Friedl führt Werder als Kapitän bei Bundesliga-Rückkehr an

Werder Bremen ist zurück in der deutschen Fußball-Bundesliga und ein Österreicher geht voran: Marco Friedl hat sein Standing beim vierfachen Meister durch die Übernahme der Kapitänsschleife noch einmal gesteigert. Die Wahl wurde von der Mannschaft durchgeführt, das zeigt die Beliebtheit des Tirolers beim Club an der Weser. Als Abwehrchef will der 24-Jährige dafür sorgen, dass Werder langfristig dort bleibt, „wo der Club hingehört“. Oberste Priorität hat der Klassenerhalt.

„Es ist eine Riesenehre für mich, Kapitän von so einem großen Club zu sein, wo die Fans unglaublich sind, der Verein einen Riesennamen hat. Das ist schon mit einer der Höhepunkte, die ich bis jetzt erreicht habe“, sagte Friedl im APA-Gespräch. Seit Jahresbeginn 2018 ist er schon für Werder tätig. Nach Rang elf und acht sowie 16 samt geschaffter Relegation 2020 folgte 2021 der Abstieg und nun gleich wieder der Aufstieg. „Knapp an der Relegation vorbei, an der Europa League vorbei, Relegation geschafft, Abstieg, Aufstieg – ich habe alles miterlebt“, sagte Friedl. Das ist für ihn einer der Gründe für seine Kapitänswahl. „Sicher aber auch die Art und Weise, wie ich als Mensch bin.“

Auch in Momenten des Erfolges ist bei ihm von Abheben keine Spur, ist sein Ohr für alle Anliegen offen. „Mein Standing ist vielleicht jetzt noch um einen Tick höher. Ich versuche aber so zu sein, wie ich bin, wie ich die Jahre davor war, werde jetzt nichts anders machen“, gab der Innenverteidiger Einblick. Schon in der vergangenen Zweitligasaison hatte er viel Verantwortung auf dem Platz übernommen. „Jetzt werde ich das noch ein Stück weit mehr versuchen, aber auch neben dem Platz“, so Friedl.

Dabei ist er nicht alleine, der Spielerrat spielt auch eine wichtige Rolle. „Wenn es Entscheidungen in der Mannschaft zu treffen gibt, dann machen wir das zusammen, da bin ich nicht alleine“, betonte Friedl. Alleine ist er auch nicht als österreichischer Kapitän in der Bundesliga, hat doch Christopher Trimmel dieses Amt bei Union Berlin inne. Bei Bremen wandert Friedl auf den Spuren von ÖFB-Rekord-Teamspieler Andreas Herzog und Zlatko Junuzovic, die auch Spielführer beim Club waren. „Es ist schön in einem Atemzug mit ihnen genannt zu werden“, so Friedl.

Er verlängerte seinen Vertrag am 1. Juli langfristig, zog also das bewährte Umfeld einem Transfer vor. „Im Verein ist wieder eine Aufbruchstimmung zu spüren, die ganze Stadt steht hinter dem Club, es macht unglaublich viel Spaß hier zu sein“, betonte Friedl. Die Euphorie und den Schwung gelte es nach einer „intensiven Vorbereitung“ ins Oberhaus mitzunehmen. „Die Bundesliga zählt für mich zu den Top-Drei-Ligen der Welt, ich bin heiß auf jedes Duell“, sagte Friedl voller Vorfreude.

Welche Rolle die Bremer spielen können, wird sich erst weisen. „Unser Ziel ist ganz klar der Klassenerhalt und dass wir so wenig wie möglich mit dem Abstiegskampf zu tun haben“, gab Friedl die Marschroute vor. Die Vorzeichen für sein Team sind ab sofort gänzlich andere. „Letztes Jahr waren wir in fast jedem Spiel der Favorit und hatten viel den Ball. Jetzt werden wir sicher viele Spiele haben, in denen wir weniger Ballbesitz haben“, vermutete der ÖFB-Teamspieler.

Eine gute Defensive soll der Schlüssel für den Erfolg sein. „Unser Fokus muss darauf liegen kompakt zu stehen, wenig zuzulassen und nicht unnötig irgendwelche Gegentore zu fressen.“ Das wäre auch nach dem Geschmack von Ole Werner, der nach seiner Amtsübernahme Ende November 2021 die richtigen Hebel in Bewegung setzen konnte. „Er passt perfekt zu uns“, so Friedl. Als „verlängerter Arm“ vom Trainer am Platz wollte er sich nicht bezeichnen. „Aber wir führen schon einige Gespräche, auch nicht nur über Fußball“, so Friedl.

Er selbst glänzte 2021/22 nicht nur in der Defensive, am Ende standen auch vier Tore und drei Assists zu Buche. „Ich habe mir da nicht irgendeine Messlatte gesetzt, die ich erreichen muss. Mein Hauptaugenmerk liegt schon auf der Verteidigung. Sollte ich aber die Chance bekommen, einen reinzuhauen, wäre das schon cool“, meinte Bremens Neu-Kapitän. Er verpasste in der Vorbereitung kein Training, ist daher topfit und für die neue Aufgabe samt 77. Spiel in der Bundesliga am Samstag in Wolfsburg gerüstet.

Dabei will er sich auch weiter für das ÖFB-Nationalteam empfehlen, das Ende September zum Nations-League-Gruppenabschluss in Frankreich und gegen Kroatien antritt. „Es sind Super-Spiele, die uns erwarten, es ist immer schön wenn man sich mit den Weltbesten messen kann“, sagte Friedl. Fünf Länderspiele hat er in den Beinen.

(APA) / Bild: Imago