England diskutiert wieder über den Videobeweis

Nach Englands WM-Testlauf gegen Italien ist auf der Insel die Diskussion um den Videobeweis neu entflammt. Dass der 1:1-Ausgleich der Gäste durch einen Foulelfmeter nach Studium der TV-Bilder fiel, sorgte am Dienstagabend für Kritik. Teamchef Gareth Southgate sagte mit Blick auf die WM-Endrunde, wo der Videobeweis ebenfalls zum Einsatz kommen wird: „Ich bin froh, dass es noch nicht die WM ist.“

Die Entscheidung des deutschen Referees Deniz Aytekin war weniger Diskussionsthema, als dass er in der 85. Minute überhaupt zum TV-Gerät schritt und dort länger verweilte. „Ich denke, dass der Schiedsrichter bereits einen guten Blick auf das Geschehen hatte“, sagte Southgate. Aytekin hatte zunächst nicht auf Elfmeter entschieden, als Debütant James Tarkowski Italiens Federico Chiesa im Strafraum auf den Fuß stieg.

Die Regelung besagt, dass der Videobeweis nur bei „klaren und offensichtlichen“ Situationen zum Einsatz kommt. Daran, dass dies im Wembley-Stadion ohnehin der Fall gewesen sei, stieß sich auch der frühere englische Teamstürmer Alan Shearer. „Demnach müsste man jede Entscheidung überprüfen, was das Spiel ins Chaos stürzen würde“, schrieb Shearer auf Twitter.

Die in England bereits nach Spielen im FA-Cup geführte Debatte über die Sinnhaftigkeit des Videobeweises überschattete den guten Auftritt der Engländer. Jamie Vardy brachte die Hausherren in der 26. Minute in Führung, der seit einem Jahr ungeschlagene Weltmeister von 1966 schien danach auf Kurs zum sechsten Spiel in Folge ohne Gegentreffer. Lorenzo Insigne traf für die nicht zur WM fahrenden Italiener aber dann per Elfer zum Endstand.

Southgates Team hatte zuletzt Remis gegen Deutschland und Brasilien sowie einen Sieg in den Niederlanden geholt. In Amsterdam zeigten die Briten bereits ihren Aufwärtstrend. Der 47-Jährige war am Dienstag erneut zufrieden. „Aus dem Mittelfeld heraus haben wir viel Gefahr ausgestrahlt, viel mehr als in den jüngsten Spielen“, sagte Southgate, der auf eine 3-5-2-Formation setzte. In Abwesenheit des derzeit verletzten Topstürmers Harry Kane zeigte vor allem Raheem Sterling im Angriff eine gute Vorstellung.

In Russland will England offenbar mit einer gesicherten Defensive und schnellen Akteuren wie Sterling, Jesse Lingard oder Marcus Rashford zum Erfolg kommen. „Ich fühle, dass wir eine positive Entwicklung machen“, erklärte Southgate, der seinen WM-Kader am 14. Mai nennen wird.