BVB schwer angeschlagen in die WM-Pause

Jude Bellingham ließ den Kopf hängen, Youssoufa Moukoko stand ratlos im Mittelkreis, und Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke saß mit eisiger Miene auf der Tribüne. Vorne fahrlässig, hinten desaströs: Borussia Dortmund geht schwer angeschlagen in die WM-Pause.

Die wankelmütige Mannschaft von Trainer Edin Terzic unterlag bei Borussia Mönchengladbach in einer turbulenten Begegnung mit 2:4 (2:3) und wird außerhalb der Champions-League-Plätze überwintern. Der Rückstand auf Tabellenführer Bayern München kann am Samstag auf neun Punkte anwachsen.

„Wir haben zu einfache Tore kassiert durch eigenes Unvermögen. Wir haben Gladbach extrem stark gemacht“, kritisierte Julian Brandt  und gab zu: „Das ist absolut schweres Gepäck, das ist ein beschissenes Gefühl.“

Jonas Hofmann (4.), Ramy Bensebaini (26.), Marcus Thuram (30.) und Kouadio Kone (46.) bestraften die großen Lücken und Nachlässigkeiten in und vor der BVB-Abwehr. Die Nationalspieler Brandt (19.) und Nico Schlotterbeck (40.) nutzten derweil nur zwei der zahlreichen Dortmunder Chancen. Gladbach hat damit nach 15 Spieltagen nur drei Zähler weniger auf dem Konto als der Vizemeister.

Terzic veränderte sein Team im Vergleich zur Niederlage beim VfL Wolfsburg (0:2) auf zwei Positionen: Giovanni Reyna und Emre Can ersetzten Karim Adeyemi und Salih Özcan. Bei den Gastgebern stand wie schon bei der Pleite beim VfL Bochum (1:2) erneut Jan Olschowsky (20) im Tor, da Stammkeeper Yann Sommer und Ersatzmann Tobias Sippel weiter verletzt ausfielen.

Die rasante Begegnung benötigte vor 54.042 Zuschauern im ausverkauften Borussia-Park keine Anlaufzeit. BVB-Youngster Moukoko gab einen Tag nach seiner WM-Nominierung den ersten Warnschuss ab (3.), dann schlugen die Gladbacher schon zu. Kapitän Lars Stindl nutzte seinen Freiraum vor der Dortmunder Abwehr zu einem starken Pass auf Hofmann, der frei vor Torhüter Gregor Kobel eiskalt abschloss.

Chancen boten sich beiden Mannschaften fast im Minutentakt, auch weil die Defensive auf beiden Seiten sträflich vernachlässigt wurde. Brandt traf technisch stark zum Ausgleich nach sehenswertem Zuspiel von Bellingham. Doch der Treffer gab dem BVB keine Sicherheit. Bensebaini köpfte einen Hofmann-Freistoß wuchtig ein, dann lief Thuram Schlotterbeck davon und verlud auch noch Kobel.

Doch auch die Gladbacher offenbarten in der Abwehr große Schwächen und machten sich durch einige leichtsinnige Ballverluste das Leben schwer. In dieser Phase wuchs Olschowsky über sich hinaus und parierte bärenstark gegen Moukoko (33.) und Donyell Malen (43.). Vor dem Anschlusstreffer war Olschowsky auch bei einem Kopfball von Niklas Süle zur Stelle, den Abpraller verwertete Schlotterbeck.

Die zweite Halbzeit begann so furios wie die erste geendet hatte. Kone tunnelte bei seinem Treffer nach 41 Sekunden Mats Hummels in dessen 400. Bundesligaspiel. Von den Fans nach vorne gepeitscht suchten die Gastgeber die Entscheidung. Thuram enteilte wieder einmal Schlotterbeck und Hummels, der Franzose setzte den Ball frei vor Kobel aber am Tor vorbei (52.).

Terzic riskierte nach einer knappen Stunde alles und brachte Anthony Modeste für Schlotterbeck. Der BVB rannte an, Gladbach lauerte auf den entscheidenden Konter. Den vermeintlichen fünften Treffer der Gastgeber durch Hofmann erkannte Schiedsrichter Sven Jablonski nach Studium der TV-Bilder nicht an, Thuram soll Hummels zuvor gefoult haben (69.).

(SID)/Bild: Imago