DFB-Team geht als Favorit in Duell mit Österreich

Nach sechs EM-Titeln in Folge ist Deutschland 2017 vom Erfolgsweg abgekommen. In England will der Rekordchampion nun wieder zurück auf den Thron. Als erste von noch drei Hürden stellt sich dabei am Donnerstag (21.00 Uhr) in Brentfords Community Stadium Österreich in den Weg. Der Ranglistenfünfte ist sich der eigenen Favoritenrolle im Viertelfinale bewusst, nimmt die Nummer 21 der Welt aber keineswegs auf die leichte Schulter.

„Es ist ein EM-Viertelfinale. Da sind die besten Mannschaften dabei, Österreich gehört dazu und ist verdient dort“, warnte DFB-Teamchefin Martina Voss-Tecklenburg. Die Rollen seien trotzdem zugunsten ihrer Truppe verteilt. „Ich glaube, dass wir leichter Favorit sind, der Rolle müssen wir aber erst gerecht werden“, sagte die Deutsche. Ein Vorteil des zweifachen Weltmeisters ist, dass er die Gegebenheiten in Brentford kennt und dank der dort gefeierten Siege über Dänemark (4:0) und Mitfavorit Spanien (2:0) beste Erinnerungen hat. Zudem liegt auch das Teamquartier nicht weit entfernt.

„Es ist noch einmal beflügelnd, hier zu sein. Wir wollen die Leistungen, die wir dort gezeigt haben, bestätigen, hoffentlich mit viel Leidenschaft, Energie und Präzision“, verlautete die 54-Jährige. Zum Abschluss hatte es für ihr Team in Milton Keynes ein 3:0 gegeben, nach der Gruppenphase ist es daher makellos unterwegs. „Ob wir wieder zu null spielen oder 2:1, ist mir am Ende egal“, betonte Voss-Tecklenburg.

Da Lea Schüller, die am Abschlusstraining teilnahm, erst eine Corona-Infektion überwunden hat, soll wahrscheinlich Alexandra Popp für die nötigen Tore sorgen. Die 31-jährige Deutsche hat bisher jeweils einmal getroffen. „Wir wissen um ihre Kopfballstärke und Präsenz, was sie bei den Gegnerinnen auslöst. Sie ist bereit für das vierte Tor“, meinte Voss-Tecklenburg.

Popp selbst hob das Kollektiv der DFB-Truppe hervor. „Man hat gesehen, dass die Mannschaft unglaublich gut funktioniert, auch Spielerinnen, die von der Bank kommen hinter einem stehen. Es macht unfassbar Spaß, mit so einem Spirit und Teamgeist aufzulaufen.“ Das ist allerdings auch eine der großen Stärken der ÖFB-Auswahl. „Sie leben extrem von ihrem Team, laufen bis zum Umfallen, man darf sie definitiv nicht unterschätzen“, verlautete die Stürmerin. Zudem erinnerte sie an den ÖFB-Halbfinaleinzug 2017. „Das passiert nicht einfach so, da kommt einiges auf uns zu.“

2017 besiegten die Österreicherinnen im ersten Gruppenspiel die Schweiz mit 1:0, wobei Voss-Tecklenburg damals Teamchefin der Eidgenossinnen war. „Ich habe das Spiel verdrängt“, betonte die Ex-Kickerin. In der ÖFB-Auswahl seien viele Spielerinnen von damals noch dabei. „Sie haben sich aber weiterentwickelt, an Spielqualität gewonnen und sind reifer geworden“, analysierte Voss-Tecklenburg. Der Kontakt zu Irene Fuhrmann und vor allem Isabel Hochstöger ist seit damals nicht abgerissen. „Es ist besonders schön, dass wir gegeneinander spielen“, so Voss-Tecklenburg vor einem „Duell, das viele elektrisiert“.

Popp gehört zur Wolfsburg-Fraktion und spielt damit mit keiner ÖFB-Teamspielerin beim Club zusammen. Ganz anders ist die Situation bei den Akteurinnen von Bayern München und Eintracht Frankfurt, wo es zu einigen direkten Duellen auf dem Platz kommen könnte. Zuvor wurden zahlreiche Nachrichten in den letzten Tagen ausgetauscht. „Ob Mitspielerinnen bei der Eintracht oder nicht, es zählt für uns nur, dass wir ins Halbfinale einziehen wollen“, betonte Sara Doorsoun.

Einen leichten Seitenhieb auf die Feierlichkeiten der ÖFB-Truppe nach ihren Siegen konnte sie sich nicht verkneifen: „Es geht ja am Ende nicht darum, wer am Ende besser feiern kann, sondern wer auf dem Platz die bessere Leistung bringt.“ Da sah auch ihre Frankfurt-Kollegin Laura Freigang das DFB-Team in der besseren Position. „Ich denke schon, dass wir uns nach unseren gezeigten Leistungen Favorit nennen können, aber Österreich hat erst ein Gegentor kassiert. Es wird auf jeden Fall ein super Viertelfinale.“

Geht es nach Joti Chatzialexiou, Leiter Nationalmannschaften beim DFB, so kann es nur einen Sieger geben. „Mit der Mentalität und unseren starken Spielerinnen sind wir Favorit. Das wollen wir beweisen und unser Spiel dem Gegner aufdrücken. Das wird das Ziel sein, dann gewinnen wir das Spiel auch.“ Dieses bezeichnete der 46-Jährige als „Derby, das wird sehr leidenschaftlich“. 17.000 Zuschauer haben im Stadion Platz.

(APA) / Bild: Imago