„Erhalte nicht die Anerkennung“: Gasly erwägt Red-Bull-Abschied

via Sky Sport Austria

Pierre Gasly hat mit AlphaTauri – dem Tochter-Rennstall von Red Bull – eine starke Saison 2021 abgeliefert und mit 110 WM-Punkten sein bestes F1-Jahr hingelegt. Dennoch ist der Franzose im Hinblick auf seine Zukunft nicht zufrieden. Um sein Ziel zu erreichen, erwägt er sogar einen Abschied von Red Bull.

„Mein Verlangen, mein Wille, um Weltmeisterschaften zu kämpfen, ist sehr stark. Ich bin in der Formel 1, um an der Spitze zu kämpfen. Das motiviert mich, mich ständig zu verbessern“, erklärt Gasly in einem Interview mit auto motor sport.

Ständig verbessert hat sich der mittlerweile 25-Jährige seit seinem Einstieg in die Königsklasse des Motorsports Ende der Saison 2017 offensichtlich, doch um eine F1-Weltmeisterschaft kämpfen konnte Gasly in seiner Karriere bislang nicht. Nach seiner Zeit bei Toro Rosso wurde der Franzose vom Mutter-Rennstall Red Bull befördert und in ein Cockpit gesetzt. Doch dort war bereits nach zwölf Grands Prix wieder Schluss.

Gasly steigert sich bei AlphaTauri

Es ging quasi wieder eine Liga tiefer zu AlphaTauri, wo Gasly jedoch eine starke Arbeit verrichtete. 2020 gelang ihm in Monza sensationell sein erster Grand-Prix-Sieg. In der abgelaufenen Saison erfuhr er mit 110 Punkten so viele wie noch nie in seiner F1-Karriere. „Sie erleben den besten Pierre Gasly jemals in der Formel 1“, weiß der Franzose seine starke Saison in seine bisherige Karriere einzuordnen. „Ich habe auch das Gefühl, dass ich mit mehr Erfahrung ein besseres Verständnis von allem bekomme, was um mich herum passiert. Ich habe die Dinge viel mehr unter Kontrolle. Ich weiß genau, was ich vom Auto will – und vom Team.“

Gasly befindet sich also in Topform und weiß ganz genau, was er will: um Titel kämpfen. Doch der Franzose weiß auch, dass dies bei AlphaTauri nie möglich sein wird, da „Red Bull immer vor uns sein wird.“ Das ist auch logisch, immerhin handelt es sich dabei um das Werksteam, dem sich Tochter-Rennställe wie AlphaTauri oder früher Toro Rosso unterzuordnen haben.

Weg ins Red-Bull-Cockpit versperrt

Aufgrund dieser Ausgangssituation gibt es für Gasly – um seinem Ziel näher zu kommen – eigentlich nur zwei Möglichkeiten im Hinblick auf seine Zukunft.

Variante 1: Eine erneute Chance im Red-Bull-Cockpit. Diese Option sieht für den Franzosen jedoch wenig realisitisch aus – zumindest im Moment. Weltmeister Max Verstappen ist natürlich bei Red Bull gesetzt und wird dort aller Voraussicht noch viele Jahre aktiv sein. Fahrer Nummer zwei ist Sergio Perez. Der Mexikaner erhielt im Laufe der Saison die Zusage, auch 2022 für Red Bull fahren zu können. Ein starker WM-Endspurt, der mit tollen Manövern gegen Lewis Hamilton im Finale in Abu Dhabi gipfelte, stärkt Perez‘ Position bei Red Bull nun noch mehr. Somit ist die Ausfahrt Red Bull für Gasly quasi versperrt.

Gasly enttäuscht: „Das ist schwer zu schlucken“

Ein Umstand, den der Franzose nicht wirklich versteht. „Ich werde nicht lügen. Es ist schwer, eine solche Saison abzuliefern. Und wenn ich mich dann mit denen vergleiche, die die Möglichkeit auf einen Red-Bull-Sitz bekommen haben, dann enttäuscht das. Auf Basis der Zahlen und Ergebnisse habe ich eine bessere Performance abgeliefert als jeder andere in diesem Team.“

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Weiter zeigt sich Gasly besonders von der Red-Bull-Führungsetage enttäuscht und fühlt sich nicht genug wertgeschätzt. „Am Ende des Tages erhalte ich dafür aber nicht die Anerkennung und Belohnung. Das ist schwer zu schlucken. Das enttäuscht mich natürlich. Ich weiß, was ich in diesem Sport erreichen will. Ich will an der Spitze kämpfen. Das hat sich nicht geändert.“

Gasly schließt Abgang von Red Bull nicht aus

Um diesem Ziel näher zu kommen, erwägt Gasly somit die zweite mögliche Variante: einen mittelfristigen Abschied von Red Bull. Sein Vertrag bei AlphaTauri läuft 2023 aus. Gut möglich, dass der 25-Jährige spätestens dann für ein anderes Team Gas geben wird. „Der Markt wird sich ändern. Bei vielen Fahrern laufen die Verträge 2023 aus. Da werden sich Möglichkeiten auftun. In der Formel 1 geht alles sehr schnell. Ich mache mir nicht allzu viele Sorgen. Es kommen Chancen. Das weiß ich. Wir werden sehen, wann es der richtige Zeitpunkt ist.“

Und weiter: „Ich gebe mein Bestes. Das Beste, was ich machen kann, ist, Ergebnisse wie in Mexiko zu wiederholen. Fünfter in der Qualifikation zu werden – hinter den Mercedes und Red Bull in einem Mittelfeldauto. Mit einem schnelleren Auto würde ich sicher besser abschneiden. Das ist das Einzige, was zählt. Ich weiß nicht, was Red Bull mit mir vorhat. Ob sie weitermachen wollen oder mich vorher (vor 2024, Anm. d. Red.) freigeben. Darüber sprechen wir später.“

Wie schlägt sich Gasly 2022?

In der kommenden Saison mit dem neuen Reglement und den besonders im Bereich der Aerodynamik veränderten Autos wird Gasly also erneut unter Beweis stellen müssen, wie hoch seine Qualität im Vergleich zu anderen Fahrern ist. Dies ist Grundvoraussetzung, um den nächsten Schritt in zwei, drei Jahren zu gehen.

Ganz egal, wo dieser letztendlich sein wird …

(skysport.de)

Bild: Imago