Britischer Regierungssprecher fordert Ende der Abramowitsch-Gesänge

Die Gesänge von Fans des englischen Fußball-Champions-League-Siegers FC Chelsea für den Vereinsbesitzer Roman Abramowitsch nach der Aufnahme des russischen Oligarchen auf die Sanktionsliste der britischen Regierung sind Premierminister Boris Johnson ein Dorn im Auge. Ein Sprecher des Regierungschefs forderte am Montag den sofortigen Verzicht auf jede Form der Anerkennung für den mutmaßlichen Freund des russischen Staatspräsidenten Wladimir Putin. Unterdessen laufen an der Stamford Bridge die Bemühungen um eine Sondererlaubnis für den Verkauf von Eintrittskarten auf Hochtouren.

„Es ist Zeit, dass das aufhört. Wir erkennen die starken Gefühle der Menschen für ihren Verein an, aber das entschuldigt kein Verhalten, das momentan vollkommen unangemessen ist. Ich denke, die Menschen können ihre Leidenschaft und Unterstützung für ihren Klub auch zeigen, ohne auf solche Dinge zurückzugreifen“, erklärte Johnsons Sprecher zu Wochenbeginn.

Downing Street reagierte auf die wiederholten Ehrerbietungen für Abramowitsch bei Chelseas Auftritten seit der Bekanntgabe der Sanktionen gegen den Oligarchen und auch Chelsea. Sowohl am vergangenen Donnerstag beim Spiel der Mannschaft des deutschen Teammanagers Thomas Tuchel bei Norwich City (3:1) als auch am vergangenen Sonntag beim 1:0-Erfolg des Teams der deutschen Nationalspieler Kai Havertz, Antonio Rüdiger und Timo Werner hatten die Fans in Sprechchören lautstark Abramowitschs Namen skandiert.

Die Mahnung der britischen Regierung an Chelseas Anhänger könnte mehr als nur Unverständnis zum Ausdruck bringen. Der Verein ist für einen angestrebten Verkauf an einen neuen Besitzer und damit die Sicherstellung seiner Existenz auch noch auf absolutem Spitzenniveau weitgehend auf Wohlwollen der Regierung angewiesen. Nur durch eine weitere Lockerung der Sonderlizenz für die Fortführung des laufenden Spielbetriebs kann ein entsprechender Deal erfolgen. Laut Angaben von Johnsons Sprecher am Montag hat der Verein bislang noch keinen Antrag auf mildere Einschränkungen gestellt.

Der Verein teilte allerdings fast gleichzeitig mit, sich in täglichen Konferenzen um eine Erlaubnis zum Verkauf von Eintrittskarten aller Art zu bemühen. Derzeit ist Chelsea das Ticketing zur Verhinderung neuer Einnahmen für Abramowitsch untersagt. Zur Wahrung eines fairen Wettbewerbs stünden außerdem auch die Premier League und der nationale Verband FA mit Regierungsstellen in Kontakt.

Die Sanktionen gegen Abramowitsch bedeuten für die Blues ohnehin schon erhebliche Schwierigkeiten. Chelsea darf derzeit keine Spieler verpflichten oder Verträge verlängern, auch der Verkauf von Eintrittskarten und Merchandising-Artikeln ist untersagt. Kosten für Reisen zu Auswärtsspielen unterliegen einer sehr niedrigen Grenze.

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(SID) / Bild: Imago