Explosive Stimmung in Wolfsberg: Die Cup-Kader-Causa

Vor dem heutigen ÖFB-Cup-Halbfinale gegen den LASK liegen beim Wolfsberger AC die Nerven blank. Grund dafür ist die Personalentscheidung von Trainer Ferdinand Feldhofer, die drei Routiniers Michael Liendl, Michael Novak und Christopher Wernitznig nicht in den Kader für das heutige Spiel zu berufen. Dass der Trainer seine Entscheidung im Laufe des Tages noch revidiert, ist zu bezweifeln. 

Nach dem gestrigen Abschlusstraining ist es zu hitzigen Diskussionen zwischen Spielern und dem Trainerteam gekommen. Ein Teil der Spieler soll noch vor dem offiziellen Ende des Trainings den Platz verlassen haben.

Sportlich lief es bei den Lavanttalern zuletzt nicht nach Wunsch. Das Aus gegen Tottenham in der Europa League war zu erwarten, die 0:1-Niederlage gegen Altach am Wochenende nicht unbedingt. Der Vorsprung auf die direkten Verfolger im Kampf um die Meistergruppe ist kleiner geworden. Hartberg und die Wiener Austria als Siebenter und Achter liegen drei Runden vor Ende des Grunddurchgangs nur noch zwei bzw. drei Punkte hinter den Kärntnern.

Liendl nicht mehr unumstrittener Stammspieler

Das größte Thema war in den vergangenen Wochen Kapitän Michael Liendl. Unter Ferdinand Feldhofer zählt der WAC-Spielmacher im Moment nicht zum unumstrittenen Stammpersonal. In den vergangenen fünf Ligaspielen stand Liendl nur einmal in der Startelf – beim 0:1 bei Rapid, wo er nach 72 Minuten ausgewechselt wurde. In den anderen vier Spielen kam er nur von der Bank.

Liendl über Auswechslungen: “Muss man akzeptieren aber nicht befürworten”

Liendl äußerte sich bei Talk & Tore am 1. Februar (die Sendung zum NACHSEHEN) zu diesem Thema: „Grundsätzlich hat er (Anm.: Trainer Ferdinand Feldhofer) es mir erklärt, warum und weshalb. Am Ende gilt es als Spieler das dann auch zu akzeptieren. Das heißt noch lange nicht, dass ich deswegen sage, dass ich es befürworte (…) Das muss man akzeptieren. Ob man es dann am Ende versteht als Spieler, ist immer ein ganz anderes Thema.“ Vier Wochen und drei „Joker“-Einsätze in der Liga später stellt sich die Situation wesentlich komplizierter dar.

Liendls wiederkehrende, missgestimmte Interviews haben zu Unruhe im Verein geführt. Nach außen wurde die Angelegenheit als „geklärt“ bezeichnet, davon ist man aber augenscheinlich weit entfernt. „Kein Spieler ist größer als der Verein“, hat Feldhofer unter anderem ins Treffen geführt und auch öffentlich Liendls Fairness gegenüber den Mannschaftskollegen infrage gestellt. Der Machtkampf war längst entbrannt.

Für den 35-jährigen Liendl stehen Vertragsverhandlungen mit den WAC-Verantwortlichen bevor. Sein aktueller Kontrakt läuft am Saisonende aus. Liendl will auf diesem Niveau weiterspielen, das hat er klar untermauert: „Ich sehe keinen Grund, warum das jetzt nicht so sein sollte und mein Körper gibt mir auch noch keine Zeichen aufzuhören. Deswegen spricht nichts dagegen.“ (bei Talk & Tore)

Im Oktober wird Liendl 36. Seit seiner Rückkehr ins Lavanttal im Sommer 2018 war er unter Christian Ilzer, Gerhard Struber und kurzzeitig Mohamed Sahli die zentrale Figur in der Mannschaft – als Spieler und Führungsperson. Diesen Status droht Liendl aktuell zu verlieren. Und er wehrt sich.

Liendl nach dem Admira-Spiel (13.02.2021): „Für mich persönlich nicht die beste Situation“

Zukunft von Feldhofer und Liendl weiterhin offen

Ende Jänner kündigte WAC-Präsident Dietmar Riegler im Sky-Exklusivinterview an, dass man, sollte man die Meistergruppe nicht erreichen, im Sommer „die ein oder andere Umstrukturierung“ im Kader vornehmen werden müsse.

WAC-Präsident Riegler zu den Personalien Feldhofer und Liendl (Ende Jänner 2021)

Auf die Frage nach der Zukunft von Ferdinand Feldhofer (dessen aktuelles Arbeitspapier auch im Sommer ausläuft), antwortete Riegler damals: „Wir sind in der glücklichen Lage, dass wir eine Option haben und ich gehe davon aus, dass wir die im April ziehen werden.“ Das gelte auch, wenn man nur in der Qualifikationsgruppe dabei sein sollte: „Außer wir machen jetzt gar keine Punkte mehr. Dann würden wir natürlich auch darüber nachdenken.“ Rein sportlich befindet sich der WAC noch im Soll-Bereich. Zwischenmenschlich nicht.

Zu den aktuellen Ereignissen rund um den Cup-Kader wollte sich das Trainerteam bislang nicht äußern. Mit Michael Novak und Christopher Wernitznig verzichtet Feldhofer aber neben dem Kapitän auf zwei weitere wichtige Spieler der Mannschaft. Rechtsverteidiger Novak stand im bisherigen Saisonverlauf bereits in 30 Pflichtspielen auf dem Feld und verpasste nur das Spiel gegen den SKN St. Pölten im Herbst.

Für den WAC gibt es heute Abend ab 19 Uhr die historische Chance erstmals ins Cup-Finale einzuziehen. Und selbst wenn dem WAC dieser Erfolg gelingen sollte: Es bleibt mehr als fraglich, ob die konstruktive Chemie zwischen Trainer und Mannschaft wieder herzustellen ist. Als nahezu ausgeschlossen gilt mittlerweile, dass sowohl Feldhofer als auch Liendl über den Sommer hinaus gemeinsam in Diensten des WAC stehen.

WAC-Präsident Riegler (13.02.2021): „Wenn wir dann alle überzeugt sind, dass der Michi Liendl…“

Bild: GEPA