Drittes WM-Gold für Barshim und Rojas – Erste Medaille für Ukraine

Hochspringer Mutaz Essa Barshim aus Katar und Dreispringerin Yulimar Rojas aus Venezuela haben am Montag bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Eugene (USA) ihre jeweils dritte WM-Goldmedaille gewonnen. Den Siebenkampf sicherte sich die Belgierin Nafissatou Thiam, die 1.500 m die Kenianerin Faith Kipyegon. Erstmals in Oregon im Medaillenspiegel schrieb die Ukraine an, im Hochsprung eroberte Andrej Prozenko Bronze.

Barshim stieg bei 2,24 m ein und klärte jede Höhe bis 2,37 elegant im ersten Versuch. Die 2,39 ließ er aus, nach einem Fehlversuch bei 2,42 beendete er den Wettkampf. Als Goldmedaillengewinner war er ohnehin längst festgestanden, hatte doch der zweitplatzierte Südkoreaner Woo Sang-hyeok seine drei Versuche bei 2,37 und 2,39 aufgebraucht. Silber errang er mit 2,35 m, Prozenko Bronze mit 2,33. Der Italiener Gianmarco Tamberi, der in Tokio wie Barshim Olympia-Gold geholt hatte, wurde mit 2,33 Vierter.

Olympiasiegerin Rojas ließ mit der Jahresweltbestleistung von 15,47 m Shanieka Ricketts (JAM/14,89) und Tori Franklin (USA/14,72) keine Chance. Die Belgierin Nafissatou Thiam sicherte sich Siebenkampf-Gold mit der Jahresweltbestleistung von 6.947 Punkten vor der Niederländerin Anouk Vetter (6.867) und der US-Amerikanerin Anna Hall (6.755). Für die 27-jährige Doppelolympiasiegerin war es der zweite WM-Titel nach 2017, Titelverteidigerin Katarina Johnson-Thompson erreichte nach verletzungsreicher Zeit nur Platz acht.

Die 3.000-m-Hindernis gingen in 8:25,13 Min. an den Marokkaner Soufiane El Bakkali. Die Athleten hatten dabei mit einem zusätzlichen Hindernis zu kämpfen, mussten sie doch einmal auf der Zielgeraden einen auf der Bahn stehenden Kameramann umlaufen. Die 1.500 m der Frauen wurden eine Beute der kenianischen Doppelolympiasiegerin Faith Kipyegon (3:52,96 Min.), es war ihr zweiter Titel nach 2017.

Die Äthiopierin Gotytom Gebreslase gewann frühmorgens den Marathon mit neuem WM-Rekord von 2:18:11 Stunden. Sie setzte sich auf Kilometer 41 entscheidend ab und sicherte sich Gold vor der Kenianerin Judith Korir (2:18:20) und der Israelin Chemtai Salpeter (2:20:18). Die Bestmarke bei Weltmeisterschaften stand bisher bei 2:20:57, aufgestellt von der Britin Paula Radcliffe 2005. Titelverteidigern Ruth Chepngetich aus Kenia gab bei Kilometer 18 wegen Magenproblemen auf.

Ukraine holt erste Medaille

Die Ukraine hat bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Eugene hingegen die erste Medaille errungen. Im Hochsprung gewann Andrej Prozenko mit 2,33 m Bronze hinter Barshim und Sang-hyeok. Die Vorbereitungen auf die Welttitelkämpfe waren für die ukrainischen Athletinnen und Athleten wegen des russischen Angriffskriegs auch emotional schwierig gewesen, aber zumindest in der Organisation bekamen sie Unterstützung vom Weltverband.

World Athletics (WA) stellte mehr als 220.000 Dollar für die Teilnehmer des Landes bei der U20-WM in Cali in Kolumbien und bei der WM in Eugene bereit. Viele Spitzensportler der Ukraine müssen wegen des Krieges im Ausland trainieren, wo für sie von der Welt-Anti-Doping-Agentur Tests organisiert wurden.

Prozenko erklärte, er wisse nicht, warum er so nervös gewesen sei, er habe den Wettkampf als sehr stressig empfunden. Erst nach den ersten erfolgreichen Versuchen habe er sich entspannen können. „Aber ernsthaft, ich habe keine Chance, entspannt zu sein. Vor drei Monaten habe ich meine Familie aus der Ukraine und den besetzten Gebieten geholt, aber ich habe alles daheim in Kherson gelassen. Ich habe nur eine Tasche, das ist alles, was ich habe“, berichtete er. Er habe noch keine Basis in Europa, werde sich nach seiner Rückkehr aus Eugene aber um ein Haus für die Familie und einen Platz zum Trainieren für sich kümmern.

Rasch nach Beginn des Ukraine-Krieges im Februar hatte der Weltverband regiert und Russland und Belarus von den Welttitelkämpfen in den USA ausgeschlossen. „Es wäre undenkbar gewesen, hier eine Weltmeisterschaft mit Athleten aus Belarus und Russland zu veranstalten, zwei aggressiven Nationen, die in einen unabhängigen Staat eingefallen sind“, hatte WA-Präsident Sebastian Coe kurz vor dem Start der Meisterschaften in Eugene betont.

Drastischer formulierte es die ukrainische Hochspringerin Jaroslawa Mahutschich. „Ich möchte im Stadion keine Killer sehen. Eine Menge Sportler unterstützen den Krieg“, sagte die WM-Dritte von 2019 und Hallen-Weltmeisterin der Nachrichtenagentur AP. Im Finale in der Nacht auf Mittwoch ist sie die Goldfavoritin – auch weil die dreifache Weltmeisterin Marija Lasizkene aus Russland nicht am Start ist.

Lasizkene hatte in einem Offenen Brief an Thomas Bach, den Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees, und Coe beklagt, nicht an der WM teilnehmen zu können. Zwar zeigte Lasizkene Mitgefühl mit den Athleten aus der Ukraine („Sie erleben, was kein Mensch jemals erleben sollte“), meinte aber zugleich, dass der Ausschluss von Russland im internationalen Sport den Krieg nicht stoppe, sondern „einen neuen Krieg um und im Sport“ entfacht hätte.

(APA) / Bild: Imago