Fußball: Premier League startet in Saison: Chelsea großer Gejagter

London (APA) – Die teuerste Liga der Welt startet am Wochenende in die neue Saison. In Englands Premier League wird erneut ein Rennen zwischen den üblichen Verdächtigen um den Meistertitel erwartet. Titelverteidiger Chelsea gilt vor dem Auftakt als der große Gejagte, die Herausforderer kommen aus Manchester. In der 1992 gegründeten Premier League sind heuer erstmals gleich vier Österreicher dabei.

Neben dem bei Stoke City etablierten Marko Arnautovic unternahmen im Sommer drei weitere ÖFB-Internationale den Sprung von Deutschland auf die britische Insel. Christian Fuchs und Sebastian Prödl wechselten ablösefrei zu Leicester City bzw. Aufsteiger Watford. Beide spielen mit ihren Vereinen wohl gegen den Abstieg. Kevin Wimmer wurde indes vom Spitzenclub Tottenham um rund sieben Millionen Euro vom 1. FC Köln verpflichtet. Andreas Weimann, bis Ende Juni bei Aston Villa unter Vertrag, wechselte hingegen von der Premiere League in die zweite Liga zu Derby County.

In der abgelaufenen Saison hatte zumeist Jose Mourinho gut lachen. Der streitbare Portugiese holte mit Chelsea in überlegener Manier den fünften Meistertitel der Clubgeschichte. Die „Blues“ setzen nun auf Bewährtes, der Kader blieb praktisch bestehen. Der von Stoke City geholte Keeper Asmir Begovic ersetzt den zu Arsenal gewechselten Petr Cech. Stürmer Radamel Falcao – zuletzt bei Manchester United unauffällig – kam für den nach Kanada abgewanderten Didier Drogba leihweise von Monaco.

„Es ist eine große Herausforderung, die Mannschaft praktisch ohne Neuverpflichtungen weiter zu verbessern. Ich bin mehr als glücklich darüber, und die Spieler nehmen diese Aufgabe mit offenen Armen an“, meinte Mourinho vor dem Start in die neue Saison. Er sah dies auch als Vertrauensvorschuss für die Profis vonseiten der Verantwortlichen. „Selbst wenn die anderen groß investieren, wir halten an euch fest, wir glauben an euch“, betonte Mourinho.

Der 52-jährige Erfolgscoach verlor mit Chelsea am vergangenen Wochenende den Community Shield, den englischen Supercup, gegen Arsenal mit 0:1. An der Favoritenrolle des Teams von der Stamford Bridge änderte dies in den Wettbüros aber nichts. Als erster Herausforderer gilt Vizemeister Manchester City, auf den Plätzen folgen Arsenal und Manchester United. Liverpool geht im Jahr eins nach Steven Gerrard wieder einmal als Außenseiter ins Titelrennen.

Die „Reds“ sorgten nach Luis Suarez im Vorjahr (für 81 Mio. zu Barcelona) auch heuer wieder für den bisher teuersten Transfer in England. Der 20-jährige Raheem Sterling wechselte ligaintern um kolportierte 62 Millionen Euro von Liverpool nach Manchester. Für City war es der Königstransfer in der Sommerpause. „Er hat Qualitäten, die wir in unserer Mannschaft bisher nicht hatten“, betonte Trainer Manuel Pellegrini.

Der stets unter Erfolgsdruck stehende Chilene will neben der Meisterschaft endlich auch auf europäischer Ebene, sprich der Champions League, um Trophäen mitmischen. „Ich bin sicher, dass wir ein sehr wettbewerbsfähiges Team für alle Bewerben stellen“, meinte Pellegrini, für den sich diesbezüglich die wohl letzte Chance bei City ergibt. Glaubt man Presseberichten, bemüht sich der Scheich-Club um Pep Guardiola, der beim FC Bayern noch bis Sommer 2016 unter Vertrag steht.

In Sachen Investment steht City Stadtrivale United in Nichts nach. Auch im zweiten Sommer unter Louis van Gaal agierte der Rekordmeister als „Big Spender“. Für den Deutschen Bastian Schweinsteiger (vom FC Bayern), den Franzosen Morgan Schneiderlin (Southampton), den Italiener Matteo Darmian (Torino) und den Niederländer Memphis Depay (PSV Eindhoven) wurden in Summe mehr als 100 Millionen Euro ausgegeben.

Geht es nach Van Gaal, soll der 20-fache englische Champion heuer im Titelrennen mittendrin sein. „Wir müssen um die Meisterschaft kämpfen, die Nummer eins bis zum Ende herausfordern. Vielleicht sind wir es ja dann“, sagte der Niederländer. Ihm könnte noch Angel di Maria abhandenkommen, der Argentinier steht vor einem Wechsel zu Paris St. Germain. Die dafür eingestreiften Millionen würden wohl umgehend reinvestiert werden. Wie Van Gaal in der Vorbereitung betonte, fehlt United noch ein richtiger Superstar.

Die Schallmauer von 500 Millionen Pfund (711,44 Mio. Euro) für Sommer-Transfers durchbrachen die 20 Erstligisten laut der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte bereits vergangenen Freitag. Das Transferfenster ist noch bis 1. September offen, im Vorjahr gaben die Clubs vor dem Saisonstart die Rekordsumme von 835 Mio. Pfund (1,19 Mrd. Euro) für Transfers aus. Möglich macht diese Summe vor allem der TV-Deal der Liga.

Dieser wird ab dem kommenden Jahr noch lukrativer. Für die Jahre 2016 bis 2019 zahlen Sky und BT Sport allein für die heimischen Übertragungsrechte über 6,9 Milliarden Euro. Das entspricht 13,45 Millionen Euro für jedes Spiel. Dementsprechend wichtig ist es vor allem für die kleineren Vereine, in der Premier League Fuß zu fassen. Das Rennen gegen den Abstieg verspricht erneut Brisanz.

Programm der 1. Runde der englischen Premier-League-Saison 2015/16:

Samstag: Manchester United – Tottenham Hotspur (Wimmer/13.45 Uhr), Bournemouth – Aston Villa, Everton – Watford (Prödl), Leicester City (Fuchs) – Sunderland, Norwich City – Crystal Palace (alle 16.00), Chelsea – Swansea City (18.30). Sonntag: Arsenal – West Ham United, Newcastle United – Southampton (beide 14.30), Stoke City (Arnautovic) – Liverpool (17.00). Montag: West Bromwich Albion – Manchester City (21.00)