F1-Debütant Schumacher im Interview: „Konzentriere mich auf mich selbst“

Mit dem Großen Preis von Bahrain wird am 28. März die Formel 1 in ihre neue Saison starten (alle Rennen live auf Sky). Mick Schumacher spricht vor seinem Debüt in der Königsklasse vorab über seine Vorbereitung, sein neues Team Haas, seine Ziele und historische Momente seines Vaters Michael.

Sky Sport: Herr Schumacher, was ist seit dem Saisonfinale und den anschließenden Tests in Abu Dhabi bei Ihnen passiert? Wie ist der Stand der Dinge?

Mick Schumacher: Wegen der Covid-Situation kann ich nicht sehr viel machen außer zu trainieren. Meine Vorbereitung läuft auf der physischen Ebene ganz gut und ich fühle mich auch bereit. Leider konnte ich bis jetzt noch nicht nach England und zum Team reisen, was in einem normalen Jahr schon öfters passiert wäre. Aber ich hoffe, dass sich in den nächsten Tagen doch die Chance ergibt, dort hinzukommen.

Sky Sport: Nach dem Saisonfinale gab es ja noch einen Test in Abu Dhabi, bei dem Sie noch einen anderen Renn-Ingenieur hatten. Steht das Team jetzt, das Sie während der Saison betreuen wird?

Schumacher: Es steht schon seit einigen Wochen und ich bin sehr happy. Ich freue mich, dass wir schon über Zoom arbeiten konnten und dass wir diese Arbeit in den nächsten Tagen weiterführen. Ich habe noch nicht die Chance gehabt, vor Ort mit einem Team zusammen zu arbeiten, wie ich es sonst hätte gerne machen können. Dementsprechend müssen wir noch ein paar Tage warten.

Sky Sport: Ihren Teamchef Günther Steiner kennen Sie natürlich schon. Wie war der Austausch mit ihm in den vergangenen Wochen?

Schumacher: Sehr intensiv natürlich. Es ist wichtig, dass wir sehr viel kommunizieren, was den Saisonstart angeht und das halt auch die ganzen Teile zusammenkommen. Dass die ganze Vorbereitung so läuft, wie sie laufen sollte. Wir sind immer auf dem neuesten Stand.

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Sky Sport: Wir freuen uns immer mit Günter Steiner zu sprechen, weil er auch sehr unterhaltsam ist. Wie ist er so als Typ, als Teamchef?

Schumacher: Sehr nett, aber auch sehr direkt. Das ist etwas, was sehr positiv ist. Ich glaube, dass der direkte Weg immer der einfachste ist und dass wir alle auf der gleichen Seite und auf dem neuesten Stand sind. Damit kann man einfach am besten arbeiten.

Sky Sport: Sie haben es schon gesagt: Es ist wegen der Corona-Situation nicht so einfach, sich auf die Saison vorzubereiten. Was mögliche Tests betrifft, haben Sie die Möglichkeit, zum Beispiel etwas am Simulator zu machen? Haas hat ja keinen Simulator. Geht das bei Ferrari, wo Sie ja auch in den letzten Wochen unterwegs waren?

Schumacher: Selbst da ist es schwierig für uns, nach Italien rein zu kommen. Aber es ist natürlich um einiges einfacher als in England. Ja, es stehen ein paar Tests an, aber der Simulator dort wird von den Ferrari-Rennfahrern sehr viel benutzt. Ich kriege quasi die restlichen Tage. Trotzdem ist jede Vorbereitung, die ich kriegen kann, gut für mich.

Sky Sport: Welche Erwartungshaltung haben Sie für den Saisonstart in Bahrain, wo er dann möglicherweise stattfinden wird?

Schumacher: Wir müssen ein bisschen abwarten, was die Rennen so sagen. Ich glaube, wenn die ersten drei, vier Rennen vorbei sind, dass wir dann einen recht guten Überblick von der ganzen Situation haben werden, was wir noch verbessern müssen. Dann werde ich die Frage wahrscheinlich besser beantworten können.

Sky Sport: Welche Zielsetzung haben Sie persönlich?

Schumacher: Dass ich eine starke Verbesserung sehe vom Anfang des Jahres bis zum Ende des Jahres.

Sky Sport: Was wird Ihrer Meinung nach die größte Veränderung sein von der Formel 2 zur Formel 1 sein?

Schumacher: Ich glaube, dass die Race-Distanzen einfach ganz anders sind. Auch wie man sich in den Rennen verhalten muss, die ganze Kommunikation mit dem Team ist anders, aber es wird sehr spannend. Ich freue mich drauf. Es ist etwas Neues, an das man sich gewöhnen muss, und dann kann man auch sehen, wie schnell man es lernt. Und ich glaube, dass ich recht gut darin bin, mich schnell an neue Dinge zu gewöhnen. Aber wir müssen dennoch hart an uns arbeiten.

„Es wird wichtig sein, mich so schnell wie möglich an das Auto zu gewöhnen“

Sky Sport: Wenn wir einmal auf die Regeländerungen gucken, mit dem verringerten Anpressdruck, ist das vielleicht sogar einfacher, wenn man aus der Formel 2 kommt im Vergleich zu den Formel-1-Fahrer, die sich jetzt schon wieder ein bisschen umstellen müssen? Ist das vielleicht ein Vorteil für Sie?

Schumacher: Ich glaube, es nicht so ein großer Vorteil, wie wenn die Reifen neu wären. Wir haben es in der Formel 2 extrem gesehen, dass sobald die neuen Reifen da waren, auch Rookies schnell fahren konnten und die Leute, die seit fünf Jahren in der Meisterschaft gefahren sind, sich schwergetan haben, den Reifen zu verstehen. Von daher wird es wichtig sein, mich so schnell wie möglich mich an das Auto zu gewöhnen, damit ich dem Team gutes Feedback geben kann, damit wir zusammenwachsen und schneller sein können.

Sky Sport: Worauf freuen Sie sich am meisten, wenn die Saison losgeht?

Schumacher: Aufs Fahren. Die Autos in der Formel 1 sind so schnell und fühlen sich auf der Strecke so gut an. Das ist etwas, was ich schon immer erleben wollte. In Abu Dhabi habe ich schon einen ersten Vorgeschmack bekommen. Diese Highspeed-Autos zu fahren macht riesigen Spaß. Ich war jetzt doch schon länger nicht mehr in einem Auto und freue mich, dass ich jetzt mit einem Team zusammenarbeiten kann und dann auch meine Runden drehen kann.

Schumacher: „Auf Spa sind wir sehr gespannt“

Sky Sport: Gibt es ein Rennen, auf das Sie sich am meisten freuen, was die Strecke betrifft?

Schumacher: Suzuka ist eine der Strecken, die ich noch nicht kenne, die ich aber im Simulator schon gefahren bin und die sehr viel Spaß macht. Aber auf die Strecke in Spa sind wir natürlich auch sehr gespannt.

Sky Sport: Was macht Spa für Sie besonders?

Schumacher: Ich freue mich auf die ganze Saison. Aber Spa sticht hervor. Es ist eine nette Geschichte: Es ist 30 Jahre her, als mein Vater dort zum ersten Mal in der Formel 1 gefahren ist.

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Sky Sport: Was ist der größte F1-Moment, den Sie bisher erlebt haben?

Schumacher: Wenn man auf alle Rennen zurückblickt, ist der erste WM-Titel meines Vaters mit Ferrari definitiv ein Gänsehaut-Moment für mich, wenn ich es mir anschaue.

Sky Sport: Haben Sie noch einen speziellen Moment, der Ihnen in Erinnerung geblieben ist?

Schumacher: Ich war 2010 in Budapest dabei, es war zum ersten Mal und ich war nahe dran und auch in den Meetings dabei. 2017 oder 2018 in Hockenheim war ich dabei, das war natürlich sehr spannend für mich.

Sky Sport: Bei all dem Trubel, der um Sie herum herrscht, fällt auf, dass Sie trotz ihres jungen Alters immer sehr, sehr ruhig sind, sehr in ihrer Balance sind. Gibt es etwas, mit dem Sie daran arbeiten? Meditieren Sie zum Beispiel oder liegt diese Ruhe in Ihrem Naturell?

Schumacher: Ich habe mir mit der Zeit angewöhnt, dass ich mich nicht unnötig zu stressen brauche. Und ich habe natürlich ein starkes Team um mich herum, was mir immer den Halt gibt und die Möglichkeit mich auszuruhen und mich in mich zu kehren, damit ich dann im Rennwochenende auch stark auftreten kann.

Sky Sport: Wer wird im nächsten Jahr Weltmeister?

Schumacher: Dadurch, dass ich jetzt selber fahre, würde ich „ich“ sagen, aber das ist natürlich ziemlich hochgesteckt (lacht). Im Endeffekt konzentriere ich mich auf mich selbst und versuche, dass ich das Beste abliefern kann.

Quelle: Sky Sport DE / Hardenacke

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