BVB kämpft gegen den „Fluch“ – die Eintracht lauert

Berlin (SID) – Thomas Tuchel blinzelte gut gelaunt in die Sonne über Berlin, Pierre-Emerick Aubameyang verließ den schwarz-gelben Flieger tänzelnd mit BVB-Kappe auf dem Kopf. Nichts wies am Freitagmittag auf dem Flughafen Tegel darauf hin, dass der Trainer von Borussia Dortmund und sein Torjäger sich vermutlich auf ihrer letzten gemeinsamen Dienstreise befinden. Im DFBPokal-Finale gegen Eintracht Frankfurt ist der BVB trotz der extremen Unruhe im Verein klar favorisiert – doch der Außenseiter lauert auf die Überraschung.

Tuchel, Aubameyang und der gesamte Verein kämpfen am Samstag (20.00 Uhr/Sky) im ausverkauften Olympiastadion gegen den „Fluch von Berlin“. Drei Pokal-Endspiele hat die Borussia in Serie verloren. „Aller guten Dinge sind vier“, sagte Nuri Sahin kampfeslustig – auch Torhüter Roman Weidenfeller hat die Nase voll: „Es reicht! Der Pott muss zurück nach Dortmund!“

Tuchels Kampfansage: „Hier, um zu gewinnen!“

Doch die Eintracht ist nicht gekommen, um als Nebendarsteller brav einer BVB-Krönung zuzuschauen. „Es ist immer das Gleiche – das Gequatsche vor dem Finale ist groß, jeder weiß, wie es ausgeht“, sagte Sportvorstand Fredi Bobic im SID-Interview, „aber keiner weiß es wirklich. Wir haben den BVB in der Hinrunde geschlagen.“ Der erste Titel seit 1988 ist nicht nur ein ferner Traum.

Für den BVB ist der Sieg hingegen fast Pflicht. Nicht nur, um eine wahnwitzige Saison mit schweren Verletzungen, heftigen Zerwürfnissen und dem alles überschattenden Bomben-Anschlag auf die Mannschaft im April versöhnlich abzuschließen. Eine vierte Niederlage in Serie wäre wohl ein unrühmlicher Rekord für die Ewigkeit.

 

Abschiedsspiel für Auba? „Da wissen Sie mehr als ich“

Zudem gibt es einige Kapitel zu schließen. Tuchel, tief zerstritten mit Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, könnte zum Abschied ebenso seinen ersten großen Titel feiern wie Marco Reus, der ewige Pechvogel. „Wir haben es verdient, hier zu sein. Ich werde bereit sein, wir werden bereit sein“, sagte der Nationalspieler: Um „endlich, endlich“ keine Fragen mehr danach beantworten zu müssen.

Torschützenkönig Aubameyang, der Paradiesvogel der Bundesliga, will sich noch einmal in voller Pracht präsentieren. In der kommenden Woche wird er wohl seinen Abschied verkünden. Tuchel („Ich spüre große Ruhe“) gab ihm daher den Auftrag: „Er soll noch einmal treffen. Im Finale. Am besten zum Sieg.“

Meier: „Das größte Spiel meiner Karriere“

Die Eintracht, mit lausigen 13 Punkten die schlechteste Rückrundenmannschaft der Liga, ist sicherlich auch individuell unterlegen. Seit 29 Jahren wartet der Traditionsverein auf einen Titel, vor elf Jahren platzte der Traum im Finale gegen den FC Bayern. „Ein Pokalfinale ist für uns nichts Alltägliches. Das schafft Eintracht Frankfurt vielleicht alle 10 bis 15 Jahre“, sagte Bobic. Trainer Niko Kovac hofft auf eine Titel-Party mit Zehntausenden euphorischen Fans, „aber diese Party müssen wir uns erst verdienen“. Torjäger Alexander Meier sprach von einer „Riesenbedeutung“ für den ganzen Verein.

Berlin läuft in diesen Tagen über vor jungen Menschen. Nicht nur beide Fanlager sind enorm stark vertreten: Schon am Freitag war die Stadt vom Breitscheid- bis zum Alexanderplatz in schwarz-gelb und schwarz-rot getaucht. Die Polizei hat am Wochenende eine Mammutaufgabe zu bewältigen: Zeitgleich sind 100.000 Menschen zum Evangelischen Kirchentag in der Hauptstadt.

Wer freut sich über den Pokalsieger?

Das Thema Sicherheit belastet die Dortmunder nach dem Bus-Attentat und nicht zuletzt dem Anschlag in Manchester. „Ich habe Angst, in den Bus zu steigen, ich habe Angst, zu den Spielen zu fahren“, gab Shinji Kagawa zu. Weltmeister Matthias Ginter erzählte von „Kopfkino“ in vermeintlich harmlosen Situationen.

Da Barack Obama schon abgereist ist, ist das Olympiastadion am Samstagabend die größte Berliner Bühne. Das Finale wird in über 200 Länder übertragen, in der Halbzeit tritt Schlagerstar Helene Fischer auf.

Sammer: „Favorit ist Dortmund, ziemlich deutlich“

 

Beitragsbild: