Die Zeit läuft gegen sie: Platzt der Olympia-Traum von Oldies wie Federer?

Oldie – aber auch Goldie? Die Verschiebung der Olympischen Spiele könnte die Hoffnungen einiger alternder Sportstars auf einen triumphalen Abschied platzen lassen.

Die Haare noch lang und voll, von Falten im Gesicht keine Spur, die Augen strahlen – fast so sehr wie die Goldmedaille, die Roger Federer in die Kamera hält. Knapp zwölf Jahre alt ist dieses Foto.

2008 holte der Tennis-Maestro in Peking an der Seite von Stan Wawrinka Olympia-Gold im Doppel für die Schweiz, lange her. Doch auch nach der Verschiebung der Spiele ins nächste Jahr soll es das noch nicht gewesen sein. „Wir sehen uns in 2021“, schrieb Wawrinka zu dem Bild mit Federer, das er jetzt bei Twitter postete.

Federer wird in diesem Sommer 39 Jahre alt, derzeit streikt sein Körper, das Knie macht Probleme. Reicht es noch einmal für den ganz großen Traum? Wie der Schweizer könnten auch andere Sportstars nächstes Jahr in Japan womöglich einen Tick zu betagt sein, um einen goldenen Abschied von der Olympia-Bühne hinzulegen.

Auch Legenden werden älter

Golf-Legende Tiger Woods wird ohnehin immer wieder von Verletzungen ausgebremst und demnächst 45, Sprint-Mama Allyson Felix („Ich hoffe immer noch, das Gefühl zu erleben, 2021 auf diesem Podium zu stehen“) feiert bald ihren 35. Geburtstag, Tennis-Queen Serena Williams wird im September nächsten Jahres 40. Doch für Sprint-Opa Justin Gatlin ist das Alter nichts weiter als eine Zahl.

Auf die Frage, ob der dann 39-Jährige in Japan Gold gewinnen könne, sagte Gatlin TMZ Sport: „Meine Vermutung ist: Ja.“ Viele Experten und Fans würden „denken, dass die Zeit gegen mich ist – aber das ist weit von der Wahrheit entfernt“, sagte der US-Amerikaner, der bereits zweimal wegen Dopings gesperrt war.

Wenn er seinem Körper genügend Zeit zur Erholung gebe, „sich neu fokussiert und hungrig bleibt“, würde er „für 2021 wieder mit Energie versorgt sein“, sagte der 100-m-Olympiasieger von 2004, der eigentlich für 2020 sein Karriereende geplant hatte: „Es wird kein so großer Unterschied sein, 38 oder 39 alt zu sein.“

Olympisches Gold als Traum-Abschluss

Auch Oksana Chusovitina turnt mit bald 45 Jahren einfach weiter, die Usbekin bereitet sich stoisch auf ihre achten Spiele vor. Deutschlands Tischtennis-Star Timo Boll (39) will in Tokio auch noch einmal angreifen, sein Traum: eine Medaille mit der Mannschaft und im Einzel. „Ich werde zwar älter, und die Karriere geht nicht unendlich. Aber ich bin guter Dinge, dass die Ziele die gleichen bleiben“, sagte der deutsche Fahnenträger bei den Sommerspielen 2016 in Rio de Janeiro dem WDR.

Der deutsche Marathon-Rekordhalter Arne Gabius (39) hat hingegen noch nicht über eine Fortsetzung seiner Karriere entschieden. „Schließlich bin ich keine 22 mehr. Ich muss auch schauen, ob meine Frau da mitmachen würde“, sagte er dem SID.

Für Federer, der neben Gold in Peking vier Jahre später noch Silber im Einzel gewonnen hat, ist Olympia übrigens nicht nur sportlich von großem Wert. 2000 in Sydney lernte der Vater von vier Kindern seine Frau Mirka kennen. „Insgesamt waren es wahrscheinlich die unglaublichsten Olympischen Spiele, die ich je hatte“, sagte Federer einmal über die Zeit in Australien.

(SID)

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