der Zeitung „Welt“ zufolge fordert die Untersuchungskammer der Ethikkommissionen, Blatter provisorisch für 90 Tage zu sperren. Über derartige Anträge muss die Recht sprechende Kammer unter dem Vorsitz des deutschen Richters Hans-Joachim Eckert befinden. „Die Ethikkammer darf satzungsgemäß keine konkret laufenden Verfahren kommentieren“, betonte Marc Tenbücken, Sprecher der rechtsprechenden Kammer. „Die Ethikkommission führt ihre Verfahren immer sorgfältig, unabhängig und ohne Ansehen der Person oder ihrer Funktion durch“, erklärte er allgemein.

Gegen Blatter hatte die Schweizer Bundesanwaltschaft ein Strafverfahren wegen des Verdachts der „ungetreuen Geschäftsbesorgung“ eingeleitet. Sollte der 79-jährige Schweizer suspendiert werden, dürfte er keine fußballbezogene Aktivität mehr ausüben – sein ebenfalls skandalumwitterter Vize Issa Hayatou aus Kamerun würde satzungsgemäß vorerst das Amt übernehmen.

Ärger droht auch dem ins Zwielicht geratenen Platini. Im Korruptionsskandal um den Weltverband war der Franzose von den Schweizer Behörden als Auskunftsperson vernommen worden. Der UEFA-Chef muss nun den FIFA-Ethikern erklären, warum er für Dienste zwischen Jänner 1999 und Juni 2002 erst knapp neun Jahre später von Blatter bezahlt wurde. 2011 unterstützten die UEFA-Verbände unter der Führung von Platini den Schweizer im Wahlkampf gegen den Katarer Mohamed bin Hammam. Platini verteidigte die empfangene Zahlung mehrfach öffentlich. Bei einer Suspendierung wären seine Ambitionen auf das FIFA-Amt hinfällig.

Der frühere senegalesische Sportminister Diop betonte, dass das Gremium auch den Fall von Chung Mong-joon prüfen will. Der Südkoreaner strebt wie Platini die FIFA-Präsidentschaft an. Chung selbst rechnet mit einer Sperre durch die Ethikkommission und würde damit aus dem Rennen um Blatters Nachfolge ausscheiden. Chung werden Verstöße im Zusammenhang mit Südkoreas gescheiterter Bewerbung für die WM 2022 vorgeworfen. Er war bis 2011 auch Mitglied im FIFA-Exekutivkomitee.

Chung will Blatter wegen Veruntreuung vor Gericht verklagen. „Die FIFA hat sich zu einer korrupten Organisation entwickelt, die den Interessen von einigen wenigen dient“, kritisierte der Südkoreaner am Mittwoch in London und bezeichnete Blatter als „Heuchler und Lügner“.

Der FIFA-Boss selbst ist sich weiter keiner Schuld bewusst und verteidigte sich mit der gewohnten Strategie. „Die Lage ist nicht erfreulich. Man verurteilt mich vor, ohne Beweise für irgendein Fehlverhalten meinerseits. Eigentlich ist das ungeheuerlich“, sagte er in der am Donnerstag erscheinenden Ausgabe der Zeitschrift „Bunte“. Er wolle bis zum außerordentlichen Kongress im Amt bleiben. „Ich versichere Ihnen, dass ich am 26. Februar 2016 aufhören werde. Dann ist definitiv Schluss. Aber keinen Tag früher“, sagte er. Bis dahin werde er kämpfen: „Für mich. Für die FIFA.“

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