Feller bleibt Wundertüte: „Wieder einmal relativ schnell vorbei“

So trist die Kulisse beim Ski-Nachtslalom in Schladming sich am Dienstag wegen den Lockdown-Maßnahmen zeigte, so viel Drama ereignete sich wieder einmal auf der Piste. Vor allem aus österreichischer Sicht, schieden doch der Halbzeit-Dritte Michael Matt und Manuel Feller sogar nach wenigen Toren als Führender zur Pause im Finale aus. Bei Feller kennt die Fieberkurve wie in der Vergangenheit kein Muster – von Sieg über Mittelfeld bis Ausfall ist beim Tiroler immer alles drin.

Schon beim sechsten Tor, einer Haarnadel-Kombination, war Feller etwas zu direkt und ungestüm. Das nächste Tor umkurvte er in Rücklage gerade noch, dann war für den 28-Jährigen Schluss. „Ich glaube, ich habe den Druck ein bissl zu spät genommen“, rang Feller anschließend nach Worten. „Es war sicher die schwierigste Passage vom ganzen Lauf. Lieber wäre mir gewesen, sie wäre vorm Ziel gewesen, dann hätte ich noch was zeigen können. So ist es wieder einmal relativ schnell vorbei gewesen.“

Mit zu viel Risiko oder der berühmten Brechstange habe der Patzer nichts zu tun gehabt, versicherte er. „Ich war acht Zehntel vorne. Was soll ich da mit der Brechstange probieren?“ Herren-Rennsportchef Andreas Puelacher meinte: „Es war nicht ganz geschickt, wie er diese Haarnadel genommen hat. Er hätte sich ein bissl Luft lassen sollen, aber das sind alles Rennfahrer, die wollen gewinnen. Ich glaube, nächstes Mal passiert ihm das nicht mehr.“

Das Gefühl des Ausscheidens bei einer Top-Platzierung vor der Nase ist Feller freilich nicht fremd. Laut der Datenbank des Ski-Weltverbands FIS handelte es sich in Schladming um den 41. Ausfall im 126. Weltcup-Rennen. Fast jedes dritte Mal sah der Fieberbrunner also nicht das Ziel, oft war er in aussichtsreicher Position und schnell unterwegs. Sein typischer Fahrstil und seine hohe Risikobereitschaft können die hohe Quote teilweise erklären. Auch 2017 in Zagreb verzeichnete er schon einmal als Halbzeit-Leader einen Nuller.

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Nightrace-Gewinner Marco Schwarz hingegen präsentiert sich derzeit als „Konstanz in Person“, wie Feller seinen Kollegen titulierte. Sich vom Kärntner etwas abschauen könne er aber nicht. „Wir sind skifahrerisch so unterschiedlich vom Stil her. Gewisse Passagen vielleicht, aber im Allgemeinen habe ich eine ganz andere Art zu fahren“, erläuterte Feller. „So wie der ‚Blacky‘ fährt, da gibt es wenige in dem Zirkus, die das so umsetzen. Er nimmt den Innenski extrem mit und verkürzt so den Schwung massiv. Das ist schwer nachzumachen.“

Schwarz stimmte dem zu. „Ich glaube, der Manu hat sich vom letzten Jahr zu heuer schon total gesteigert. Natürlich ist jeder Athlet unterschiedlich. Die wenigsten kann man miteinander vergleichen. Manu hat einen ganz anderen Fahrstil als ich“, sagte er. „Heute war es sehr schade für ihn. So habe ich mich letztes Jahr gefühlt. Aber jetzt am Wochenende gibt es (in Chamonix; Anm.) die nächste Chance.“

Das gilt auch für Matt, der sein Aus wie folgt analysierte: „Es ist wie immer in Schladming, im zweiten Lauf wird es ein bisschen aggressiver. Das haben wir nicht hingebracht. Oben weg ist es noch gegangen, dann durch die Steilheit ist es einfach zu viel.“ Weil auch Christian Hirschbühl und Marc Digruber ausschieden und Fabio Gstrein nach einem schweren Patzer die Entscheidung verpasste, endete der Schladming-Klassiker trotz der 100 Punkte von Schwarz sogar mit dem mannschaftlich schlechtesten Slalom-Ergebnis in diesem Winter für die ÖSV-Herren.

(APA)

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