Fingerzeig für Titelkampf? Die Vorzeichen vor dem Supercup-Duell

Showdown im Supercup! Das Duell zwischen Meister Bayern München und Pokal-Sieger Borussia Dortmund verspricht eine erste Standortbestimmung der beiden Schwergewichte im deutschen Fußball. Und die Vorzeichen deuten auf einen möglichen Paukenschlag.

Es ist ein fast schon gewohntes Bild. Bereits zum neunten Mal lautet die Begegnung im Supercup: Borussia Dortmund gegen Bayern München. Neben dem ersten Titel der Saison geht es bei diesem Duell vor allem um eines – Prestige! BVB-Coach Marco Rose nimmt die Partie daher sehr ernst: „Wenn man sich mit den Bayern misst, sollte man versuchen, zu gewinnen.“ Auch für FCB-Trainer Julian Nagelsmann hat das Spiel eine besondere Bedeutung, „weil es um einen Titel geht“. Doch welche Mannschaft setzt das erste Ausrufezeichen in dieser Saison? Sky Sport nimmt die Vorzeichen unter die Lupe.

Das spricht für den FC Bayern

Die Münchner sind Auftritte auf der großen Bühne gewohnt. Zum zehnten Mal in Folge nimmt der deutsche Rekordmeister am Supercup teil und auch wenn die Bilanz gegen den BVB in diesem Wettbewerb ausgeglichen ist (je vier Siege), so trifft die Nagelsmann-Truppe auf einen ihrer Lieblingsgegner.

Die Bayern gewannen die vergangenen fünf Pflichtspiele gegen Dortmund allesamt. Die letzte Niederlage gegen Schwarz-Gelb kassierte der FCB im Jahr 2019 – allerdings ausgerechnet im Supercup (0:2).

Unabhängig davon, wie es beim FC Bayern gerade läuft: Wenn der Gegner Borussia Dortmund heißt, laufen Thomas Müller und Co. zu Bestform auf. Auch Sky Reporter Uli Köhler glaubt, dass das Prestigeduell für die Bayern ein spezieller Ansporn ist, um „das ‚Mia san Mia‘ rauszuholen und den BVB einzunorden“.

Zudem könnte ein Sieg die schwierige Saisonvorbereitung und den mäßige Bundesliga-Auftakt gegen Borussia Mönchengladbach (1:1) vergessen machen und „ein Push für eine starke Serie in der Liga sein“, so Köhler weiter.

Das spricht gegen den FC Bayern

Allerdings ist die Frage, ob die Mannschaft von Nagelsmann den Motor tatsächlich schnell genug zum Laufen bekommt. Unter dem neuen Trainer haben die Bayern nämlich noch kein einziges Spiel gewinnen können. Auch beim ersten Härtetest gegen Gladbach am Freitag war beim amtierenden Meister noch viel Luft nach oben.

Vor allem die Defensive bleibt das Sorgenkind. Der neu formierten Viererkette um Niklas Süle war die fehlende Abstimmung im Auftaktspiel durchaus anzumerken. Besonders Neuzugang Dayot Upamecano muss sich im ungewohnten Umfeld erst noch zurechtfinden.

Der Ex-Leipziger dürfte zudem noch böse Erinnerungen an seine letzte Begegnung mit dem BVB und insbesondere Erling Haaland haben. Bei der 1:4-Pleite der Sachsen im Pokal-Finale stieß der 22-Jährige ein ums andere Mal an seine Grenzen.

Das spricht für Borussia Dortmund

Und der BVB hat den Schwung aus dem Saisonabschluss offenbar gut mitnehmen können. Die Mannschaft musste bis auf Jadon Sancho keine schwerwiegenden Abgänge verkraften. Dass das Teamgefüge auch unter dem neuen Trainer funktioniert, stellten die Dortmunder in den ersten beiden Pflichtspielen (3:0 gegen Wiesbaden und 5:2 gegen Frankfurt) eindrucksvoll unter Beweis.

Der BVB profitiert dabei auch davon, dass Kapitän Marco Reus endlich einmal langfristig fit ist und somit auch dank des Verzichts auf die Europameisterschaft im Sommer pünktlich zum Saisonstart zu Topform aufläuft. Der alles überragende Mann bei der Borussia ist allerdings ein anderer.

Haaland ließ sich von den anhaltenden Wechselgerüchten um seine Person nicht beirren: Der Stürmer ist Feuer und Flamme für den BVB. An allen acht Pflichtspieltoren seiner Mannschaft in der noch jungen Spielzeit war er beteiligt (fünf Tore, drei Assists). Und auch Bayern-Trainer Nagelsmann ahnt: „Es wird Situationen geben, in denen wir ihn nicht halten können.“

Das spricht gegen Borussia Dortmund

Doch so stark sich die Offensive der Dortmunder auch präsentiert, ganz hinwegtäuschen über die Probleme in der Defensive kann sie nicht. Neben dem langzeitverletzten Dan-Axel Zagadou sind auch Innenverteidiger Mats Hummels und Linksverteidiger Raphael Guerreiro weiterhin nicht im Mannschaftstraining.

Die Frankfurter konnten die Abwehr um Aushilfs-Innenverteidiger Axel Witsel durchaus vor Probleme stellen. Die beiden Gegentore waren für BVB-Trainer Rose letztlich „ein Tick zu viel“ und gegen Weltfußballer Robert Lewandowski und Co. wird es für die Dortmund-Abwehr sicher nicht einfacher.

Form spricht für den BVB

Nichtsdestotrotz: Die aktuelle Form deutet darauf hin, dass den Dortmundern womöglich der erste kleine Paukenschlag gelingen könnte. Rose will den Bayern jedenfalls zeigen, „dass wir bereit sind für die Saison“.

Und während der BVB mit einem Sieg ordentlich Selbstvertrauen für das Meisterschaftsrennen tanken kann, droht Nagelsmann einen kompletten Fehlstart hinzulegen. Das Gipfeltreffen habe „nicht zwingend eine Aussagekraft, wie die Saison verlaufen wird“, wiegelt dieser ab, aber der Druck liegt jetzt klar beim FC Bayern.

(Lucia Wythe/sport.sky.de)/Bild: Imago