„Einfach Hirnlos“: Frust bei ÖSV-Athleten nach Gröden-Wochenende

Die klassische Gröden-Abfahrt über die ganzen 3,4 Kilometer hat das erste Mal in diesem Weltcup-Winter eine Speed-Ergebnisliste ohne Österreicher in den Top Ten gebracht. Nach fehlerhaften Fahrten verpassten Vincent Kriechmayr („Einfach hirnlos“) und Daniel Hemetsberger („Ich bin angepisst“) am Samstag sogar die Top 30. Wie so oft nach dem Gröden-Wochenende heißt es für die Ski-Athleten in Rot-weiß-rot abputzen, durchschütteln und den Fokus auf Bormio richten.

Beste aus der ÖSV-Mannschaft waren in Gröden Otmar Striedinger und Matthias Mayer zeitgleich als Zwölfte. Positiv hervorzuheben galt es auch die ebenfalls als Ex-aequo-Pärchen auf Platz 29 gelandeten Julian Schütter und Christopher Neumayer. Für Neumayer war es das geglückte Comeback nach einem Kreuzbandriss am selben Ort vor einem Jahr, für Schütter erst das fünfte Weltcup-Rennen. Zum zweiten Mal neben dem Super-G in Beaver Creek (18.) machte der Steirer Punkte und bugsierte dabei mit Nummer 58 auf der Brust Kriechmayr aus den ersten 30.

Der Sieger vom Donnerstag über die verkürzte Saslong nahm dies dem 24-Jährigen aber nicht übel. Mit der Aufarbeitung seiner Fahrt, die ihm am Ende nur den 32. Platz einbrachte, hatte er genug zu tun. Etwas salopp gesagt wurde Kriechmayr die Einfahrt in die Ciaslat-Wiesen zum Verhängnis. „Ich bin leicht übermotiviert reingefahren, das geht halt nicht“, sagte der Oberösterreicher. „Das Engagement war auf alle Fälle da. Es war halt einfach hirnlos, das darf mir mit meiner Routine nicht passieren.“

Auch Hemetsberger haderte nach dem 31. Platz, den ihm der mit Startnummer 61 sechstplatzierte Cyprien Sarrazin noch einbrockte, mit sich selbst. „Keiner will zwei Sekunden hinterherfahren. Aber im Endeffekt hilft mir das auch nichts. Ich muss einfach schauen, dass ich meine Sachen besser mache“, meinte der 31-Jährige, der aber zugleich den trockenen, weichen Schnee ins Treffen führte: „Es sollte einfach ein bisschen härter sein. Es wäre einmal gut, wenn wir einmal keine Wetterkapriolen während einem Rennwochenende hätten. Das war jetzt das dritte Mal. Ein bissl frustrierend, aber gegen das Wetter kann man auch nichts machen.“

Auch Mayer hatte mit der Pistenbeschaffenheit im oberen Teil so seine Probleme. „Es ist oben ein ganz trockener, aggressiver Schnee gewesen, ein bisschen anders als unten. Vielleicht grabe ich ein bisschen zu viel ein und verliere so Zeit“, sinnierte der Kärntner. Das schlagkräftige Speed-Trio bei den ÖSV-Männern richtete den Blick aber gleich wieder nach vorne. In Bormio sollten andere Bedingungen anzutreffen sein, wenn am 28. und 29. Dezember eine Abfahrt und ein Super-G am Programm stehen.

Neuer Versuch in Bormio

„Ich kann mir selber nicht helfen im Moment. Ich muss einfach jetzt ein bisschen abschalten und in Bormio neu angreifen“, sagte Hemetsberger. Der Plan wäre, „dass ich dort gescheit fahre und eine gute Performance zeige“. Mayer, der im Abfahrtsweltcup als Vierter schon 163 Punkte hinter Gröden-Sieger Aleksander Aamodt Kilde liegt, meinte in Hinblick auf die nächsten Weltcup-Stationen Bomio, Wengen, Kitzbühel und Garmisch: „Es kommen auf jeden Fall Strecken, wo alles möglich ist.“

Noch um einiges schlimmer als den Österreichern erging es in seiner Südtiroler Heimat aber Dominik Paris. Der Super-G-Weltmeister von 2019 verpasste in beiden Abfahrten mit den Plätzen 40 und 42 Zählbares und hat nun in der gesamten Saison überhaupt nur zweimal gepunktet. In Lake Louise landete er im Super-G auf dem 18. Rang, in Beaver Creek war er Abfahrts-20. Gut für den Ultener, dass nach dem Weihnachtsfest die Stelvio-Piste wartet, die er insgesamt bereits siebenmal in der Siegerzeit hinabgefahren ist. Damit ist er der Bormio-Rekordgewinner.

(APA) / Bild: GEPA