Christian Ilzer angesprochen auf ein Engagement in Salzburg: „Dieser Wechsel ist ausgeschlossen“

  • Christian Ilzer: „Wir haben eine super Ausgangssituation für die finale Phase. Wie ich sie gern bezeichne, die Erntephase.“
  • Christian Ilzer über den Titelkampf: „Vielleicht kommt ja irgendwann einmal der Zeitpunkt, wo ich eine Ansage mache“
  • Christian Ilzer: „Ich würde mich selber auch nicht sympathisch finden, wenn ich jetzt gegnerischer Trainer oder Schiedsrichter wäre“
  • Christian Ilzer über Miroslav Klose: „Es tut mir persönlich für ihn leid, dass das Abenteuer Altach für ihn jetzt zu Ende ist“
  • Christian Ilzer über seine Zukunftspläne: „Wenn ein Angebot kommt, muss das schon ein sehr Spezielles sein, wo man fast nicht mehr Nein sagen kann“

Der Free-to-Air Montag auf Sky: Zu Gast bei „Talk & Tore Exklusiv“ war SK Sturm Graz Trainer Christian Ilzer.

Die ganze Sendung zum Nachsehen:

Alle Stimmen zu „Talk & Tore“

Christian Ilzer (Trainer SK Sturm Graz):
…über den Beruf als Trainer und die richtige Trainerwahl: „Die durchschnittliche Zeit eines Trainers geht glaube ich nicht über ein Jahr hinaus. Wenn man aber kontinuierlich arbeiten will, sollte man sich mit der Trainerperson, die man bestellt, schon im Vorfeld sehr ausgiebig auseinandersetzen. Man sollte auch an ihm festhalten und versuchen, mit ihm zu arbeiten. Es ist aber leider so, dass man oft im Trainer das schwächste Glied sieht und er am einfachsten zu tauschen ist. Am Ende darf man sich aber auch nicht davor fürchten, dass man freigestellt wird, weil das vielleicht in der Entscheidungsfindung hemmt. Ich gehe diesem Thema völlig furchtlos entgegen. Es gehört einfach dazu und ist Teil des Jobs. Ich sage es immer so, die ersten 100 Tage musst du volles Risiko gehen.“

…über Miroslav Klose: „Er war für mich ein sehr angenehmer Kollege. Bei den zwei Aufeinandertreffen hat man schon gemerkt, was für eine Persönlichkeit er ist. Es tut mir persönlich für ihn leid, dass das Abenteuer Altach für ihn jetzt zu Ende ist.“

…über Klaus Schmidt: „Ich habe wirklich einen sehr guten Kontakt zu ihm. Sollte er Altach Trainer werden, wünsche ich ihm natürlich nur das Beste. Ich glaube, dass er absolut die Fähigkeiten hat, in einer schwierigen Phase Altach wieder in die Spur zu bringen.“

…über die bisherige Saison: „Es war ein sehr, sehr guter Grunddurchgang. Es war ja auch eine internationale Saison, die da dabei war. Im August haben wir mit Rasmus Højlund einen Rekordtransfer gehabt, quasi parallel dazu die Verletzung von Jakob Jantscher. Da haben wir beide eingespielten Stürmer der Vorsaison verloren. Mit 48 Punkten hat die Mannschaft einen herausragenden Grunddurchgang gespielt. Wir haben eine super Ausgangssituation für die finale Phase. Wie ich sie gern bezeichne, die Erntephase, da gibt es die Preise der Saison.“

…auf die Frage, was die Mannschaft erreichen kann: „Wir sollten uns einfach auf das konzentrieren, was ansteht. Wir versuchen, uns einen Zustand zu erarbeiten, den wir beeinflussen können und uns inhaltlich top vorbereiten. Wenn wir das Runde für Runde machen, können wir am Ende wieder auf die Tabelle schauen. Dann werden wir sehen, was unsere Leistung wert war. Ich sitze aber heute nicht da, um eine große Ansage in Richtung Salzburg zu machen. Ich wüsste nicht, was das für uns bringen würde. Vielleicht kommt ja irgendwann einmal der Zeitpunkt, wo ich eine Ansage mache. Und den werde ich auch ganz genau erraten. Aber viel wichtiger ist, dass wir uns auf das konzentrieren, was wir beeinflussen können. Wir haben schon unsere Waffen und ein sehr gutes Konstrukt aufgebaut.“

…auf die Frage, ob der Vizemeister-Titel auch ein Erfolg wäre: „Absolut. Wenn wir das, was in uns steckt, wirklich abrufen können, wenn wir wie bisher in der Saison performen und Salzburg aber noch besser ist, muss man Salzburg gratulieren. Sie haben ja kaum was angeboten und auch einen Top-Kader. Das ist einfach Fakt.“

…über einen möglichen Titelgewinn: „Es ist wichtig, dass man Träume hat und man diese in sich trägt, dass diese dich inspirieren. Es gibt aktuell viele spannende Dinge zu handhaben. Das ist auch das, was für mich so erfüllend ist an dem Job. Wenn ein Titel rausschauen würde, wäre das auch so ein Moment, wo man einfach stehenbleiben und die Aussicht genießen muss.“

…über die Stärken von Sturm Graz: „Qualitäten. Unterschiedliche Qualitäten auf den Positionen, die man einfach braucht, um eine gewisse Art und Weise von Fußball zu spielen. Auf der anderen Seite ist es auch eine Mannschaft, die extrem zusammenhält und die Überzeugung hat, dass uns dieser Weg zum Erfolg führt. Beim Auswärtsspiel in Lustenau, wo ich krank war, habe ich gemerkt, dass das Team und das Trainerteam einfach funktioniert. Wenn die Mannschaft sehr reif ist, bist du als Trainer nicht mehr mittendrin. Dann kannst du rausgehen aus diesem inneren Kreis und siehst, wie Mechanismen trotzdem super funktionieren. Das hat mir dieses Wochenende wirklich bestätigt, wieviel Verlass auf diese Mannschaft und das Trainerteam bei Sturm Graz ist.“

…über die Spielweise und getätigten Transfers: „Wenn du nicht weißt, wie du spielen willst, dann wirst du nicht wissen, welche Spielertypen du auf den jeweiligen Positionen brauchst. Wenn du die Positionen nicht klar beschreiben kannst, inhaltlich und charakterlich, dann wirst du öfters bei Transfers danebengreifen. Wir haben klar aufgezeichnet, wie das Profil für jede einzelne Position ausschauen soll. Dann hat man aus der Scouting-Abteilung und der Sportdirektion ein sehr genaues Bild, mit welchen Spielertypen und welchen Charaktertypen man gewisse Positionen besetzt.“

…über Jon-Gorenc Stankovic: „Insgesamt ist er ein absoluter Leader in unserer Mannschaft. Er ist von Beginn an einer gewesen, der unseren Weg mit vollster Überzeugung mitgegangen ist. Wenn er was sagt, dann hat das richtig Gewicht in der Mannschaft. Er versteht Fußball extrem gut, er kann das Spiel sehr gut lesen. Er ist einfach eine zentrale Figur in unserer Mannschaft.“

…über seinen Ehrgeiz und seine Mentalität: „Wenn ich zurückdenke, hat mich der Ehrgeiz schon immer geprägt. Ich denke, es ist schon ein starkes Ego, was dich auf ein gewisses Level bringt. Es hat mich schon in der Kindheit geprägt, immer alles gewinnen zu wollen und sich zu matchen. Ich habe immer einen Wettkampf daraus gemacht. Ich glaube, der Ehrgeiz ist mir schon ein bisschen in die Wiege gelegt worden.“

…über seine Verletzungen und erste Erfahrungen im Profibereich: „Wenn du dir schon in Teenagerzeiten das Kreuzband reißt, dann musst du auch irgendwann einsehen, dass es für eine Profikarriere wahrscheinlich nicht mehr reicht. Ich habe dann versucht, sehr schnell nach einer Alternative zu suchen. Ich wollte irgendwo im Profisport landen. Mein erster Zugang war über den Athletiktrainer, weil ich da den ehesten Weg in Richtung Spitze gesehen habe. Dann bin ich immer weiter eingetaucht in den Fußball und alle Bereiche ausgekostet. Von der Spielanalyse bis zum Co-Trainer und dann zum Cheftrainer. Am Ende ist dann der Punkt gekommen, wo ich gesagt habe, Cheftrainer ist die Rolle, wo ich mich am wohlsten fühle.“

…über Akzeptanz als Trainer: „Durch meine fachliche Kompetenz habe ich sehr schnell Respekt bekommen. Als quasi Quereinsteiger dann einen Platz in der Trainerzunft zu bekommen, war sicher der schwierigere Weg. Da muss man sich auch mal durchboxen und sich mit der Zeit etablieren.“

…über seine Vorbilder: „Es gibt viele Vorbilder, auch international. Man schaut sich Dinge an, man schaut sich Dinge ab. Durch viel Schauen baut man sich einfach einen Erfahrungsschatz auf. Auf meinem Werdegang hat es natürlich Trainer gegeben, die mich einfach geprägt haben. Das war sicher Bruno Friesenbichler, der mir diesen Weg in den Profisport geebnet hat. Davor, eine auch prägende Person für mich war Karl Purkarthofer. Er hat mir vor allem im Individualtraining sehr viel gelernt. Dann ist es natürlich weitergegangen mit Rupert Marko, mit Heimo Pfeifenberger, mit Helgi Kolvidsson. Die haben alle auf ihre Art und Weise Dinge gehabt, die man sich abschauen hat können. Daraus habe ich einfach richtig profitiert.“

…über seine Art und Weise, an der Seitenlinie zu stehen: „Umso länger ich Trainer bin, umso mehr beschäftigt man sich damit, wo man hinmöchte und wie man wirken will. Mir ist das schon sehr bewusst, ich würde mich selber auch nicht sympathisch finden, wenn ich jetzt gegnerischer Trainer oder Schiedsrichter wäre. Da steht mir dann auch oft der Ehrgeiz ins Gesicht geschrieben. Ich denke, dass ich mich über die Jahre schon entwickelt habe, weil es mir einfach auch wichtig ist. Es gibt ja auch ein Bild ab, mit dem man selber im Nachgang dann nicht zufrieden ist.“

…über seine Zeit bei Austria Wien: „Es war extrem lehrreich. Ich habe einfach viel mehr gewusst, wie man Sieg und Niederlage einschätzt. Die Zeit bei der Austria hat mir gelernt, auch mal einen Misserfolg zu moderieren und selber auszuhalten. Auch als Person stark zu bleiben, auch in einer Phase, wo es nicht so läuft. Das Jahr bei der Austria hat mir viele Erfahrungen und viele Dinge gelernt.“

…über die Gerüchte bezüglich einem Wechsel zu Schalke 04 vergangenen Herbst: „Das war ein Gerücht. Ich denke, wenn Erfolg deine Arbeit begleitet, gibt es immer wieder diese Gerüchte. Es war damals ein Zeitpunkt, der mir überhaupt nicht recht war. Wir machen das so, dass wenn sich Vereine über die Vertragslaufzeit erkundigen, ich gar nicht darüber informiert werde. Wir haben da zwei Tage später gegen Salzburg gespielt. Da wollte ich meinen Fokus überhaupt nicht verlieren. Ich habe dann auch über einen Instagram-Post sofort versucht, das abzustellen.“

…auf die Frage, ob die deutsche Liga das nächste große Ziel ist: „Mein nächstes großes Ziel ist es, mit Sturm Graz bestmöglich zu performen. Ich habe nie einen Karriereplan gehabt. Ich habe immer versucht, in dem Moment, wo Entscheidungen angestanden sind, eine bestmögliche Entscheidung zu treffen. Den Job, den ich jetzt habe, möchte ich bestmöglich ausüben. Wenn ein Angebot kommt, muss das schon ein sehr Spezielles sein, wo man fast nicht mehr Nein sagen kann. Dann wird man sich das Anhören und eine Entscheidung treffen. Aber darüber brauche ich mir jetzt wirklich null Gedanken machen.“

…auf die Frage, ob zurzeit ein Wechsel innerhalb Österreichs passieren könnte: „Diese Frage kann ich ganz einfach beantworten. Dieser Wechsel ist ausgeschlossen, weil ich Sturm Graz Trainer bin und zum aktuellen Zeitpunkt nicht innerhalb Österreichs wechseln werde.“

Mathias Berthold (Mentaltrainer SK Sturm Graz):
…über den SK Sturm Graz und Christian Ilzer: „Ich wünsche ihm auf alle Fälle, dass sie heuer Meister werden. Ich glaube auch, dass sie das schaffen werden. Ich kenne den Chris, wie er mit den Spielern, mit dem Team vor den Spielen redet und wie er sie einschwört. Ich kenne auch die Zielsetzung für dieses Jahr, ohne mit ihm gesprochen zu haben. Wir haben nie klein gedacht, immer groß gedacht. Dementsprechend ist die Entwicklung auch relativ rasant vorangegangen. Groß denken und demütig arbeiten. Als Altach-Fan damals war er mir an der Seitenlinie nicht immer unbedingt sehr sympathisch. Er ist da oft mit seinen Emotionen da und zeigt den Spielern ganz bewusst, wenn irgendwas ist, dass er da ist. Er sieht nicht das Problem, er sieht die Lösung. Es wird immer lösungsorientiert gearbeitet. Mit seiner ganzen Herangehensweise, wie klar er mit seinen Ansagen ist, das sind Dinge, die für den Gesamterfolg einfach sehr wichtig sind.“

Heimo Pfeifenberger (Sportkoordinator SV Grödig):
…über Christian Ilzer: „Es war unbedingt sein Ziel, Cheftrainer zu werden. Ich glaube, dass er noch weiter gehen wird, das Ziel wird irgendwann einmal das Ausland sein. Man merkt bei Sturm Graz richtig gut, was die abliefern. Und das ist sicher seine Handschrift.“

…über die Stärken von Christian Ilzer: „Das Emotionale. Er bringt sehr viele Emotionen rein, hat einen guten Umgang mit Spielern. Die absolute Stärke für mich ist die klare Struktur. Er weiß, was er will und ist taktisch richtig gut. Er kennt sich in vielen Bereichen aus und hat sich mit vielen Themen auseinandergesetzt. Das hilft ihm jetzt natürlich auf dem Weg. Er ist richtig gut unterwegs und ein sehr kompletter Trainer.“

…über einen eventuellen nächsten Schritt von Christian Ilzer: „Ich glaube, dass ist absolut das Ziel. Wenn du ehrgeizig bist und weiterkommen willst, musst und machst du den nächsten Schritt. Der Chris hat ein gutes Gespür und wird wissen, wann der nächste Schritt kommt.“

…über seine Arbeit beim SV Grödig: „Für Grödig ist es natürlich gerade eine schwierige Situation. Es war ein kompletter Umbruch und eine ungewöhnliche Situation. Ich bin aber sehr positiv und denke, dass wir den Verein wieder in positivere Zeiten bringen. Ich habe auch vollstes Vertrauen zu den Trainern und den Spielern. Das ist mir auch sehr wichtig im Fußball.“