INNSBRUCK,AUSTRIA,22.OCT.21 - SOCCER - ADMIRAL 2.Liga, FC Wacker Innsbruck vs FC Juniors OOE. Image shows an overview of the Tivoli Stadion. GEPA pictures/ Daniel Schoenherr

Dunkle Wolken über Innsbruck: Führt die neue Führungsriege den FC Wacker zurück zum Erfolg?

via Sky Sport Austria

Wacker Innsbruck ist in den letzten Wochen und Monaten mehrmals in die Schlagzeilen geraten. Vom einstigen Ruhm ist der Zweitligist weit entfernt, sportliche Erfolge rücken den Traditionsklub schon lange nicht mehr ins Rampenlicht. Unklarheiten rund um die Führungsetage sorgen in der Bundeshauptstadt Tirols seit geraumer Zeit für Gesprächsstoff, vor Kurzem wurden nämlich fast alle leitenden Personen im Verein ausgetauscht.

Viele Fehleinschätzungen brachten den FCW in den vergangenen Jahren in die Zwickmühle – sowohl sportlich als auch finanziell. Zahlreiche „Neustarts“ wurden ausgerufen, dubiose Investoren an Land gezogen, fragwürdige Trainerentscheidungen getroffen und das Ergebnis war mehr oder weniger immer dasselbe: Der Erfolg blieb aus. Die Sky-Sport-Austria-Redaktion hat ein paar Fakten und Gedanken rund um den kriselnden Verein zusammengetragen.

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Wer sind die „Alten“?

Alfred Hörtnagl:

Alfred „Ali“ Hörtnagl ist ein erfahrener Mann im Fußball-Business und in Österreich kein Unbekannter. Als Spieler absolvierte er mehr als 400 Bundesligaspiele und wurde mit FC Swarovski Tirol bzw. FC Wacker Tirol insgesamt fünfmal Meister. Außerdem absolvierte er 27 Spiele fürs ÖFB-Team. Später war er u.a. sportlicher Leiter bei Rapid Wien (2006-2011), Nachwuchskoordinator bei Greuther Fürth (2011-2012) und Sportvorstand bei Rot-Weiß Erfurt (2013-2015).

Ab Sommer 2015 bekleidete er das Amt als Manager bei Wacker Innsbruck – ab 2020 fungierte er als Vorstand Sport. Die „Vision 2020“, die er bei seiner Ankunft stolz präsentierte, konnte er nie umsetzen. Das Ziel, den FC Wacker Innsbruck in der Bundesliga und international zu etablieren, scheiterte kläglich. Viele Trainer mit vielen Spielideen durften in seiner Ära ihr Glück versuchen, nachhaltigen Erfolg gab es kaum. Hörtnagl soll als letzte Aufgabe bei der Trainersuche helfen, danach muss der 55-Jährige seine Koffer bei Wacker Innsbruck packen.

Matthias Siems:

Über den ehemaligen Wacker-Investor ist nur sehr wenig bekannt. Der Hamburger Geschäftsmann agierte beim Tiroler Traditionsverein stets im Hintergrund, die Liaison ging im Sommer 2021 nach etwas mehr als einem Jahr Zusammenarbeit in die Brüche. Laut diversen Medienberichten investierte Siems rund drei Millionen Euro in den FCW, letztlich hinterließ der Deutsche im Verein zahlreiche Baustellen. Kurz gesagt – die Kooperation war ein einziges Fiasko.

Mikhail Ponomarev:

Der nächste dubiose Geldgeber, der dem FC Wacker mit einem Überbrückungskredit aus der Patsche half, aber nach weniger als einem halben Jahr schon wieder weg war, heißt Mikhail Ponomarev. Er musste im Rahmen der neuerlichen Umstrukturierungen im Klub zu Beginn des Jahres die Segel streichen. Zusammen mit dem gesamten Vorstand wird er von einer Gruppe junger Tiroler vor die Tür gesetzt, die sich nun um die Agenden des Vereins kümmern.

Interessant: Wacker Innsbruck war nicht der erste Fußball- bzw. Sportverein, in den Ponomarev involviert war: Bei Fortuna Düsseldorf und dem AFC Bournemouth wurde er vor einigen Jahren Trikotsponsor. Beim Eishockeyklub Düsseldorfer EG war der Russe erstmals als Investor tätig (2013). 2016 stieg er als Mehrheitsteilhaber beim KFC Uerdingen ein, den er fünf Jahre später als Schlachtfeld hinterließ und sich zurückzog. Außerdem war er zeitweise Gesellschafter der Krefeld Pinguine (Eishockey).

Thomas Grumser:

Ein Lichtblick in der jüngeren Wacker-Vergangenheit war Thomas Grumser. Der 42-Jährige war zwischen November 2016 und Jänner 2017 erstmals Cheftrainer des FCW, im Verein arbeitete er bereits seit 2011. Im März 2019 wurde er zum zweiten Mal Übungsleiter der Kampfmannschaft, den Abstieg aus der Bundesliga konnte er nicht verhindern. Dennoch hatte er einen guten Draht zur Mannschaft und absolvierte eine solide Zweitliga-Saison 2019/20.

Zum Saisonende wurde er durch Daniel Bierofka ersetzt. Mit Ronivaldo und Co. wurden anschließend einige namhafte Spieler geholt, sein Nachfolger konnte aus dem Kader allerdings nicht das Maximum herausholen. Die Entscheidung, sich von Thomas Grumser zu trennen, kann rückblickend als fragwürdig angesehen werden.

Daniel Bierofka:

Der Deutsche wurde im Sommer 2020 neuer Cheftrainer bei Wacker Innsbruck. Der frühere Offensivspieler kickte lange bei 1860 München, zwischen 2017 und 2019 coachte er den Bayrischen Traditionsklub. In Innsbruck blieb der erhoffte Erfolg unter Bierofka aus, in seiner ersten Spielzeit führte er den FCW in der zweiten Liga zum vierten Platz.

Nach einem durchwachsenen Saisonstart 2021/22 musste der 42-Jährige seinen Platz auf der Trainerbank räumen. Sein interimistischer Nachfolger wurde der Japaner Masaki Morass, ehe Michael Oenning das Amt als Chefcoach übernahm.

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Das sind die „Neuen“

Präsident Kevin Radi:

Ein Innsbrucker, der zwar in seiner Jugend in der Akademie und später dann in der Landesliga Fußball gespielt hat, aber noch keine Erfahrung als Manager oder Trainer eines Fußballvereins gesammelt hat. Der 33-Jährige hat in seiner Berufslaufbahn ein Franchise einer Fast-Food-Kette geführt und in den Sand gesetzt, nun arbeitet er in der Immobilienbranche. Laut einigen vereinsnahen Personen soll er über ein gutes Netzwerk verfügen – ob das stimmt, bleibt abzuwarten.

Vorstand Sport und Finanzen Selcuk Coskun:

Die Bereiche Sport und Finanzen übernimmt Selcuk „Selle“ Coskun. Der ebenfalls 33-Jährige hat früher zwar Fußball gespielt, ansonsten aber hauptsächlich als Model gearbeitet sowie eine Bar betrieben. Der neue Präsident bezeichnet ihn auf der FCW-Homepage als klingenden Namen, in seiner neuen Rolle hat er allerdings überhaupt noch keine Erfahrung.

Vorstandsmitglied Patrick Liebhart:

Mitmischen darf auch Patrick Liebhart, der bis vor kurzem noch Nachtklubbesitzer in Innsbruck war. Der 42-Jährige war auf dem Sprung zum Profi beim FCW, hat es damals aber zur sportlich erfolgreichen Zeit um die Jahrtausendwende nicht ganz geschafft. Anschließend hat er eine Zeit lang als sportlicher Leiter bei einem Landesligaklub gearbeitet. Wahrscheinlich ist er im neuen Vorstand die Person mit der größten Erfahrung im Fußball.

Vorstandsmitglied Bernhard Dornauer:

Zur Seite steht Kevin Radi auch noch Bernhard Dornauer. Über den erst 23-Jährigen ist wenig bis gar nichts bekannt, mit Fußball hatte er jedenfalls bisher nichts am Hut.

Rundumschlag von Kapitän Hupfauf sorgt für Wirbel

Ein Interview von Wacker-Kapitän Lukas Hupfauf sorgte Anfang Dezember für Gesprächsstoff in Innsbruck. Der Defensivspieler redete sich in einem Gespräch mit der „Tiroler Tageszeitung“ den Frust von der Seele und äußerte sich zudem über die schwierige Finanzlage des Klubs: „Vor zwei Jahren haben wir mit Trainer Thomas Grumser in der zweiten Liga einen coolen Weg eingeschlagen. Wir waren jung und erfolgreich, den Leuten gefiel das. Damals hieß es: Das ist die billigste Mannschaft der zweiten Liga, das machte auch uns stolz.“

Die Beurlaubung des Trainers sei laut Hupfauf der „größte Fehler“ gewesen. Mit den Investoren kamen die Probleme, im Verein verbreitete sich zunehmende Unruhe. Plötzlich sei es nur noch um den Aufstieg in die Bundesliga gegangen. „Ich habe jetzt lange genug zugeschaut, irgendwann reicht‘s. Irgendwann muss man die Dinge beim Namen nennen, auch wenn das dem Management nicht gefällt. Ich bin jetzt 25 Jahre alt und Kapitän, ich will nicht, dass es immer so weitergeht“, sagte Hupfauf und bemängelte die interne Kommunikation im Verein: „Ich finde es eine Respektlosigkeit, dass wir von einem Trainerwechsel aus der ‚Tiroler Tageszeitung‘ erfahren.“

Der Wunsch des langjährigen FCW-Profis ist ganz klar: „Ich möchte, dass Thomas Grumser zurückkehrt. Er ist das Mastermind, kann Struktur reinbringen.“

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Trainerfrage geklärt

Immerhin ist die Trainerfrage seit Freitagnachmittag geklärt. Mit Michael Oenning folgt ein erfahrener Mann auf Interimscoach Masaki Morass (sechs Spiele als Übungsleiter, drei Siege und drei Niederlagen). Der 56-jährige Deutsche unterzeichnete in Innsbruck einen Vertrag bis 2023, sein Co-Trainer steht noch nicht fest. Oenning arbeitete in seiner Karriere u.a. für den 1. FC Nürnberg, Aris Thessaloniki und Újpest Budapest.

Masaki Morass wird indes wieder die zweite Mannschaft des FCW übernehmen. Dennoch ist die Zukunft des FC Wacker Innsbruck fraglich, das gesamte Konstrukt wirkt äußerst instabil. Dennoch besteht die Hoffnung, dass die neuen, starken Männer den großen Traditionsverein Tirols in eine rosige Zukunft führen.

Wacker Innsbruck präsentiert neuen Cheftrainer

(Red.)

Bild: GEPA