Corona-Notstand beim FC Bayern: Keine Entspannung in Sicht

Der FC Bayern unterliegt Borussia Mönchengladbach in einem Spiel, das er trotz seiner Corona-Krise nicht hätte verlieren müssen. Große Entspannung ist nicht in Sicht.

Julian Nagelsmann hatte einen klaren Auftrag. Die Grünschnäbel, die da in Reih und Glied auf der Bank des FC Bayern saßen, sollten sich „nur nicht in die Buxe machen“, wenn sie eingewechselt würden. Und sie wurden eingewechselt. Eine Viertelstunde vor dem Ende des Spiels gegen Borussia Mönchengladbach lief die Notelf der Münchner auf Reserve, der Trainer brachte Paul Wanner und Luca Copado. Die beiden machten sich nicht in die Hose

Wanner, 16 Jahre und 15 Tage alt, und Copado, ab Montag 18 Jahre alt, verkörperten mit ihrem Einsatz die großen Probleme, die den FC Bayern zum Auftakt der Rückrunde der Bundesliga plagten. Beim etwas unglücklichen 1:2 (1:2) gegen die guten, freilich keineswegs überzeugenden Fohlen, mussten tatsächlich unerfahrene „Nothelfer“ ran, weil der nicht mal so schlecht besetzten Anfangself die Puste ausging.

„Wir wissen auch, dass der FC Bayern sicher nicht in Bestbesetzung angetreten ist“, das gelte auch für das Personal, „das sie nachlegen konnten“, sagte Gladbachs Trainer Adi Hütter relativierend zum ersten Sieg seiner Mannschaft nach vier Niederlagen und einem Unentschieden. Und es war ja nicht zu leugnen: Den Münchnern fehlten 13 Profis, neun davon wegen Corona, auf der Bank saßen neun Spieler ohne Bundesliga-Minute.

Nagelsmann wollte die Personalprobleme allerdings nur bedingt als Grund für die Niederlage gelten lassen. „Wir haben trotzdem noch eine gute Mannschaft“, sagte er – um dann zu erklären, warum diese Verlegenheitsmannschaft in diesem Spiel nicht gut genug war: „Nicht jeder hat auf seiner besten Position gespielt“ – Jamal Musiala etwa; hinzu kämen Joshua Kimmich oder Marcel Sabitzer, die „seit Ewigkeiten“ nicht gespielt hätten.

Dennoch hätten die Bayern nach der Führung durch Robert Lewandowski (18.) nicht verlieren müssen. Ungeschicktes Abwehrverhalten ermöglichte die Treffer der Gladbacher durch Florian Neuhaus (27.) und Stefan Lainer (31.).

Hinzu kamen in der Offensive leichte Ballverluste oder eine schlechte Chancenverwertung. Mehrfach stand den Münchnern Gladbachs Torhüter Yann Sommer im Wege, dazu je einmal bei Lewandowski-Schüssen Pfosten und Latte.

„Es war durchaus mehr drin“, betonte deshalb Thomas Müller, „wir hatten viel Qualität auf dem Platz, da darf es uns nicht passieren, dass wir vor dem letzten Drittel so viele Ballverluste haben. Das Schlimmste ist, dass wir die Dinger nicht reingemacht haben“. Nagelsmann war daher „grundsätzlich mit der Leistung gar nicht unzufrieden – mit dem Ergebnis natürlich schon, aber das gibts im Fußball leider auch“.

Auch gegen Köln junge Bank erwartet

Große personelle Entspannung ist derweil nicht in Sicht. Am Samstag nahmen zwar Omar Richards, Kingsley Coman und Corentin Tolisso das Training wieder auf, Nagelsmann aber will nichts überstürzen: „Wir müssen auch schauen“, gab er zu bedenken, die Corona-Rückkehrer „nicht blindlings“ in das nächste Spiel beim 1. FC Köln zu werfen. Das heißt im Umkehrschluss: Auf der Bank werden zum Großteil wieder die Jungspunde Platz nehmen.

Sorgen macht sich Nagelsmann zudem um Leon Goretzka. Der Nationalspieler reiste am Freitag nach Innsbruck, wo der renommierte Spezialist Christian Fink festlegen soll, wie das seit Wochen streikende Knie des Nationalspielers behandelt werden soll. Eine Operation scheint nicht ausgeschlossen, um die Probleme an der Patellasehne zu beheben.

(SID) / Bild: Imago