Foda glaubt weiter an Titelchance für Deutschland

Österreichs Fußball-Teamchef Franco Foda bleibt trotz des mitunter wackeligen Turnierstarts einiger Favoriten bei seiner Meinung: Deutschland, Brasilien, Spanien oder Frankreich werden seiner Einschätzung nach den WM-Titel holen. „Ich bin jemand, der, wenn er etwas sagt, dazu steht“, betonte der Deutsche am Montag im Gespräch mit der APA – Austria Presse Agentur.

Foda befindet sich derzeit auf WM-Beobachtungsreise in Russland. Zwei Spiele hat der Deutsche bisher im Stadion verfolgt – die Kantersiege von Belgien gegen Tunesien (5:2) und England gegen Panama (6:1). Nach dem Duell Frankreichs mit Dänemark am Dienstag in Moskau tritt er die Heimreise an. Zu Hause steht wieder TV-Studium auf dem Programm.

Taktisch ist dem ÖFB-Trainer aufgefallen, dass kaum eine WM-Mannschaft Angriffspressing spiele. Bei den Topnationen könne das mit der langen Saison zu tun haben – aber auch damit, dass gegen kleine Mannschaften bewusst auf Räume gewartet werde. „Bei Ballgewinn wird dann mit höchstem Tempo agiert. Das Umschaltspiel ist bei vielen Mannschaften ein großes Thema“, meinte Foda. Dazu komme Gegenpressing bei Ballverlust.

Von den erfolgreichen kleineren Teams könnte auch Österreich etwas mitnehmen. „Man sieht, wenn man einen guten Plan hat, eine gute Ordnung hat, dass man auch gegen viel bessere Mannschaften bestehen kann an einem Tag“, erklärte Foda. Das ÖFB-Team hatte in deren WM-Vorbereitung die Deutschen mit 2:1 bezwungen. Gegen Brasilien setzte es aber ein 0:3.

Foda bescheinigte beiden Topfavoriten trotz deren wenig überzeugenden WM-Starts „extreme Qualität. Klar, sie müssen sich steigern. Man sieht auch, wie schwierig es ist gegen kompakte Mannschaften zu spielen.“ Häufig sei ein „Dosenöffner“ in Form eines frühen Tores entscheidend. Im Endeffekt werde sich in der Gruppenphase nach drei Spielen aber die größere Qualität durchsetzen.

In der ersten Runde habe eine abwartende Spielweise vorgeherrscht. „Man hat gesehen, dass keine Mannschaft das Auftaktspiel verlieren wollte“, sagte Foda. In den zweiten Partien mussten aber auch kleinere Nationen mehr riskieren, um ihre Aufstiegschancen zu wahren. „Topmannschaften wie Belgien und England nutzen die freien Räume dann knallhart aus.“

Belgien und England setzen auf eine defensive Dreierkette. Die variable Spielanlage der beiden europäischen Spitzenteams, die er vor Ort beobachtet hatte, sei laut Foda durchaus mit der österreichischen vergleichbar. „Sie spielen ein ähnliches System wie wir, die Abläufe sind ähnlich“, meinte der ÖFB-Teamchef. „Aus der Dreierkette spielen sie sehr variabel nach vorne und sind defensiv kompakt.“

Bisher hätten sowohl flexibel auftretende Teams als auch solche mit starren Prinzipien Erfolg gehabt. Foda: „Es gibt schon auch viele Mannschaften, die ihre klaren Merkmale haben.“ Darunter auch Spanien mit seinem 4-3-3 oder Deutschland. „Sie haben klare Abläufe, ein sehr gutes Passspiel“, sagte Foda über seine Landsleute. „Sie stehen sehr hoch, dadurch sind sie natürlich konteranfällig.“ Dennoch traut er dem Team von Joachim Löw weiterhin den WM-Titel zu.

Die Dominanz der europäischen Teams will Foda nicht überbewerten. „Es war klar, dass bei einer WM in Europa die europäischen Teams vorne sind“, erklärte der 52-Jährige. 2014 in Brasilien sei das noch etwas anders gewesen. Grundsätzlich hält er auch den sozialen Aspekt der WM und dadurch viele Teilnehmer von anderen Kontinenten für wichtig. „Man muss immer die ganze Welt sehen.“

Einen eklatanten Niveauabfall durch die Aufstockung von 32 auf 48 WM-Teilnehmer im Jahr 2026 befürchtet Foda nicht. „Man sieht schon bei dieser WM, dass der Unterschied sehr groß sein kann in einzelnen Spielen.“ Es gelte, das Umfeld und die Entwicklung des Fußballs zu berücksichtigen.“Die Freude bei kleinen Nationen ist riesig. Das bringt Begeisterung und Energie. Man sieht, dass das auch etwas bewegen kann.“

Auch beim Turnier in Russland laufe alles sehr freundschaftlich ab, betonte Foda. „Man fühlt sich absolut sicher und wohl“, sagte der ÖFB-Trainer. „Die Organisation ist perfekt.“ Durch die weitläufigen Stadien gibt es etwa auch an den Eingängen keine nennenswerten Wartezeiten.

Positiv bewertete Foda den erstmals bei der WM eingesetzten Videoassistenten (VAR). „Das hat bisher perfekt funktioniert.“ Die Entscheidungen seien fast immer richtig gewesen, vor allem aber auch schnell getroffen worden – schneller als etwa in der abgelaufenen Saison in der deutschen Bundesliga. „Ich glaube, es geht in die richtige Richtung. Klar ist aber auch: Es ist etwas Neues, das geht nicht von heute auf morgen.“

Der Videobeweis müsse noch verfeinert und adaptiert werden. In absehbarer Zeit könnte laut Foda schon wenige Sekunden nach einer Situation entschieden werden, ob ein Tor zähle oder nicht. „Ich bin für einen ehrlicheren, gerechteren Fußball“, betonte der Deutsche. Die technischen Hilfsmittel hält er dafür für ein geeignetes Mittel.

Beitragsbild: Gepa