Erstmals nach acht Jahren: ÖSV-Adler holen Nationencup

Zittern bis zum Schluss, doch dann ist der erste österreichische Sieg der Skispringer im Nationencup nach acht Jahren Pause doch noch Realität geworden. Mit 540 Punkten Vorsprung war die Truppe von Andreas Widhölzl nach Planica gekommen, lediglich 47 Zähler waren es am Ende. Im letzten Einzelbewerb der Saison sorgten der Norweger Marius Lindvik und der Japaner Yukiya Sato auch dafür, dass die auf den Plätzen drei bis sieben gelandeten Gastgeber die Weltcup-Kugel nicht holten.

Denn die Österreicher waren mit Michael Hayböck als Zehnter unmittelbar vor Stefan Kraft doch weiter hinten als erhofft platziert. Den Gesamtsieg im Einzel sicherte sich nun auch in der Endwertung der Japaner Ryoyu Kobayashi, dem ein achter Platz am Sonntag klar reichte, um den einzigen Verfolger Karl Geiger (16.) auf Distanz zu halten. Für Kobayshi, der letztlich 106 Punkte vor Geiger gewann, war es sein zweiter Gesamt-Weltcupsieg nach 2018/19, ebenso wie für Japan. Kraft wurde in der Gesamtwertung Fünfter.

Der letzte Einzelbewerb der Saison war geprägt von einer tollen Weitenjagd. Halbzeitleader und Skiflug-Weltmeister Lindvik holte sich mit 241,5 und 245,5 Metern 8,3 Punkte vor Sato (236,5/242,5) den Sieg. Die Slowenen, nach dem ersten Durchgang noch auf den Plätzen zwei, fünf, sechs, neun und elf gelegen, sorgten mit starken Leistungen im Finale angeführt von Peter Prevc für die Ränge drei bis sieben. Hätte etwa Sato sich nicht steigern können, hätte es für Österreich nicht mehr gereicht.

„Schöner kann es nicht sein. Es war ein Flug am Limit“, freute sich Michael Hayböck nach seinem, auch für die Endabrechung sehr wichtigen 244,5-m-Flug im Finale. „Ich habe runtergeschaut und mir gedacht, solche Tage da in Planica muss man einfach genießen. Jetzt riskierst noch einmal alles.“ Im Auslauf zitterte er dann mit seinen Teamkollegen bis zum Schluss mit. „Wir haben Marius und Sato ziemlich gefeiert, weil die haben wir gebraucht für den Nationencup. Jetzt ist es sich ausgegangen und ich habe auch noch einmal meinen Teil dazu beitragen können. Das ist für uns alle, Athleten, Betreuer eine große Sache“, so der Oberösterreicher im ORF.

Auch Stefan Kraft, dem am Ende der Saison ein wenig die Luft ausgegangen war, freute sich trotz der verpatzten kleinen Kristallkugel im Skiflug-Weltcup. „Ich war noch nie so nervös da herunten. Weil du die Punkte nicht siehst, und nicht weißt, ob es sich ausgeht. Cool, dass wir den (Nationencup) gewonnen haben, es ist doch in unser aller Köpfe gesteckt. Jetzt können wir megastolz sein, dass wir den wieder einmal geholt haben.“

„So zittern zum Schluss, dafür bin ich fast schon ein bisserl zu alt“, meinte der 36-jährige Manuel Fettner nach einer für ihn sensationell verlaufenen Saison. „Das war nicht so cool, aber umso schöner, dass es sich doch noch ausgegangen ist.“ Von ihm hat man gehört, dass er nun doch auch noch die kommende Saison anhängen möchte.

Für Österreich war es nach dem enttäuschenden vierten Rang im Vorjahr der insgesamt 19. Nationencup-Sieg, die Norweger sind in dieser Allzeitwertung Zweiter mit neun Erfolgen. Ein bisschen kam auch das Glück zurück für den ÖSV: 2012/13 und 2001/02 hatte Österreich den Nationencup um nur sechs Punkte (an Norwegen) bzw. 51 Punkte (an Deutschland) verloren.

Der Skiflug-Weltcup ging nach nur vier Bewerben an Ziga Jelar mit 270 Punkten vor seinem slowenischen Landsmann Timi Zajc (260) und Kraft, der die kleine Kristallkugel um 46 Zähler verpasste. Zajc gewann die Planica-7-Wertung (alle Bewerbs- und Quali-Sprünge), Kraft wurde da Sechster.

Am Sonntag sagte auch ein Großer des Skisprung-Sports Adieu: Severin Freund. Der Deutsche war einer von vielen Athleten, die nach Saisonende die Latten für immer in die Ecke stellen. Er gewann 2015 als bisher letzter Deutscher den Gesamtweltcup und holte 2014 Olympia-Gold mit der Mannschaft. Der heute 33-jährige Freund durfte sich über insgesamt elf Medaillen bei Skisprung- und Skiflugweltmeisterschaften freuen und holte 22 Einzel-Siege, zuletzt im November 2016 in Finnland.

(APA)

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