„Das kreide ich mir an“: Glasners Selbstkritik nach dürftigem Start in Frankfurt

Eintracht Frankfurt läuft den eigenen Ansprüchen weit hinterher. Nach dem Umbruch sucht Oliver Glasner noch immer nach dem richtigen Weg – der Druck wächst. 

Zumindest ein paar Tage schaltete Oliver Glasner nach aufreibenden Wochen ab. Ein Besuch in der Heimat, etwas Zeit mit der Familie – das reichte dem Trainer von Eintracht Frankfurt, um sich von allen Zweifeln zu befreien. „Wenn Markus Krösche, unser Vorstand und ich nach vorne schauen, dann sehen wir alle das gleiche Bild“, betonte der Österreicher bei seiner Rückkehr an den Main. Es sei „nicht so, dass einer einen Picasso sieht und der andere einen van Gogh“.

Doch das Bild, das die Hessen seit dem gewaltigen Umbruch im Sommer abgeben, dürfte kaum jenes sein, das die Verantwortlichen in Frankfurt für die Zukunft vor Augen haben. Noch läuft die Eintracht ihren Ansprüchen in der Liga weit hinterher. Die Leistungen sind dürftig, eine Steigerung dringend notwendig – im Idealfall bereits am Sonntag (15.30 Uhr) beim formstarken SC Freiburg.

„Das kreide ich mir an“

„Wir haben uns noch nicht so gefunden, dass man sagen kann, das passt wie die Faust aufs Auge für unseren Kader. Das kreide ich mir an“, gab Glasner selbstkritisch im Interview mit der Frankfurter Rundschau zu. Die hohen Erwartungen nach der furiosen Vorsaison sind im Umfeld längst in Ernüchterung umgeschlagen. „Ich hätte mir den Start etwas einfacher gewünscht“, sagte er.

Der Druck, das weiß auch Glasner, wird kaum geringer – zwei Siege aus elf Partien sind zu wenig. Und der schmeichelhafte Erfolg beim Aufsteiger SpVgg Greuther Fürth (2:1) sorgte mit Blick auf die schwache Leistung für mehr Fragen als Antworten. Umso erstaunlicher ist es, dass die Eintracht in Europa von Sieg zu Sieg eilt.

„Es geht nun mal für mich wie für die Spieler darum: Wir müssen liefern. Das ist der Druck, den wir in der Bundesliga aushalten müssen“, sagte Glasner, der seine Idee von der „neuen“ Eintracht noch nicht auf die Mannschaft übertragen konnte: „Wenn es jemandem zu langsam geht, dann mir. Geduld ist keine Stärke von mir.“

Die Gründe sind vielfältig: Der Abgang von Torjäger Andre Silva schmerzt gewaltig, die Neuzugänge enttäuschen und die Abhängigkeit von Linksaußen Filip Kostic ist gewachsen. Statt einer variablen, wie Glasner es sich zunächst erhofft hatte, sehen die Fans meist eine vollkommen durchschaubare Eintracht. Wie der Klub im Winter angesichts der Corona-Verluste und eines großen Kaders auf dem Transfermarkt nachlegen kann, ist offen.

Seinen Wechsel im Sommer bereut Glasner trotzdem nicht – obwohl er statt mit dem VfL Wolfsburg in der Champions League zu spielen, nun mit den Hessen im Tabellenkeller steckt. „Was mich überzeugt hat, ist, dass die Sportliche Führung in eine Richtung geht“, sagte er: „Daher war die Entscheidung für die Eintracht genau die richtige.“

(SID) / Bild: Imago