Der unerwartete Aufstieg von „König“ Mo Salah

Liverpool/Berlin (SID) – Mohamed Salah ist genauso gut wie Lionel Messi. Das finden zumindest die Macher des beliebten Videospiels FIFA 18, die den Ägypter nach dessen Auszeichnung zum Premier-League-Spieler der Saison von 93 auf 98 Gesamtpunkte hochstuften. Gleichauf mit Messi, nur ganz knapp hinter Cristiano Ronaldo (99).

Gemessen an seiner phänomenalen Saison spielt Salah tatsächlich in einer Liga mit den ganz Großen des Weltfußballs. Sein Aufstieg zum ägyptischen „King of the Kop“ an der Anfield Road kommt selbst für Weggefährten überraschend – und ist ein Glücksfall für den FC Liverpool und Teammanager Jürgen Klopp. „Meine Scouting-Abteilung lag mir in den Ohren: Come on, come on, Salah ist die Lösung“, berichtet Klopp, „sie drängten, das Ding schnell über die Bühne zu bringen, damit ja niemand mehr dazwischenfunkte.“

Also verpflichtete Klopp den Spieler im Sommer für 42 Millionen Euro vom AS Rom, Liverpools Gegner im Halbfinal-Hinspiel der Champions League am Dienstagabend. Viel Geld für einen, der zuvor beim FC Chelsea den Durchbruch nicht geschafft hatte. Doch Liverpool erkannte Salahs enormes Potenzial, und Klopp hatte eine Idee, seine vermutlich beste bei den Reds: Er positionierte Salah, der zuvor vor allem als Flankenläufer aufgefallen war, deutlich dichter ans Sturmzentrum. Die Folge: 41 Tore in 46 Pflichtspielen.

„In Basel hätte niemand vermutet, dass Mo sich irgendwann aufmacht zum Welttorjäger“, sagte Markus Steinhöfer, einst Salahs Teamkollege beim FC Basel, der Süddeutschen Zeitung: „Ich kann mich nicht erinnern, dass er anfangs bei uns überhaupt mal aufs Tor geschossen hat, selbst im Training nicht.“

Und heute? Trifft Salah mit rechts, mit links, mit dem Kopf, aus der Distanz, per Abstauber. „Das Toreschießen galt immer als der schwierigste Teil dieses Spiels“, sagte kürzlich Liverpool-Legende Michael Owen, „aber Mo Salahlässt mich das allmählich hinterfragen.“

Für den Durchbruch hat Afrikas Fußballer des Jahres hart gekämpft. Aufgewachsen in Basyoun fuhr er als Teenager jeden Tag acht Stunden mit dem Bus nach Kairo, nur um dort bei Arab Constructors SC zu trainieren. Vor 22.00 Uhr war der junge Mo nie zu Hause. Nach seinem Profidebüt wurde der Spielbetrieb in der ägyptischen Liga vorübergehend eingestellt, weil bei Fankrawallen 74 Menschen ums Leben kamen. Salah hielt sich im U23-Nationalteam fit, und nach einem Testspiel gegen den FC Basel nahmen die Schweizer das große Talent unter Vertrag.

Schon die Basel-Fans hat Salah mit seinen Sturmläufen begeistert, doch in seiner Heimat wird er tatsächlich wie ein König verehrt. Vor allem, weil Salah Ägypten nach 28 Jahren wieder zur WM in Russland geschossen hat. Nach einem Bericht der britischen Zeitung The Economist erhielt der Fußballprofi bei den jüngsten Präsidentschaftswahlen über eine Million Stimmen und damit mehr als einer der beiden offiziellen Kandidaten. Salah stand natürlich nicht zur Wahl, aber die Menschen hatten seinen Namen einfach auf den Wahlzettel geschrieben und dahinter ein Kreuz gemacht.

Salah ist deshalb so beliebt, weil er auch neben dem Platz ein Vorbild ist. Der Muslim ist völlig frei von Allüren, er spendete bereits Millionen Euro für Krankenhäuser, Schulen und Fußballplätze in Ägypten. „Mo ist ein fantastischer Junge“, sagt Klopp.

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