Fußball: Testphase für Videobeweis abgesegnet

Cardiff/Frankfurt (SID) Grünes Licht für die Revolution: Die Regelhüter des Fußball-Weltverbands FIFA haben am Samstag einer Testphase für den Videobeweis erwartungsgemäß zugestimmt. Damit wird die technische Unterstützung für die Schiedsrichter mit hoher Wahrscheinlichkeit auch in der Bundesliga erprobt werden. Bis jedoch die Technik über Tore, Elfmeter und Platzverweise entscheiden kann, werden noch zwei Jahre vergehen.

„Auf DFL-Seite sind wir natürlich sehr zufrieden mit dieser Entscheidung. Mit dem Ja zu den Tests für den Videobeweis wurde der mehrheitlich positiven Stimmungslage Rechnung getragen“, sagte DFL-Direktor Ansgar Schwenken in einer Stellungnahme am Samstag. Die DFL werde sich nun gemeinsam mit dem DFB sehr aktiv in die auf zwei Jahre ausgerichtete Testphase einbringen. „Wenn alle noch offenen Fragen mit der FIFA geklärt sind, wollen wir schon zur kommenden Saison 2016/17 mit der ersten Phase starten. Wichtig ist uns bei der Umsetzung vor allem, dass das Fußballspiel dennoch seinen eigentlichen Charakter behält“, betonte Schwenken.

Das International Football Association Board (IFAB) hatte am Samstag seine 130. Hauptversammlung im walisischen Cardiff abgehalten. An der Sitzung des IFAB nahm auch der neue FIFA-Präsident Gianni Infantino (Schweiz) teil.

Die Bundesliga sieht sich gerüstet. „Wenn die Tests zugelassen werden, können wir sie mit am schnellsten umsetzen, da wir über eine eigene Produktionsfirma besitzen“, hatte Christian Seifert, Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga (DFL), gesagt. Der DFL-Boss warnte allerdings auch vor Schnellschüssen: „Ich gehöre nicht zu denen, die sagen, Fehler gehören dazu. Dazu geht es um zu viel. Aber es wird eine grundlegende Veränderung des Spiels sein. Deshalb muss es sehr gut durchdacht sein. Man muss es sehr seriös prüfen und darf es nicht übers Knie brechen.“

Geplant ist deswegen die „sanfte“ Einführung der Technik. In der kommenden Saison 2016/17 soll es zunächst einen Test im Offline-Modus geben, in der folgenden Spielzeit ist dann ein direkter Eingriff möglich, der aber auch noch ohne Auswirkungen auf die Partie durchgeführt werden soll.

„Wir befinden uns im Jahr 2016, wir dürfen unsere Augen vor neuer Technologie nicht verschließen“, sagte Infantino zuletzt: „Wir müssen reale Tests machen und uns die Angelegenheiten anschauen.“

Fest steht bereits, dass in der Bundesliga lediglich der Referee die Aufnahmen anfordern kann. In einigen anderen Ligen – insgesamt hatten sich neun beim Weltverband FIFA für die Testphase beworben – sollen dagegen sogenannte Challenges der Mannschaften wie im Tennis möglich sein.

Das kommt hierzulande nicht infrage. „Uns ist wichtig, dass das Schiedsrichter-Team Herr des Geschehens bleibt“, hatte  Schwenken betont. Herbert Fandel, der Vorsitzende des DFB-Schiedsrichter-Ausschusses, verdeutlichte, dass der Unparteiische auf dem Feld auch weiterhin der Chef ist: „Es geht nicht, dass sich die Assistenten einmischen. Es muss eine klare Struktur in der Kommunikation geben“, sagte Fandel: „Die Spielleitung muss in einer Hand liegen.“

Die Videoaufzeichnung soll ausschließlich bei den drei spielentscheidenden und umstrittenen Situationen angefordert werden: bei Toren, Elfmetersituationen und Platzverweisen.

Fandel schwebt vor, dass altgediente Schiedsrichter und Ex-Referees künftig als sogenannter Video-Assistent eingesetzt werden sollen. „Sie haben die notwendige Ruhe. Erfahrung spielt hier eine wichtige Rolle“, merkte der 51-Jährige an. Gut möglich, dass aufgrund der neuen personellen Bedürfnisse der Kader der Bundesliga-Schiris auf 26 aufgestockt wird.

Der Video-Assistent soll an einem zentralen Ort oder im Stadion sitzen und kann die TV-Bilder als Basis nutzen. Die Kostenübernahme müsse allerdings noch mit der FIFA geklärt werden.

SID mj rd

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