Finnland im Niemandsland – Fokus bereits auf nächster Quali

(APA) Das finnische Fußball-Nationalteam befindet sich in einer schwierigen Phase. Teamchef Markku Kanerva hat die WM-Qualifikation nach dem 0:2 am Freitag in der Türkei bereits für beendet erklärt. Im Test am Dienstag (20.45 Uhr) in Innsbruck gegen Österreich geht es für den Nachfolger des ehemaligen Salzburg-Trainers Hans Backe vor allem darum, Aufschlüsse für die Zukunft zu gewinnen.

Kanerva hatte Backe erst im Dezember abgelöst. Der 52-Jährige, bis dahin Assistent, hat dessen defensive Fünferkette auf ein klassisches 4-4-2-System umgestellt. „Jedes Spiel ist jetzt ein Test, wie gut unsere Spieler sind und wie gut unser Spiel ist“, erklärte der Neo-Teamchef, der darauf bedacht ist, den Ball etwas mehr in den eigenen Reihen zu halten als in der Vergangenheit.

Finnland steht in der schwierigen Quali-Gruppe I mit Kroatien, Island, Ukraine, Türkei und Kosovo nach fünf Spielen erst mit einem Punkt und drei Toren da. „Die Qualifikation ist vorbei“, sagte Kanerva. „Aber wir müssen in die Zukunft schauen, wie wir uns entwickeln. Es gibt Dinge, die wir verbessern müssen.“ Der Fokus liegt im Gegensatz zu Österreich bereits auf der nächsten Kampagne für die EM 2020.

Kanerva kommt aus dem finnischen Verband, war lange Jahre Nachwuchs-Teamchef, Assistent beim A-Team und auch Interimscoach. Als solcher zeichnete Kanerva für die beiden bisher letzten Siege in Bewerbsspielen verantwortlich – im September 2015 gegen Griechenland und Färöer (jeweils 1:0). Unter dem Schweden Backe, 2000/01 Salzburg-Trainer, gab es im Vorjahr in elf Partien neun Niederlagen und nur zwei Remis.

Finnland ist mittlerweile auf Rang 99 der FIFA-Weltrangliste abgestürzt. Das Jahr 2015 hatte man noch auf Platz 43 beendet. Im Jänner gab es immerhin einen 1:0-Sieg im Test gegen Marokko. Für ein Großereignis haben sich die Skandinavier noch nie qualifiziert – auch nicht in den 1990er Jahren, als man mit Jari Litmanen über einen echten Weltstar verfügte.

Der aktuelle Star der Finnen fehlt wegen einer zweijährigen Dopingsperre noch bis Oktober 2018. Offensivspieler Roman Eremenko war im September positiv auf Kokain getestet worden. Der 30-Jährige vom russischen Meister ZSKA Moskau, dreimal Finnlands Fußballer des Jahres, hat angekündigt, die UEFA-Sanktion auch beim Internationalen Sportgerichtshof (CAS) zu beeinspruchen.

Die bekanntesten verbliebenen Namen im Team sind der frühere Schalke-Stürmer Teemu Pukki, mittlerweile bei Bröndby in Dänemark tätig, sowie Abwehrchef Niklas Moisander. Der Innenverteidiger, Clubkollege der Österreicher Zlatko Junuzovic, Florian Grillitsch und Florian Kainz, ist auch in der Dreierkette von Werder Bremen gesetzt. Schlüsselkraft im Mittelfeldzentrum ist Perparim Hetemaj von Chievo Verona.

Im Tor könnte es in Tirol zu einem Duell zweier Eintracht-Frankfurt-Kollegen kommen. Finnlands Lukas Hradecky ist beim deutschen Bundesligisten die klare Nummer eins. ÖFB-Torhüter Heinz Lindner hat den 27-Jährigen in dieser Saison nur zweimal wegen einer Roten Karte und der folgenden Sperre ersetzt. Dazu kam der Oberösterreicher in der Vorsaison einmal im Cup zum Einsatz.

Ansonsten gibt es für Lindner in Frankfurt an Hradecky derzeit kein Vorbeikommen. Im ÖFB-Team dagegen ist der 26-Jährige wegen der Verletzung von Stammkeeper Robert Almer, dem Rücktritt von Ramazan Özcan und zuletzt auch der Erkrankung von Andreas Lukse derzeit erste Wahl. Nach dem WM-Quali-Spiel gegen die Republik Moldau (2:0) dürfte Lindner auch in Innsbruck zum Einsatz kommen.