Frankfurt zum zwölften Mal im Pokal-Halbfinale

(SID) – Noch zwei Schritte nach Europa: Eintracht Frankfurt steht trotz einer schwachen Leistung zum zwölften Mal im Halbfinale des DFB-Pokals. Nach dem glücklichen 1:0 (1:0) im Viertelfinale gegen den Zweitliga-Abstiegskandidaten Arminia Bielefeld trennen die in der Fußball-Bundesliga schwächelnden Hessen nur zwei Siege von der sicheren Rückkehr ins internationale Geschäft.

Danny Blum (6.) erzielte das Tor des Tages für das Team von Trainer Niko Kovac und sicherte dem viermaligen Pokalsieger den ersten Sprung in die Vorschlussrunde seit 2007, der 2,55 Millionen Euro wert ist.

Unbezahlbar war für die Eintracht-Fans die Rückkehr von Marco Russ, der nach seiner Krebserkrankung und knapp zehnmonatiger Leidenszeit erstmals wieder im Kader des Bundesligasechsten stand. Der 31-Jährige, der im vergangenen Jahr zwei Chemotherapien über sich hatte ergehen lassen müssen, wurde in der zweiten Minute der Nachspielzeit unter tosendem Applaus eingewechselt.

Die Gäste von der Alm verließen die Frankfurter WM-Arena hingegen mit enttäuschten Gesichtern. Das Team von Trainer Jürgen Kramny, das erstmals ein Viertelfinale verlor und das vierte Pokal-Halbfinale der Vereinsgeschichte verpasste, kann sich nun voll und ganz auf den Abstiegskampf in der 2. Liga konzentrieren.

Die 39.000 Zuschauer mussten keine sechs Minuten warten, ehe Blum nach einem Fehler von Stephan Salger plötzlich frei vor dem Bielefelder Tor stand und keine Mühe hatte, die frühe Führung zu erzielen. Doch auch nach dem ersten Tor nach zuletzt drei Liga-Niederlagen ohne eigenen Treffer spielten die Hessen nicht mit mehr Selbstvertrauen.

Immer wieder leistete sich das nach dem 0:2 bei Hertha BSC auf fünf Positionen veränderte Kovac-Team, das zuletzt mit einem „Treter-Image“ zu kämpfen hatte, leichtsinnige Fehler im Spielaufbau und lud die Bielefelder regelrecht ein, dem Frankfurter Tor immer näher zu kommen. In der Offensive wurde Torjäger Alexander Meier kaum in Szene gesetzt.

Allerdings konnten die Ostwestfalen, die im Vergleich zum 2:2 beim Aufstiegsaspiranten Hannover 96 mit zwei Neuen in der Startelf aufliefen, daraus vor dem Halbzeitpfiff kein Kapital schlagen. Auch die Kramny-Elf spielte wenig konsequent und machte zu wenig aus den Frankfurter Fehlern.

Erst nach der Pause musste Eintracht-Torwart Lukas Hradecky eingreifen – dann aber gleich doppelt. Zunächst war der Keeper beim Schuss des eingewechselten Andreas Voglsammer zur Stelle (50.), dann behielt der Finne im Strafraum-Gewühl den Überblick und klärte (51.).

Bielefeld wurde in dieser Phase immer stärker, allerdings auch, weil die Frankfurter fast fahrlässig mit den sich bietenden Räumen umgingen. Kaum ein Konter wurde zu Ende gespielt, die Gäste bekamen immer wieder die nötige Zeit, die Abwehr neu zu ordnen. Auch in der Schlussphase stand Hradecky wiederholt im Mittelpunkt, so klärte er etwa gegen Bielefelds Kapitän Fabian Klos (80.) und Christopher Nöthe (85.).

STIMMEN:

Niko Kovac (Trainer Eintracht Frankfurt) …

… zum Spiel: „Ich bin glücklich, dass wir eine Runde weitergekommen sind. Es war kein einfacher Sieg. Dann freue mich über den Kurzeinsatz von Marco Russ. Zum Schluss Kompliment an unsere Fans. Dieses Spiel war kein Leckerbissen, aber die Fans haben uns 90 Minute die Stange gehalten.“

… zum Einzug ins Pokal-Halbfinale: „Es ist sehr angenehm und ganz gut, dass wir wieder ein positives Erlebnis hatten. Ich hoffe, dass das der Mannschaft für das Wochenende die nötige Kraft gibt. Ich freue mich, dass wir nach zehn Jahren endlich mal wieder im Halbfinale sind.“

… zum Comeback von Marco Russ: „Es war auch für mich ein sehr emotionaler Moment. Wir haben alle gebangt und gehofft. Dass es heute dazu kam, darüber sind wir alle glücklich, ich insbesondere.“

 

Bruno Hübner (Sportdirektor Eintracht Frankfurt) …

… zum Spiel: „Nach der 1:0-Führung haben wir die Leichtigkeit verloren und uns sehr schwer getan. Es ist natürlich fantastisch, dass Marco Russ wieder auf dem Platz gestanden hat. Diese Dinge müssen wir für die restlichen Spiele und das Halbfinale mitnehmen.“

… zum Einzug ins Pokal-Halbfinale: „Das ist eine Bestätigung unserer bisherigen Saison. Im Halbfinale haben wir zuletzt vor zehn Jahren gestanden. Das ist einfach Image, das müssen wir mitnehmen.“

… zum Comeback von Marco Russ: „Es war sehr emotional. Er ist erst kurzfristig in die Mannschaft gerückt. Wie er die Mannschaft unterstützt hat, das war einfach klasse.“

 

Marco Russ (Eintracht Frankfurt) …

… zum Einzug ins Pokal-Halbfinale und seinem Wunsch: „Wir sind jetzt im Halbfinale, da ist es mir völlig Wurst, was kommt. Hauptsache ein Heimspiel. Wir wollen ins Finale wie schon 2006. Noch einmal 90 Minuten, dann sind wir in Berlin.“

… zu seinem Comeback: „Es war ein sehr emotionaler Moment für mich. Es waren fast neun Monate, und es war eine harte Zeit. Ich habe jetzt zwei wieder komplett mit der Mannschaft gearbeitet. Gestern vor dem Abschlusstraining hat mich der Trainer zur Seite genommen und gefragt, wie ich mich fühle. Natürlich reicht es noch nicht für 90 Minuten. Ich muss trainieren und weiter aufholen. Wenn ich das Niveau halte und noch mehr draufsetzen kann, dann muss sehen, wozu es noch reicht in dieser Saison.“

 

Danny Blum (Torschütze Eintracht Frankfurt und Man of the match): „Die Auszeichnung freut mich. Das ist das i-Tüpfelchen zum Erreichen des Pokal-Halbfinals. Es war kein gutes Spiel von uns, das muss man einfach so sagen. Das Wichtige ist, dass man im Pokal egal wie weiterkommt. Das ist das Einzige, was zählt. Mich freut es sehr für Marco Russ. Die Leute haben ihn nach seiner langen Leidenszeit gefeiert. Das war schon Gänsehaut.“

 

Jürgen Kramny (Trainer Arminia Bielefeld) …

… zum Spiel: „Wir haben zu jeder Phase des Spiels alles abgerufen. Nach dem Rückstand hatten wir in der ersten Halbzeit und in der zweiten Halbzeit einige Torchancen. Aufgrund des Chancenverlaufs hatten wir eigentlich mindestens die Verlängerung verdient. Leider haben wir die nicht bekommen, aber trotzdem war es eine sehr gute Mannschaftsleistung heute. Wir haben dem Gegner, der auf Platz sechs der Bundesliga steht, richtig Paroli geboten. Wenn wir so am Sonntag auftreten, dann werden wir das Spiel schon in unsere Richtung lenken können.“

 

Fabian Klos (Kapitän Arminia Bielefeld): „Die Leistung heute zieht uns hoch. Wenn uns das keinen Schub gibt, dann weiß ich es nicht. Die Leistung heute in der zweiten Halbzeit macht mich stolz. Das habe ich den Jungs eben auch gesagt. Wenn wir so am Sonntag auftreten, dann gewinnen wir auf jeden Fall.“

Beitragsbild: Imago