Darum schossen Sancho & Co.: Southgate erklärt Elfmeter-Fehlgriff

Nicht wenige dürften sich im Elfmeterschießen über Englands Auswahl der Schützen gewundert haben. Zwei Kurzzeit-Joker und ein Teenie sollten die Sehnsucht einer ganzen Nation stillen. Ein Fehler? Southgate nimmt die Verantwortung auf sich.

Gareth Southgate und die wichtigen Elfmeter bei einer Europameisterschaft. Schon vor dem Achtelfinale gegen Deutschland wurde dieses Thema rauf- und runterdiskutiert. 1996 wurde der heutige Nationaltrainer Englands im Halbfinale gegen Deutschland selbst zur tragischen Figur, als er einen Elfmeter vergab. Im EM-Finale gegen Italien (2:3 n.E.) übernahmen drei junge Spieler diese Rolle – aber in seinem Auftrag, weshalb sich Southgate unangenehme Fragen gefallen lassen muss.

Zwei Reservisten und ein Teenie

Warum wählte Southgate mit Jadon Sancho und Marcus Rashford zwei Spieler für die Schüsse drei und vier, die während des gesamten Turnierverlaufs kaum über Kurzeinsätze hinauskamen und dementsprechend wenig Vertrauen genossen? Und wieso trat zum alles entscheidenden, fünften englischen Schuss ein 19-Jähriger an, der gerade einmal sein neuntes Länderspiel absolvierte?

„Ich habe auf Basis der Trainingsleistungen über die Elfmeterschützen entschieden“, erklärte Southgate nach dem Spiel bei der englischen BBC und nahm die Schuld für das verlorene Endspiel auf sich: „Das ist komplett meine Verantwortung.“

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Erfolgsrezept klappte nicht

Dass die Engländer zuletzt immer wieder das Elfmeterschießen probten wurde spätestens in der Berichterstattung vor dem Deutschland-Spiel bekannt. Bei der WM 2018 (im Achtelfinale gegen Kolumbien) und im Spiel um Platz drei der Nations League 2019 (gegen die Schweiz) waren die „Three Lions“ auch zur Abwechslung mal erfolgreich im Shoot-Out in wichtigen Spielen. Deshalb wollte man es genauso auch im Finale machen.

Die Auswahl der Schützen sei nach dem zuletzt erfolgreichen Prinzip erfolgt. „Das hat in Russland und in der Nations League für uns funktioniert, aber heute nicht“, musste sich Southgate in der PK nach dem Spiel eingestehen.

Southgate auf der Pressekonferenz nach dem Spiel

Vertrauen erst im Elfmeterschießen – rassistische Kommentare gegen Spieler

„Es ist meine Entscheidung, (Saka, Anm. d. Red.) diesen Elfmeter zu geben“ betonte Southgate. „Es liegt nicht an ihm, Marcus oder Jadon. Wir haben es im Training durchgespielt. Das ist die Reihenfolge, zu der wir gekommen sind“, erklärte der Nationalcoach. Rashford und Sancho seien „mit Abstand die Besten“ im Training gewesen, so der 50-Jährige.

Sowohl Rashford und auch Sancho wurden jedoch erst kurz vor dem Elfmeterschießen eingewechselt. Zu wenig Zeit, um ins Spiel zu finden und Selbstvertrauen zu tanken? Ihre Einwechslung sei „ein Glücksspiel“ gewesen, so Southgate, „aber wenn wir früher spielen, verlieren wir das Spiel vielleicht in der Verlängerung.“ Im Turnier und im Spiel nicht gebraucht, um dann die entscheidenden Elfmeter zu verwandeln? Ein waghalsiger Plan, der am Ende für Southgate nicht aufging.

Seinen drei jungen Spielern hat Southgate damit einen Bärendienst erwiesen. Alle drei sahen sich im Anschluss des Spiels unerträglichen rassistischen Kommentaren im Netz ausgesetzt.