Feiersinger sieht für Salzburg auch in Dortmund Chancen

St. Johann in Tirol (APA) – Wolfgang Feiersinger traut Fußball-Meister Salzburg im Europa-League-Achtelfinale gegen Borussia Dortmund eine Überraschung zu. „Das wird sicher eine enge Kiste“, meinte der frühere ÖFB-Teamspieler im Gespräch mit der APA – Austria Presse Agentur.

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Feiersinger spielte von 1996 bis 2000 für Dortmund, 1997 gewann er mit dem BVB die Champions League. Den Club verfolgt er nach wie vor. „In Dortmund läuft es auch nicht so rund. In der Defensive haben sie Riesenprobleme. Wenn man die fordern kann, besteht eine Chance.“

Salzburg ist gut genug
Für entscheidend hält der 53-Jährige einen selbstbewussten Auftritt seiner Landsleute im Hinspiel am Donnerstag (19.00 Uhr/live Sky). Mit voller Hose werde man nicht zum Erfolg kommen. „Wenn sie aber mit Überzeugung hinfahren, werden sie Dortmund auch auswärts in Verlegenheit bringen können.“ Gut genug seien die Salzburger. „Wer einen spanischen Erstligisten ausschaltet, kann auch einen deutschen ausschalten.“

In der ersten K.o.-Runde hatten die Bullen Real Sociedad niedergerungen. Nun muss sich die Mannschaft aber auf eine atemberaubende Kulisse einstellen. Die Stimmung in Dortmund stellt Feiersinger noch über jene in Madrid oder Barcelona. „Dortmund ist für mich die schönste und größte Fußball-Bühne – nicht nur in Europa, sondern auf der Welt.“

Das Zepter schwingt dort seit Dezember sein früherer ÖFB-Teamkollege Peter Stöger. „Ich schätze an ihm seit langer Zeit seine menschlichen Vorzüge“, erklärte Feiersinger. „Dadurch kann er ein ganz Großer werden, wenn er das nicht schon ist.“ Auf längere Sicht könnte es beim Revierclub dennoch schwierig werden. „In Dortmund ist das Problem, dass die Leute mit einem knappen Sieg nicht zufrieden sind. Die wollen begeisternden Fußball wie unter (Jürgen) Klopp oder teilweise (Thomas) Tuchel.“

Eine Klasse stärker
Dabei sei es Stöger nach seiner Amtsübernahme gut gelungen, Schadensbegrenzung zu betreiben. „Beim Verein ist einiges im Argen gelegen. Die Einkaufspolitik der letzten Jahre hat mir auch nicht gefallen“, kritisierte Feiersinger. „Vom Spielermaterial und mit der Unruhe ist es schwer, große Sprünge zu machen.“ Salzburg müsse dennoch gewarnt sein. „Man kann untergehen auch in Dortmund, nach wie vor. Sie haben in der Offensive schon herausragende Spieler.“ Der wiedergenesene Marco Reus etwa mache das Team noch einmal eine Klasse stärker.

Mit der heimischen Liga beschäftigt sich Feiersinger weniger als mit der deutschen. Das habe auch mit deren Qualität zu tun. „Die österreichische Bundesliga liegt im Argen“, meinte der 46-fache Internationale. Als Beispiele nannte er aufgrund ihrer Möglichkeiten die Wiener Großclubs Rapid und Austria. „Wenn sich die nicht vom Rest der Liga abheben, ist das traurig. Das ist schon ein bisschen ein Dilemma.“

Umso bemerkenswerter sei es, dass die national nicht immer geforderten Salzburger auch international Paroli bieten können. Die große Aufmerksamkeit von Red Bull sei zwar nach Leipzig abgewandert. „Aber was Salzburg daraus macht, ist wirklich sehr gut. Sie haben einen guten Trainer. In der Akademie wird gut gearbeitet. Sie bringen Leute heraus, die die Abgänge kompensieren können.“

Trainer in der Red Bull-Akademie
Das war nicht immer so. Kurz nach dem Red-Bull-Einstieg war Feiersinger von 2006 bis 2008 selbst als U17-Trainer in der Akademie tätig. „Das war ein Zirkus. Keiner hat gewusst, wer anschafft. Es war ein Kommen und Gehen.“ Mittlerweile sei aber Ruhe eingekehrt. Die Geduld mache sich bezahlt. „Sie haben eine Philosophie gefunden, wie sie Fußball spielen wollen, und die zieht sich durch.“

In der Europa League sei für den Meister alles möglich. „Vielleicht gibt es wieder ein Salzburger Fußball-Märchen“, meinte Feiersinger. 1994 hatte er mit Austria Salzburg das Finale des UEFA-Cups erreicht. Schlüsselmoment sei damals der Aufstieg im Achtelfinale gegen Sporting Lissabon gewesen. „Da ist etwas mit unserem Bewusstsein passiert. Da haben wir gesehen, wir sind genauso gut wie die und können mithalten.“

2018 könnte das Aha-Erlebnis Dortmund heißen. Als Salzburger würde sich Feiersinger über ein Weiterkommen der Bullen freuen – auch wenn er seine größte Fußball-Zeit beim BVB verbracht hat. „Das Stadion, die Stimmung, das vergisst man nie.“ Mit Austria Salzburg erreichte der Defensivspezialist 1995 ebenfalls die Champions League, zudem gab es unter Otto Baric zwei Meistertitel zu bejubeln.

Gesundheitliche Probleme
Zuletzt war Feiersinger vor zwei Jahren in Dortmund im Stadion. Der einstige Abwehrstar hat sich in St. Johann in Tirol ins Privatleben zurückgezogen. Die Bewirtschaftung der Hochwildalm in den Kitzbüheler Alpen hat er nach neun Jahren als Hüttenwirt mit Jahresende aufgegeben – aus gesundheitlichen Gründen. Der Ex-Profi laboriert an Herzproblemen. Im Dezember 2013 war er beim Bruno-Pezzey-Gedenkturnier zusammengebrochen.

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