Frankreich ohne Real-Star Benzema bei der EM
Aus juristischer Sicht wäre einer EM-Nominierung von Benzema nichts im Wege gestanden. Dennoch kamen Le Graet und Deschamps bei einem Treffen zu dem Thema am Mittwoch überein, auf den derzeitigen Topscorer der „Equipe Tricolore“ bei der Europameisterschaft zu verzichten, teilte die FFF in einem Statement mit.
„Der Verbandspräsident und der Trainer halten fest, dass die sportliche Leistung ein wichtiges Kriterium, aber nicht das einzige bei der Entscheidung ist, für die französische Nationalmannschaft ausgewählt zu werden“, heißt es. Gleichermaßen käme es auf die Fähigkeit der Spieler an, „zu einem Gefühl der Zusammengehörigkeit beizutragen“ und sich für die Vorbildwirkung und den Erhalt der Gruppe einzusetzen. „Demzufolge haben Noel Le Graet und Didier Deschamps beschlossen, dass Karim Benzema nicht an der EURO 2016 teilnehmen kann.“
Benzema hatte Minuten vor der Äußerung des Verbandes auf seinem Twitter-Konto offenbart, dass er die Europameisterschaft verpassen wird. „Unglücklicherweise für mich und alle, die mich immer unterstützt haben, werde ich nicht für unsere EURO in Frankreich nominiert werden“, schrieb der 28-Jährige aus Lyon mit algerischen Wurzeln, der in 81 Auftritten im Nationaltrikot 27 Tore erzielt hat. Der Verband hatte ursprünglich angekündigt, dass die Entscheidung erst am kommenden Freitag, 15. April, bekanntgegeben werde.
Die Debatte, ob Benzema von Deschamps pardoniert werden soll oder nicht, hatte Frankreich wochenlang in Atem gehalten. Die öffentliche Unterstützung für ihn war dabei aber eher spärlich. Den endgültigen Ausschluss des Stürmers forderten unter anderem Frankreichs Premierminister Manuel Valls und der Boss der Profiliga, Frederic Thiriez.
Kritiker verwiesen darauf, dass die Nationalmannschaft auch ohne Benzema in der Offensive exzellent bestückt sei. In den vergangenen beiden Testspiel-Siegen gegen die Niederlande (3:2) und Russland (4:2) erzielten „Les Bleus“ sieben Tore, sechs unterschiedliche Spieler trafen. Häufig wurde auch daran erinnert, dass Frankreich Trainer beim WM-Sieg 1998, Aime Jacquet, schon vor der EM-Endrunde 1996 bewusst auf Eric Cantona verzichtete. Der war zweifellos ein hochkarätiger Stürmer und seinerzeit der Star von Manchester United. Auf und abseits des Platzes galt er jedoch als schwieriger Charakter, der sich einige Verfehlungen geleistet hatte