Bresnik über Thiem: „Dominic ist ein ruhender Vulkan“

Zumeist wirkt er ruhig, ist immer freundlich und äußerst sportlich. Doch in Dominic Thiem schlummert mehr als nur der akribische Arbeiter mit der ästhetischen einhändigen Rückhand, perfekter Technik und großer Schlaggeschwindigkeit. Aus dem Weltranglisten-Neunten, der am Sonntag in New York um sein erstes US-Open-Viertelfinale kämpfte, kann es durchaus auch einmal ausbrechen.

Anfang des dritten Satzes in der dritten Runde gegen Taylor Fritz platzte es aus ihm heraus und da zerhackte der am Montag 25-Jährige seinen Schläger nach einem Netzroller seines Gegners mit sechs Hieben.

Für seinen Coach Günter Bresnik, der so etwas an sich nicht so gerne sieht, ist dies u.a. ein Beweis, dass sein Schützling von so manchen Beobachtern falsch eingestuft wird. „Da sieht man, dass Dominic ein ruhender Vulkan ist, der jederzeit explodieren kann. Der wird nicht ganz richtig eingeschätzt von den Leuten“, erklärte Bresnik im Gespräch mit der APA – Austria Presse Agentur. „Der macht nichts Verbotenes, aber er ist nicht so lethargisch wie die Leute glauben. Bei dem brodelt es rund um die Uhr, auch abseits vom Tennisplatz.“

Es war nicht das erste Mal, dass Thiem sein Arbeitsgerät schrottreif geschlagen hat. Auch in Miami passierte im Frühjahr Ähnliches. „Manchmal müssen die Emotionen raus“, erklärt Thiem dies in solchen Fällen. Bresnik dazu: „Es muss nicht sein, dass er den Schläger zerhackt, aber dass man sieht, wie viel Temperament der Bursche hat, taugt mir.“

Bei seinen Kollegen ist Thiem höchst beliebt, mit Sicherheit auch wegen seiner im Profitennis herausragenden Ehrlichkeit. So macht er den Gegner bei für ihn offensichtlichen Fehlentscheidungen schon einmal aufmerksam, dass dieser von der Challenge-Regel Gebrauch machen soll. Selbst wenn dies zu seinem Nachteil endet, ist es Thiem lieber, als zu schweigen. „Das ist nur ehrlich. Er fühlt sich unwohl, warum soll ich bescheißen? Das tut er nicht fürs Publikum, sondern nur für sich selbst“, sagte Bresnik dazu.

Die Persönlichkeit Thiems, der nun schon über zwei Jahre ein fixer Bestandteil der Top Ten ist, hat sich für Bresnik nicht mehr stark verändert. „Es wird halt immer signifikanter, was für eine starke Persönlichkeit er ist. Was er für eine Willensstärke hat. Die Leute glauben immer, das ist alles so einfach“, stellt Bresnik fest. Neben der harten Arbeit habe der French-Open-Finalist auch „ein hohes Maß an Durchsetzungsvermögen, wenn es notwendig ist“. „Wenn es bei Dominic auf den Tennisplatz geht, wird er wie ein anderer Mensch.“

Ein großes Tohuwabohu um seine Person will Thiem nicht machen, auch wenn er den Rummel durchaus auch genießen kann. Dass sogar jüngere Spieler als er wie zum Beispiel Alexander Zverev ein eigenes Logo entwickeln, findet der auch als Manager Thiems fungierende Bresnik nicht nötig. „Ich finde es lachhaft, wenn es Leute gibt, die noch nicht einmal ein Grand-Slam-Turnier gewonnen haben und sich mit solchen Sachen auseinandersetzen. Das halte ich für bedeutungslos.“

Auch den großen Trainer- und Begleitertross, den manche Spieler mit sich führen, sieht Bresnik zumindest für Thiem nicht nötig. „Die sollen machen, was sie wollen. Dominic ist eine so gefestigte Person, dass er auch mit sich alleine gut zurechtkommt. Mit dem musst du nicht am Abend zu Fünfzehnt essen gehen, damit er sich wohlfühlt. Der geht mit einem Freund oder der Freundin essen oder bestellt sich Roomservice. Das ist für mich ein Zeichen von höherer Reife und Selbstsicherheit.“

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Beitragsbild: Gepa