Freund: Auch ohne Haaland und Minamino „extrem gutes Gefühl“

Auch nach dem Verlust zweier herausragender Spieler geht Serienmeister Salzburg als Favorit ins Frühjahr der Fußball-Bundesliga. Der LASK, der im Auftaktschlager am 14. Februar in Wals-Siezenheim gastiert, lauert allerdings nur zwei Punkte dahinter, die Meisterschaft scheint spannend wie schon lange nicht. Salzburgs Sportdirektor Christoph Freund ist von seiner Truppe vollauf überzeugt.

Freund blickte rund sieben Monate zurück. Damals hatten Erfolgscoach Marco Rose und fünf Stammspieler den Club verlassen. „Im Sommer haben viele erwartet, dass wir den Umbruch nicht verkraften. Und das war ein großer Umbruch“, sagte Freund. „Ich habe im Sommer gesagt, dass ich ein extrem gutes Gefühl habe. Genauso eines habe ich jetzt auch.“

Im Winter waren es „nur“ Erling Haaland und Takumi Minamino, die Salzburg Richtung Borussia Dortmund bzw. Liverpool verließen und Österreichs Ligakrösus weiteres Geld und Prestige bescherten. „Das war etwas ganz Spezielles, das vielleicht ganz selten vorkommen wird. Das war pures Entertainment“, meinte Freund zu Haaland, der in einer Halb-Saison Österreichs Fußball auf den Kopf stellte. „Besonders freut mich aber der Transfer von Minamino. Das war eine tolle langfristige Entwicklung bei uns“, erinnerte Freund an das fulminante Ende des fünfjährigen Engagements des Japaners in Salzburg.

„Ich bin sicher, dass wir die Abgänge von Haaland und Minamino als Mannschaft sehr gut kompensieren können“, befand Freund. „Es ist ein richtig guter Spirit in der Mannschaft. Extrem viel Speed und Leidenschaft.“ Dass man sich um die Offensivkraft kaum sorgen muss, unterstrichen die Testspiele, die mit 6:0 (Al Arabi), 6:3 (Zenit St. Petersburg), 3:0 (Gornik Zabrze) und 6:0 (Blau-Weiß Linz) endeten.

Wer springt für Haaland und Minamino ein?

Dreimal traf dabei Hwang Hee-chan, der ebenfalls mit einem Wintertransfer in Verbindung gebracht worden war – für Freund kein Thema. „Hee-chan ist ein extrem wichtiger Spieler für unsere Mannschaft und super drauf. Wir haben im Herbst den besten Hwang aller Zeiten gesehen. Das ist durch Haaland für mich ein bisschen überstrahlt worden“, erklärte der 42-Jährige.

Ähnliche Leistungen erhoffen sich die Vereinsverantwortlichen in Zukunft von den beiden Offensivkräften Karim Adeyemi (18 Jahre) und Noah Okafor (19). Ersterer kommt von Liefering und zeigte sich in der Wintervorbereitung „richtig gut“, letzter sprengte mit einer kolportierten Summe von 11,2 Mio. Euro den bisherigen Rekord für einen Transfer in die heimische Liga. Dabei hatte es vor vier Jahren im ersten Anlauf nicht geklappt. „Damals hat es nicht gepasst, auch wegen Familie und Schule. Und wenn die Situation nicht so gewesen wäre wie jetzt, dass er im Herbst beim FC Basel nicht so wenig gespielt hätte, dann hätten wir eh keine Chance gehabt“, berichtete Freund. „Es waren viele große Vereine an ihm dran, aber er hat sich bewusst für Salzburg entschieden, und darüber sind wir sehr glücklich.“

Einer, der hingegen weiter auf seine große Chance warten muss, ist Smail Prevljak. Der 24-jährige bosnische Stürmer, der sich nach den Abgängen von Munas Dabbur und Fredrik Gulbrandsen im Sommer einiges ausgerechnet hatte, war zu Saisonbeginn verletzt und kam schließlich kaum zum Zug. Nun folgte die Leihe zum belgischen Erstligisten Eupen. „Wir haben ihm einfach nicht die Garantie auf viel Spielzeit geben können“, begründete Freund. „Wir brauchen einfach auch Spieler, die sich mit ihrer Situation identifizieren können. Da haben wir als einen, der von der Bank kommt, lieber einen jungen, hungrigen Spieler.“

Das sind Salzburgs Ziele im Frühjahr

Hungrig ist der Club einmal mehr im Europacup. Nach dem CL-Aus im Dezember hatte Trainer Jesse Marsch immerhin betont, dass man die Europa League durchaus gewinnen könne. Für Freund ist der EL-Titel nicht das erklärte Ziel. „Natürlich ist die Zielsetzung, dass wir weiterkommen. Aber wir wissen schon, welche Teams da im Rennen sind“, meinte er. „Unser wichtigstes Ziel ist es, den Meistertitel wieder nach Salzburg zu holen.“

Es wäre der siebente in Folge und letztlich auch keine Überraschung. Die Fans dürfen als erfolgsverwöhnt bezeichnet werden. Freund will in den jüngsten nationalen und internationalen Highlights aber keine Normalität erkennen. „Für mich ist es noch immer außergewöhnlich, was passiert ist“, betonte er. „Es wird vielleicht nicht immer so gut laufen. Angst davor haben wir aber keine. Weil wir konzentriert arbeiten und in den unteren Bereichen gut scouten. Man sollte immer demütig sein und sich nicht von der Euphorie leiten lassen.“

(APA)

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